Das Rundliche zeigt sich auch bei den Planeten und Hügeln, auf denen seine Figuren sitzen, sowie bei den Herzen, die über den Liebespaaren schweben. Nun wird der argentinische Zeichner Guillermo Mordillo 85 Jahre alt.
Schwer getroffen hatte den Freigeist 2015 der Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo". "Es gibt eine Zeit davor und danach (...) Es ist gefährlicher geworden, zu zeichnen", sagte er danach bei einer Ausstellungseröffnung im österreichischen Krems.
Mordillo wurde am 4. August 1932 als Sohn spanischer Einwanderer in Buenos Aires geboren. In den ersten Jahren als Künstler schlug er sich unter anderem als Zeichner für Glückwunschkarten durch - was ihn frustrierte. "Der glücklichste Tag in meinem beruflichen Leben war der Tag, als in meinen Job verlor", sagte er einmal.
Nach Stationen unter anderem in Lima, New York und Paris gelang ihm Ende der 60er-Jahre der Durchbruch: mit der Veröffentlichung seiner Cartoons in "Paris Match" und dann auch im "Stern" und anderen führenden Magazinen rund um die Welt. Selbst in China fand Mordillo viele Fans. In den 70er-Jahren galt er als meistveröffentlichter Zeichner weltweit.
Immer wieder ließ sich Mordillo von Städten inspirieren, als Hommage an Dresden zeichnete er die Frauenkirche in seinem Stil. Große, rundliche Mordillo-Figuren tummeln sich auch in Zeichnungen mit dem Schiefen Turm von Pisa, Big Ben in London und dem Roten Platz in Moskau.
Früher brauchte er zum Arbeiten immer Musik. Seit er 80 ist, bevorzugt er die Stille. Seit einigen Jahren publiziert Mordillo zudem kaum noch in Medien. Über Kalender, Puzzles, Bücher für Groß und Klein, T-Shirts, Plüschtiere und Uhren finden seine drolligen Figuren aber weiter viel Verbreitung.
Warum er überhaupt mit dem Zeichen anfing? Als Fünfjähriger sah er im Kino Schneewittchen. "Ich hörte nicht mehr auf zu zeichnen." Noch immer ist Mordillo produktiv: Um fünf Uhr morgens sitzt er schon am Zeichentisch, fast täglich beendet er ein Bild, immer von Hand. Den Computer braucht er nur, um die Bilder hochzuladen.
Seit mehreren Jahren arbeitet er zudem in Zusammenarbeit mit einer deutschen Produktionsfirma an einem Zeichentrick-Film seiner Figuren. Die Hauptperson in "Crazy Island" ist eine Giraffe - Mordillos beliebtestes Tier in seinen Zeichnungen -, die einen Tausendfüßler als Gegenspieler hat. Erstmals sprechen seine Figuren in dem 3D-Film, der 2019 auf die Kinoleinwand kommen soll.
"Was er mit seinen Bildern betreibt, ist reine Philosophie", sagt Hugo Maradei, Direktor des Humor-Museums von Buenos Aires. "Man kann sich anmaßen, universal zu sein, aber nicht jeder kommt wie Mordillo überall an." Vor einigen Jahren erläuterte Mordillo den Sinn seiner Arbeit so: "Jeder muss immer wieder lachen und sich fröhlich und glücklich fühlen, es gibt zu viel Leid in der Welt."