Wie viel Ahnung haben Medienmenschen von der Praxis? Eine Frage, die mir ein Leser und Unternehmer gestellt hat, einer jener, dem man hohe soziale Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein zuschreiben kann. Was ich ihm antwortete? Zunächst – ich gebe es zu – habe ich mich einmal geräuspert. Warum? Weil ich ahnte, worum es ging. Um die Berichterstattung über diverse EU-Gesetze wie das Lieferkettengesetz. Sie wissen, jenes Gesetz, das Firmen mit über tausend Mitarbeitern und mehr als 450 Millionen Umsatz verpflichtet, die sozialen und ökologischen Auswirkungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu prüfen. Inkludiert somit auch jeden kleinsten Zulieferer, bei dem ebenfalls menschenrechtliche und umweltbezogene Risiken ermittelt werden müssen. Ein Gesetz, das im ORF wie in Printmedien oft mit einem ebenso vereinfachenden wie schlichten Hinweis abgehandelt wurde: „Wer g e g e n Kinderarbeit ist, muss für das Lieferkettengesetz sein.“ Logische Schlussfolgerung: Wer gegen dieses Lieferkettengesetz ist, ist für Kinderarbeit. Schert sich somit nicht um Menschenrechte.