Ausverkaufte Hallenshows, überdimensionale Open-Air-Gigs und als erster österreichischer Musiker bei "MTV Unplugged": Für Andreas Gabalier lief es 2016 wie am Schnürchen. Der steirische Sänger, der seit gut acht Jahren Volksmusik mit Rock'n'Roll-Versatzstücken kreuzt, hat gelinde gesagt einen Lauf. Mit der APA sprach er über künftige Herausforderungen, sein Image und die Hymnen-Debatte.

Das ablaufende Jahr war für Sie mehr als erfolgreich. Sind Sie stolz auf das Erreichte?

Andreas Gabalier: Ein bisschen stolz kann man schon sein. Eigenlob stinkt zwar, aber man hat schon eine Freude wenn man sieht, was das bewegt hat. Gerade heuer hat das Größenordnungen angenommen, die bald schon unheimlich sind. (lacht) Man genießt, mit einer gesunden Bescheidenheit. Ich reise zu den Konzerten ja oft schon ein, zwei Tage früher an, um das ganze Flair zu inhalieren und mich zu akklimatisieren. Da muss man sich schon bewusst werden lassen, was da passiert ist: Wenn du in Berlin aufspielst, und dort warten 50.000 Leute auf dich in Lederhosen und Dirndl.

Bespielt man so große Stadien, muss man im Voraus planen. Die ersten Termine für 2017 stehen bereits - was kommt da noch, kann man das noch toppen?

Gabalier: Man muss es nicht toppen, sondern kann es auch einmal laufen lassen. Aber man kann sich auch den Hockenheimring vornehmen, um vielleicht die 100.000er-Marke zu knacken. Ein paar solche Meilensteine setzt man sich noch. Aus meiner Sicht gibt es außer einem internationalen Erfolg eigentlich nichts mehr, was man erreichen könnte - und der wird überhaupt nicht angestrebt. Sonst würde wohl das letzte bisschen Freizeit und Lebensqualität verschwinden, weshalb ich das nicht will. Der deutschsprachige Raum ist ein Traum, das passt, was da läuft. Vieles ist schon ausverkauft, wie auch die kleine Unplugged-Tour. Und im Herbst geht es dann ins Studio, um an ein paar neuen Songs zu feilen. Vielleicht schaffe ich es ja, erstmals ein Album halbwegs entspannt zu produzieren. (lacht)

Das "MTV Unplugged" war sicherlich etwas Besonderes. Was liegt Ihnen denn mehr: Der intime Rahmen oder doch das große Stadionkonzert?

Gabalier: Die Vielseitigkeit macht es farbenfroh und abwechslungsreich. Die großen Stadien sind natürlich ein absoluter Wahnsinn. Hat man dort schon gespielt, hofft man, dass es wieder passiert. Aber auch die Aufzeichnung für MTV hatte viel Charme, mit dem Wissen im Hinterkopf, dass das musikalisch der Ritterschlag schlechthin ist.

Was bei Ihnen gewissermaßen dazugehört: Sie polarisieren sehr stark. Gewöhnt man sich daran?

Gabalier: Das Polarisieren macht man ja nicht wirklich bewusst, das passiert bei einem gewissen Erfolg; durch diese Geschichte, die von einer gesunden Portion Erdigkeit begleitet ist, von einer bodenständigen Schreib- und Erzählweise. Teils ist es einfach das eigene Leben, das man zu Papier gebracht hat - mal etwas ausgeschmückt, dann wieder sehr echt. Das hat die Leute in der breiten Masse offenbar wirklich berührt. Und hätte es nicht so berührt oder polarisiert, würde man heute auch nicht da stehen wo man ist. Dass das parallel natürlich ein paar Neider mit sich bringt oder nicht jedem gefallen kann und eben auch Leute erreicht, die es theoretisch links liegen lassen könnten und nichts dazu sagen müssten, es aber nicht aushalten - dann ist das einfach so. Das ist mir nicht einmal wurscht, das gehört dazu. Ich sehe es auch als Zeichen dieses sehr großen Erfolges, dass Leute nicht daran vorbeikommen, obwohl es ihnen egal sein könnte.

Gewisse Dinge sprechen Sie ja selber immer wieder an, etwa die Hymnen-Debatte wie beim Stadthallen-Konzert in Wien. Ist Ihnen wichtig, das zu thematisieren?

Gabalier: Nein. Aber was bei der Hymnen-Diskussion passiert ist, war einfach heftig. Ich habe sie so gesungen, wie wir sie alle miteinander noch vor ein paar Jahren mit einer Selbstverständlichkeit gesungen haben. Was mich an dieser Geschichte gestört hat: Auf einmal ist man als großer Frauenhasser und bald schon rechts angemalt worden. Das ist medial so ausgeartet, dass man irgendwann dazu hat Stellung beziehen müssen. Das Schöne war: Man hatte das Land in seiner breiten Masse voll und ganz auf seiner Seite, das wurde auch kundgetan. Über die Monate hat sich das dermaßen aufgeschaukelt, dass man es selber nicht mehr wirklich im Griff gehabt hat.

Wie wichtig ist Ihnen grundsätzlich Ihr Image - also einerseits das musikalische, aber auch das, worüber wir gerade gesprochen haben?

Gabalier: Das gehört einfach dazu. Nach dieser medialen Aufmerksamkeit wurde jedes weitere Wort auf die Waagschale gelegt und aus vielem eine Geschichte gemacht, wo man vielleicht bei anderen nicht einmal irgendetwas geschrieben hätte. Prinzipiell ist das, was ich mache, nicht ganz verkehrt, sondern erfreut ein Millionenpublikum und zieht mittlerweile Jahr für Jahr Hunderttausende Besucher in die Konzerte. Es ist also nebenbei auch ein massiver Wirtschaftsfaktor. Diesen ganzen Trachtenboom nehme ich sehr wohl auch auf meine Kappe - da hat man auch steuertechnisch sehr viel für das Land getan. Deswegen ist mir das Image nicht ganz unwichtig.

Jegliche Kritik, die zum Teil auch unter der Gürtellinie stattfindet, lässt man daher nicht mehr ganz über sich ergehen, sondern hält zumindest mit einem Facebook-Posting entgegen. Und das erreicht in der heutigen Zeit auf meiner Seite ja mittlerweile ein Millionenpublikum, da gibt es eigentlich keine Tageszeitung, die so viele Leser hat. In Summe sind es ein paar vereinzelte Neider, die dir gern eine mitgeben. Eigentlich müsste man die auch links liegen lassen. Ich könnte die Kritik auf mir schon sitzen lassen, aber nicht auf den Fans. Da wird ja auch ein Publikum beleidigt, dem die Musik gefällt - da kann man nicht alles so im Raum stehen lassen.

(APA)