Bestimmte Themen haben bei uns Medienmenschen fixe Zeiten. Tod und Sterben stehen in der Regel zu Allerheiligen und in der Karwoche am Programm. Da wird der Tod aus dem Hinterzimmer hervorgeholt und darüber philosophiert, wie wir mit dem sonst all zu gern verdrängten Tod und der eigenen Endlichkeit umgehen. Da fragen nicht nur Kinder,
warum die Macht Gottes nicht reicht, um  sinnloses Sterben unschuldiger Menschen zu verhindern. Da zitieren Agnostiker gerne Stendhal, der meinte, die einzige Entschuldigung Gottes für all das Leid könne nur sein, dass er nicht existiere. Und da wird von Gläubigen gefragt, wie es in einem immer noch christlichen Land möglich ist, dass der Karfreitag, jener Tag, an dem Jesus ans Kreuz genagelt wurde, kein Feiertag ist, sondern nur ein frei wählbarer Urlaubsfeiertag. Oder der – wie der Kanzler meinte – „nur vier Prozent der Protestanten“ betreffen soll. Eine Leserin hat letztes Jahr 45 Mitarbeitern am Karfreitag frei gegeben. „Schließlich möchte ich“, schrieb sie, „meinem Ruf als Protestantin gerecht werden und ein Zeichen setzen“.