Die Botschaft mutet wie eine Mitteilung aus dem Irrenhaus an: Die interregionale Organisation "Kommunisten von St. Petersburg und Gebiet Leningrad" (KPL) hat einen offenen Brief an das neueste Bondgirl veröffentlicht. Die Schauspielerin Olga Kurilenko stammt aus der ukrainischen Kleinstadt Berdjansk an der Asowschen Küste. Sie bekam den Zuschlag für die Rolle im 007-Film "Quantum of Solace". Das missfällt den Kommunisten Petersburgs. "Im Namen aller Kommunisten wenden wir uns an dich, du unzüchtige Tochter der unglückseligen Ukraine und Deserteurin der slawischen Welt", heißt es in dem Brief. Sie habe sich "schändlich dazu hergegeben, eine Mätresse des blutigen Feindes des Sowjetvolkes, Saboteurs und Mörders James Bond" darzustellen.

Andere Rolle. Was Bond angehe, so habe er Hunderte von Sowjetmenschen und Bürgern des sozialistischen Lagers, darunter Kubaner, Vietnamesen, Nordkoreaner, Chinesen und Nicaraguaner in Spionagefilmen umgebracht. "Olga, was hielt dich davon ab, etwa die geliebte Frau des heldenhaften Kundschafters Stierliz zu spielen?", fragen die Verfasser. "Standartenführer Stierliz" ist der exsowjetische Superspion aus dem mehrteiligen Krimi "17 Augenblicke eines Frühlings". Es gelingt ihm angeblich, während des Zweiten Weltkrieges unbemerkt in der nahen Umgebung des Reichsführers SS Heinrich Himmler für die gerechte Sache zu kämpfen.

Vor 35 Jahren. Den Autoren des Briefes ist freilich entgangen, dass die 28-jährige Kurilenko beim besten Willen keine Stierliz-Freundin sein konnte. Die exsowjetische Filmserie erschien schon 1973. Doch auch der sonstige Lebenswandel der Ukrainerin erregt kommunistischen Anstoß. Kurilenko habe mit Nacktaufnahmen in Männermagazinen angefangen und sich "Stufe um Stufe" in das Bond-Bett hochgearbeitet.

Vergebung. Sie fühle sich offensichtlich wohl als Geliebte eines Mannes, der das Land, wo sie geboren wurde, jahrzehntelang "im Auftrag von Thatcher und Reagan zerstörte". Er war es, der Bomben in sowjetischen Fabriken gelegt, Gift in sowjetische Brunnen gestreut habe und als Straßenkehrer getarnt in die Wohnungen der Sowjetmenschen eingedrungen sei, heißt es. Vergebung könne Kurilenko nur verdienen, wenn sie den Filmbond Daniel Craig fessele und bei russischen "zuständigen Organen" abliefere.