Der britische Popstar Ed Sheeran hat den Urheberrechtsprozess um seinen Welthit "Shape of You" gewonnen. Der Londoner High Court urteilte am Mittwoch, dass der 31-Jährige keine Teile der Melodie von einem anderen Song plagiiert habe. Sheeran habe "weder absichtlich noch unterbewusst" Teile von "Oh Why" übernommen, erklärte Richter Antony Zacaroli. Er sah Ähnlichkeiten, aber auch erhebliche Unterschiede in der betreffenden Passage.

Die Musiker Sami Chokri und Ross O'Donoghue hatten Sheeran vorgeworfen, Teile der Melodie ihres zwei Jahre vorher veröffentlichten Songs "Oh Why" übernommen zu haben. Ihr Anwalt Andrew Sutcliffe sagte vor Gericht, Sheeran sei zweifellos "sehr talentiert, er ist ein Genie". Aber manchmal sei er auch eine diebische "Elster": Er borge sich für seine Lieder die Ideen anderer aus und streite es ab, wenn er denke, "dass er das ungestraft tun kann".

Sheeran und seine beiden Co-Autoren Steven McCutcheon und John McDaid wiesen die Anschuldigungen zurück. Während des Prozesses hatte Sheeran unter anderem gesungen und Melodien gesummt, um die Vorwürfe zu entkräften. Um zu verdeutlichen, wie verbreitet die fragliche Tonfolge von "Shape of You" sei, sang und summte er unter anderem Nina Simones Klassiker "Feeling Good" und den 90er-Jahre-R&B-Hit "No Diggity" der Band Blackstreet.

Sheeran hatte "Shape of You" gemeinsam mit McDaid und McCutcheon komponiert, der 2017 veröffentlichte Song gilt als sein bisher größter Erfolg. Mit mehr als drei Milliarden Aufrufen ist er der meistgestreamte Song auf Spotify. Sheeran und seine beiden Co-Autoren verdienen an dem Song der BBC zufolge jährlich umgerechnet rund sechs Millionen Euro. Ein Zehntel davon war während des Rechtsstreits eingefroren worden. Sheeran hatte noch vor der Einreichung der Klage selbst bei Gericht um die Klärung der Vorwürfe gebeten.

Große Erleichterung

Über die Entscheidung zeigte sich Sheeran erleichtert. Auf Instagram wandte er sich in einem kurzen Video an seine Fans. "Ich hoffe, dass mit diesem Urteil künftig unbegründete Ansprüche wie dieser vermieden werden können", sagte er. "Es gibt nur eine bestimmte Anzahl von Noten und sehr wenige Akkorde, die in der Popmusik verwendet werden, und Zufälle sind vorprogrammiert, wenn täglich 60.000 Songs auf Spotify veröffentlicht werden."

Sheeran machte auch deutlich, dass ihm die Vorwürfe persönlich nahe gegangen waren. "Ich bin kein Rechtsgebilde und keine Körperschaft, ich bin ein menschliches Wesen, ich bin ein Vater, ein Ehemann und ein Sohn", so Sheeran weiter. Rechtsstreitigkeiten seien keine angenehme Angelegenheit. In einer schriftlichen Stellungnahme mit seinen beiden Co-Autoren schrieb Sheeran: "Solange wir in Rechtsstreitigkeiten verwickelt sind, machen wir keine Musik und spielen keine Konzerte."