Pferdeflüsterer Monty Roberts hat am Sonntag erstmals auf Einladung in der Spanischen Hofreitschule mit eigenen Pferden sein Können gezeigt und begeisterte damit erneut das Wiener Publikum. Erfolgreich bekehrte er fünf "Problempferde". Sein Ausbildungskonzept unter dem Motto "Gewalt ist niemals die Antwort" bringt er in dieser Show seinem Publikum nahe.

Roberts versteht seine Technik nicht als Geheimnis. "Und ich flüstere ja auch nicht, ich gestikuliere nur. Pferde haben die 'Sprache der Stille'", betonte er. "Im Laufe meiner Kindheit hat mir mein Vater 71 Knochen gebrochen. 71! Und diese Knochenbrüche sind nicht alle behandelt worden, erst als Erwachsener habe ich jetzt fünf Rückenoperationen hinter mir. Glauben Sie mir, ich habe heute noch Schmerzen. Nach einem Krankenhausaufenthalt bin ich davongelaufen und draußen in der Natur habe ich mir geschworen: keine Gewalt mehr! Es muss auch ohne gehen!"

Einzeln in die Halle geführt

Die ausnahmslos jungen Pferde wurden einzeln in die Winterreithalle geführt, in der ein Round Pen (runder, eingezäunter Platz, Anm.) aufgebaut war. Der erste Rappe war ein schwarzer Hengst, den er in sechs Minuten zum Join Up brachte - das heißt, dass das Pferd nachgibt und bereit ist, dem Menschen zu folgen.

Der zweite Rappe war ein dreijähriger Wallach, der noch nie unterm Sattel war. Roberts begann ebenfalls mit dem Join Up, steigerte das Vorgehen dann mit dem Auflegen eines Sattels, dann longierte er eine Dummie-Puppe mit Doppel-Longe, bis letztendlich eine seiner Reiterinnen aus dem Team aufstieg.

Der dritte Kandidat, ein brauner Wallach, ließ seine Reiterin nicht aufsteigen und firmierte daher als Problemfall. Auch Monty Roberts hatte damit seine liebe Not, da dieser stur am liebsten die Menschen um ihn herum umrannte. Doch auch ihn bändigte er. Bei der anschließenden Signierstunde meint er dazu: "Er hätte unsere Hilfe gebrauchen könne, das war ein 'Strong Boy'."

Abschließend gaben sich zwei blutjunge Lipizzaner die Ehre: ein Schimmel, der sich vor Plastik fürchtet, der aber letztendlich anstandslos über eine Kunststoffplane marschierte und auch einen Stock mit Plastiksackerl als Instrument für Streicheleinheiten anerkannte.

Der zweite Lipizzaner sollte verladen werden. Dazu wurde ein Hängergespann aufgestellt, die Laderampe abgesenkt. Der Hänger bot die Möglichkeit durchzulaufen - der vordere Einstieg war geöffnet. Dann das obligate Join Up im Round Pen, gefolgt vom Überwinden einer Holzplatte und der Plastikplane. Schließlich wurden einige Teile des Round Pen abgebaut, neben dem Hänger aufgestellt, damit eine Gasse entstand. Monty wanderte in den Hänger und bat das Pferd nachzukommen. Zuerst sprang der Schimmel hinein und verließ mit Roberts vorne sofort wieder den Hänger. Nach einigen Wiederholungen entspannte sich der Lipizzaner und schlussendlich durfte auch die Besitzerin ihr Pferd durch den Hänger führen. Gerührt umarmte sie den "Pferdeflüsterer".

Immer wieder Bezug zum Vater

In der ganzen Show nahm Monty Roberts immer wieder Bezug auf seinen Vater. Mehrmals betonte er, dass seinem Vater kein Pferd freiwillig gefolgt sei. Mittlerweile hat der 82-Jährige, der sich selbst als Kommunikator zwischen Pferden und Menschen versteht, mehrere Tausend Pferde mit seiner Methode gezähmt und trainiert. In jungen Jahren war er als Stuntman bei Hollywood-Produktionen tätig oder als Rodeo-Reiter, was ihm unzählige Auszeichnungen einbrachte. Später überzeugte er als Züchter berühmter Rennpferde, Gastdozent an Universitäten und Bestsellerautor. Bekannt wurde er in Europa, als er 1989 die Pferde der britischen Königin Elizabeth II. betreuen durfte. Dafür bekam er 2011 den Royal Victoria Orden.