Mit einer bewegenden Ansprache in der Nationalen Kathedrale in Washington hat der frühere Präsident George W. Bush von seinem Vater George H. W. Bush Abschied genommen. "Wenn die Geschichtsbücher geschrieben werden, wird es dort heißen, dass George H. W. Bush ein großartiger Präsident der Vereinigten Staaten war", sagte George W. Bush am Mittwoch bei der Trauerfeier.

"Er zeigte mir, was es bedeutet, ein Präsident zu sein, der mit Integrität dient, mit Mut führt und mit Liebe in seinem Herzen für die Bürger unseres Landes handelt." George W. Bush war seinem Vater acht Jahre nach dessen Ausscheiden im Präsidentenamt nachgefolgt.

George W. Bush erzählte von dem letzten Telefonat mit seinem Vater unmittelbar vor dessen Tod am Freitag vergangener Woche. "Ich sagte, Papa, ich liebe Dich und Du bist ein wunderbarer Vater gewesen. Und die letzten Worte, die er je auf Erden sagen würde, waren: Ich liebe Dich auch." George W. Bush nannte seinen Vater "einen großartigen und großzügigen Mann, den besten Vater, den ein Sohn oder eine Tochter haben könnte". Zum Ende seiner Ansprache versagte ihm die Stimme.

George W. Bushs Ansprache war aber auch von Humor durchsetzt. "Für uns war er fast perfekt, aber nicht ganz perfekt", sagte der Sohn. "Auf der Tanzfläche war er nicht wirklich Fred Astaire."

41. US-Präsident

Bush war am vergangenen Freitag im Alter von 94 Jahren in seinem Haus in Houston (Texas) gestorben. Er war der 41. Präsident der Vereinigten Staaten und regierte von 1989 bis 1993.  Mit einem Staatsakt haben die USA Abschied von ihrem verstorbenen früheren US-Präsidenten  genommen. An der Trauerfeier am Mittwoch in der Nationalen Kathedrale in Washington nahmen Staatenlenker aus aller Welt teil, unter ihnen die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

US-Präsident Donald Trump und seine Ehefrau saßen während des Gottesdienstes in einer Reihe mit seinen Amtsvorgängern Barack Obama, Bill Clinton und Jimmy Carter sowie deren Ehefrauen. In der Nähe saßen auch der älteste Sohn des Verstorbenen, Ex-Präsident George W. Bush, und seine Frau Laura. Es war das erste Mal, das Trump zeitgleich mit den den vier Amtsvorgängern zusammentraf. Für Trump war es eine heikle Begegnung, da er insbesondere Barack Obama sowie Bill und Hillary Clinton immer wieder polemisch attackiert hat.

"Tag der Feier für einen großen Mann"

Trump erklärte kurz vor der dortigen Zeremonie, dies sei "keine Beerdigung, sondern ein Tag der Feier für einen großen Mann, der ein langes und herausragendes Leben geführt" habe. "Er wird vermisst werden!" schrieb der Präsident im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Bei dem Trauergottesdienst stand die Bush-Familie im Vordergrund, Trump hielt keine Rede. Bei seiner Ankunft in der Kathedrale schüttelte George W. Bush dem amtierenden Präsidenten die Hand, ihr Verhältnis gilt als unterkühlt. Sowohl George H. W. Bush als auch sein ältester Sohn hatten bei der Präsidentschaftswahl 2016 nicht für den republikanischen Parteikollegen Trump gestimmt. Trump wiederum hatte sowohl George W. Bush als auch dessen Bruder Jeb Bush, den Ex-Gouverneur von Florida, in der Vergangenheit hart angegriffen. An der Beisetzung der früheren First Lady Barbara Bush, der Gattin von George H. W. Bush, im April nahm Trump nicht teil.

Beisetzung

Nach dem Gottesdienst in Washington sollte der Leichnam in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) nach Houston zurückgeflogen werden. Dort wird er am Donnerstag an der Seite seiner Frau Barbara und seiner im Alter von nur drei Jahren an Leukämie verstorbenen Tochter Robin beigesetzt. Das Grab liegt auf dem Gelände der Gedächtnisbibliothek für den Ex-Präsidenten.

Zu Ehren Bushs hingen auch in Berlin die Fahnen am Mittwoch auf Halbmast. Der verstorbene Präsident hatte einen entscheidenden Beitrag zur deutschen Vereinigung geleistet.