Immerhin: Die Wahlbeteiligung bei der Präsidentschaftswahl in Nordmazedonien lag über 40 Prozent, womit die Stichwahl gültig ist. Dennoch ist die niedrige Wahlbeteiligung in einem Land, das zur NATO will und bereits Beitrittsgespräche führt und nach der Einigung im Namensstreit mit Griechenland auch auf solche mit der EU hofft, befremdlich gering. Freilich: 370 Euro Durchschnittseinkommen und eine offizielle Arbeitslosenrate von 20 Prozent rauben den Nordmazedoniern die Kraft. Die Abwanderung junger Menschen, der Kampf gegen die nach wie vor grassierende Korruption und für mehr Pressefreiheit, das unterfinanzierte Bildungs- und Gesundheitssystem und eine schwierige Wirtschaftslage halten das Westbalkan-Land in Schach. Doch bis jetzt war Nordmazedonien auch ein seltenes Beispiel für eine mehr oder minder funktionierende multiethnische Demokratie in einer instabilen Region. Schade, dass gerade auch dort vergessen wird: Die Politik bestimmt das Leben der Wähler und Nicht-Wähler. Aber zuerst bestimmen nur die Wähler die Politik.