Der Rap- und Dancehall-Musiker RAF Camora sowie ein
Bekannter sind am Freitag vom Vorwurf des Raufhandels freigesprochen
worden. Der 38-Jährige und sein Freund mussten sich vor dem Wiener
Straflandesgericht verantworten, weil sie im vergangenen Frühsommer
den Angestellten eines Würstelstandes in der Leopoldstadt
zusammengeschlagen haben sollen. Zeugen und das Opfer entlasteten
die beiden jedoch. Der Freispruch ist bereits rechtskräftig.
Zu der Schlägerei war es am 17. Juni beim Prater gekommen, als
der Musiker und weitere Teilnehmer eines Videodrehs für den Song
"Letztes Mal" hungrig zu dem Würstelstand kamen, um Hot Dogs zu
bestellen. Der Betreiber des Standes gab jedoch kund, kein Gebäck
mehr zu haben. Daraufhin kam es zu dem Disput. Es fielen
gegenseitige rüde Beschimpfungen, ehe einer von RAF Camoras
Begleitern zunächst eine E-Zigarette und dann einen Aschenbecher in
den Würstelstand schoss. Der Mann, der den Streit angezettelt haben
soll, konnte wegen eines positiven Corona-Tests nicht vor Gericht
erscheinen. Sein Verfahren wurde heute ausgeschieden.
"Der war on fire"
Die Lage beim Prater eskalierte, der Würstelverkäufer habe mit
dem Messer geschwungen und sei damit dann auch aus dem Stand
gerannt, um auf den Mann loszugehen. "Ich habe mir nur gedacht:
Krass", sagte RAF Camora alias Raphael Ragucci bei seiner Aussage
vor Richter Patrick Aulebauer. Er meinte, die Aggression sei vom
Wurstverkäufer ausgegangen. "Der war on fire", so der 38-Jährige,
der morgen bereits wieder in Stuttgart auftritt. Der Musiker meinte
noch zu seinen Begleitern: "Lass gehen. Lass abhauen."
Der Würstelverkäufer stolperte jedoch und verlor das Messer, das
dann der nun Mitangeklagte mit seinem Fuß unter einen Mistkübel
kickte. Als die Streithähne aufeinander einprügelten, haben er und
der Freund noch versucht, sie zu trennen. Doch der Wurstverkäufer
sei "groß und bullig" gewesen, sagte der Rapper-Kollege. "Es war
schwer, die beiden auseinander zu bringen."
Laut Strafantrag soll der Mann angegriffen, zu Boden geschlagen
und über den Asphalt geschleift worden sein. Im Spital wurden später
Prellungen, Blutungen am linken Ohr und Hämatome festgestellt. Der
Würstelverkäufer befand sich sechs Tage lang im Krankenstand. Der
36-Jährige gab an, dass es bei den Angreifern um jenen, dessen
Verfahren ausgeschieden wurde, und einen "Kräftigen mit Glatze"
gehandelt habe. Die beiden nun auf der Anklagebank Sitzenden -
vertreten von Philipp Wolm und Klaus Ainedter - "waren's nicht", so
der Zeuge.
Der Gerichtssaal 303, der eigentlich für Schwurverhandlungen
vorgesehen und dementsprechend groß ist, war bis auf den letzten
Platz gefüllt. Neben einem Großaufgebot an Presse befanden sich
zahlreiche Fans auf den Stehplätzen. Die Polizei sicherte den Gang
vor dem Saal.
Für eine anklagekonform Verurteilung hätte den Männern bis zu
sechs Monate Haft oder eine Geldstrafe von bis zu 360 Tagessätzen
gedroht.