Es ist verständlich, dass man bei dieser Taille irgendwie automatisch die Luft anhält. Gerade nach einem Homeoffice-Marathon in der Post-Pandemie, wo die Schleusen der Kalorienzufuhr bisweilen weit geöffnet waren. In der heutigen Zeit würde uns Christian Dior mit der Silhouette des „New Look“ wohl keine Freude bereiten. Aber im Februar 1947, also vor 75 Jahren, revolutionierte der Franzose die Mode. Die Ausgangslage war gerade günstig: Zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war das Bedürfnis nach Schönheit und Eleganz geradezu übermächtig. Dior, der ein abgeschlossenes Politikstudium hatte und als Modeskizzenzeichner arbeitete, entwarf ab 1937 erste eigene Modelle. Zehn Jahre später sorgte er mit seiner „Ligne Corolle“, der Blütenkelch-Linie für Furore. Die Schultern rund, die Taille schmal, der Rock weit schwingend. Opulent die Stoffauswahl und der Stoffverbrauch. Diors Antrieb war die Ästhetik, die Verschönerung der Frau sein Ziel. Der Entwurf wurde innerhalb kürzester Zeit State of the Art. Hinzu kam, dass die damalige Harper’s Bazaar-Chefredakteurin Carmel Snow die Linie gleich mit einem Begriff adelte: „New Look“. In einer Zeit des allgemeinen Wirtschaftsaufbruchs war das kein schlechtes Verkaufsargument.