Bei dem vierstündigen Konzert verlas Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstagabend auf der Bühne Glückwünsche des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der Netrebkos weltweit bewunderte Gesangskunst würdigte. Putin war nicht selbst gekommen, weil er sich nach mehreren Coronafällen in seinem Umfeld isolieren muss.
Netrebkos "schillernde Individualität, Ihre fabelhafte künstlerische Darstellungskraft, Ihre in dieser Schönheit und diesem Klang seltene Stimme" begeistere Millionen Menschen in vielen Ländern, meinte Putin."Russland ist stolz auf Sie als Vertreterin unserer heimischen Gesangschule", die international Erfolge feiere.
Putin würdigte Netrebko, die ihn schon bei der Präsidentenwahl unterstützte, als "offenen, bezaubernden und gutherzigen Menschen mit einem lebensbejahenden Charakter und einer klaren Position als Bürgerin". Die Diva lächelte gerührt, als ihr Peskow die Worte vorlas.
Gala mit Klassik-Stars
"Ihre Auftritte, Konzerte in der Heimat - das sind immer große, ersehnte Ereignisse, ein echtes Fest der Schönheit und der hohen musikalischen Kunst", sagte Putin. Bei der im Staatsfernsehen am Samstag übertragenen Gala traten unter anderem auch Stars wie Placido Domingo als Dirigent am Pult und der Tenor Rolando Villazón auf. Die Gala fand am Vorabend des letzten Tages der russischen Parlamentswahl statt, bei der das Kreml-Lager Einbußen befürchten muss.
Netrebko lebt mit ihrem Mann Yusif Eyvazov und ihrem Sohn Tiago in Wien und ist seit 2006 auch im Besitz eines österreichischen Passes. Sie verbringt jedoch auch viel Zeit in Moskau, St. Petersburg und New York. Sie ist an der Wiener Staatsoper, der Metropolitan Opera, der Mailänder Scala, dem Moskauer Bolschoi-Theater und anderen führenden Häusern präsent. Seit dem Jahr 2017 trägt sie den österreichischen Berufstitel der Kammersängerin.
Die aus dem südrussischen Krasnodar stammende Netrebko studierte am Konservatorium in Putins Heimatstadt St. Petersburg, wo sie damals auch als Reinigungskraft am Mariinski-Theater arbeitete. Im Jahr 1994 wurde sie dort engagiert. Sie überzeuge den Intendanten Waleri Gergijew, der sie noch kurz zuvor am Theater putzen gesehen hatte. Den internationalen Durchbruch schaffte sie 2002, als sie bei den Salzburger Festspielen als Donna Anna in "Don Giovanni" unter dem gestrengen Maestro Nikolaus Harnoncourt debütierte.