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0,5 Liter. Um so wenig ist der reale Spritverbrauch von Österreichs Diesel-Pkw in den vergangenen 20 Jahren gesunken. Während die Zahl der Insassen zurückgeht – laut Umweltbundesamt sitzen in 100 Pkw im Schnitt nur 114 Personen – wurden die Pkw immer breiter und schwerer. Damit wurden Effizienzgewinne bei Motoren wieder zunichtegemacht, zum Schaden der Umwelt und der Bevölkerung, die deshalb höhere Spritkosten hat.

Zusätzlich zum höheren Verbrauch nimmt mit dem Gewicht auch der Reifenabrieb zu, wodurch mehr gesundheitsschädliches Mikroplastik in Böden, Gewässer und Luft gelangt. Schon im Physikunterricht haben wir gelernt, dass die Bewegungsenergie, die beim Aufprall eines Autos zerstörerisch wirkt, von Geschwindigkeit und Masse abhängt. Je schwerer das Auto, umso größer die Bewegungsenergie.  Damit steigt bei Unfällen das Risiko schwerster Verletzungen, insbesondere für Fußgängerinnen und Fußgänger. Und breitere und größere Pkw benötigen zulasten anderer beim Fahren und beim Parken mehr Platz. Parkende überbreite Pkw behindern in Städten immer wieder auch Busse und Straßenbahnen. Die Folge: Massive Verspätungen für die Öffi-Fahrgäste.

Viele Menschen leiden unter den Folgen der wachsenden Anzahl überbreiter und schwerer Autos. Nun versuchen Städte über differenzierte Parkgebühren gegenzusteuern. Große Autos, die mehr Platz benötigen, zahlen mehr als die kleineren. So wie bei Mehrparteienhäusern für größere Wohnungen ein höherer Anteil an den allgemeinen Betriebskosten zu zahlen ist als für kleinere Wohnungen. Das in Paris diskutierte Modell zielt auf Pkw ab, die von außerhalb in die Stadt fahren. Die sozialdemokratische Bürgermeisterin Anne Hidalgo denkt hier auch an die Gesundheit der Menschen, die entlang der Stadteinfahrten wohnen. In deutschen Städten wird beim Anwohnerparken angesetzt. So wird in Koblenz ab März der Preis fürs „Parkpickerl“ von der Größe des Pkw abhängig sein. Für einen Porsche Cayenne ist mehr zu bezahlen als für einen VW Caddy oder einen Skoda Fabia. Es macht Sinn, Parkgebühren von der Größe der Pkw abhängig zu machen.

Aus Sicht des VCÖ ist es zudem wichtig, das Problem an der Wurzel zu packen. Es braucht bessere Vorgaben in der EU an die Hersteller, damit mehr schlanke und sparsame Modelle auf den Markt kommen. Die Hersteller haben bereits in den 90er Jahren das 3-Liter-Auto versprochen. Ohne den XXL-Trend könnte das 3-Liter-Auto heute der Standard sein. Spritkosten und CO₂-Ausstoß wären um die Hälfte niedriger, der Platzverbrauch der Autos geringer, ebenso Reifenabrieb und andere Umweltbelastungen. Davon würden sehr viele Menschen profitieren.

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In Paris sollen die Parkgebühren für Sports Utility Vehicles, kurz SUVs, auf unglaubliche 18 Euro pro Stunde erhöht werden. Was steckt dahinter? Die Einwohner der französischen Hauptstadt haben sich vergangenen Sonntag dafür ausgesprochen, dass SUV-Besitzer, die nicht aus Paris kommen – insbesondere Pendler – mehr fürs Parken zahlen sollen. Das Motto lautet also nicht generell „SUVs raus“, sondern nur „fremde SUVs raus“. Und: Nur rund drei Prozent der Stimmberechtigten haben den Vorschlag unterstützt – ein klares Bürger-Votum sieht anders aus.

Dennoch gibt es auch in Österreich Stimmen, die nach ähnlichen Maßnahmen rufen. Doch trotz Ankündigungen liegt bis heute kein konkreter Plan vor. Der Grund ist offensichtlich: Die Umsetzung ist in der Realität kompliziert, denn im österreichischen Kraftfahrrecht existiert der Begriff „SUV“ nicht.

Wie sollen SUVs also definiert werden, um sie anschließend mit höheren Parkgebühren zu belegen? Über das Gewicht, wie in Paris? Dann trifft man auch viele E-Autos, die oft drei- bis vierhundert Kilo mehr auf die Waage bringen als Verbrenner ähnlicher Größe. Setzt man die Gewichtsgrenze für Stromer – wie in Paris – höher an, ist das für parkende Autos, die in diesem Moment keine Schadstoffe ausstoßen, kaum sachgerecht und wahrscheinlich verfassungswidrig.

Also doch über die Fahrzeug-Größe? Damit trifft man auch zahlreiche Kleintransporter von Handwerkern und Familien-Fahrzeuge, wie Kombis oder Family-Vans. Entsprechende Ausnahmen würden den Vollzug wiederum extrem verkomplizieren. Statt einer Bremse für SUVs hat man schnell ein Verwaltungs-Monster.

Will man dem Thema ständig größer werdender Pkws seriös zu Leibe rücken, muss man auf europäischer Ebene bei der Typengenehmigung ansetzen. Das dauert zwar, jedoch können nur Standards für Länge, Breite und Höhe dem Trend „wachsender“ Automodelle entgegenwirken. Außerdem wäre so Planbarkeit für Konsumenten gegeben, statt sie mit massiven Mehraufwänden zu belasten. Freilich würde das auf Kosten der Wahlfreiheit der Verbraucher gehen – und auch auf Kosten der Sicherheit. Denn weniger Volumen bedeutet auch kleinere Knautschzonen, sowohl im als auch außerhalb des Fahrzeugs.

Auch wenn es gegenüber einem simplen „SUVs raus“ fast langweilig klingt: Der beste Weg, Menschen zur Änderung ihres Mobilitätsverhaltens zu bewegen, ist und bleibt es, Alternativen anzubieten. Den öffentlichen Verkehr ausbauen, Ruf-Busse einführen, Mitfahren fördern – all das ist halt harte politische Arbeit. 

Straßenumfrage: Soll Parken für größere Autos teurer werden?