Wer sein Geld mit seinem Gesicht verdient, sollte aufpassen, es nicht zu verlieren. Nachdem die Hollywood-Schauspielerin beim Filmfest in Cannes darüber sinnierte, China habe sich das verheerende Erdbeben in Sichuan mit seinem "schlechten Karma" selbst aufgebürdet, ist sie im bevölkerungsreichsten Land der Welt "faccia non grata" - das Gesicht, das keiner mehr sehen will.

Von Plakaten verbannt. Kinos wollen Stone-Filme nicht mehr ins Programm nehmen, Medien keine Bilder mehr drucken, und auch die französische Modefirma Dior, die bisher mit dem Lächeln der Blondine Chinesinnen umwarb, verbannte die Plakat-Ikone schnell aus den Schaufenstern, um nicht zur Zielscheibe von Steinen und nationalistischen Protesten zu werden.

Karma? Im lapidaren Plauderton hatte Stone das harte Vorgehen der chinesischen Sicherheitskräfte gegen tibetische Demonstranten im März mit der Erdbebenkatastrophe des 12. Mai in Verbindung gebracht, bei der nach jüngsten Zählungen 68.516 Menschen starben und über 15 Millionen Menschen evakuiert werden mussten. "Ich bin nicht glücklich darüber, wie die Chinesen die Tibeter behandeln, weil ich nicht denke, dass man unfreundlich zu anderen sein sollte", sagte die Schauspielerin. "Ist das Karma, wenn man nicht nett ist, dass dann böse Dinge passieren?"

Sturm der Entrüstung. In China entbrannte daraufhin ein Sturm der Entrüstung. Die Tonart gab die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua vor und nannte die 50-Jährige "öffentlichen Feind der Menschheit". Die Internetgemeinde stimmte sogleich ein: Stone, die im Chinesischen bisher als "Sitong" bekannt war, eine lautliche Übertragung ihres Namens, heißt im Blogger-Slang nun "Shitong": Scheißschüssel. "Wir sind 1,3 Milliarden Menschen und sollten nicht mit so jemandem über Menschlichkeit diskutieren", schrieb ein Blogger. Das Internetforum Sohu veröffentlichte Paparazzi-Fotos, die Stone oben ohne am Strand zeigen. "Halt den Mund, schamlose Ausländerin", schrieb ein Blogger dazu, ein anderer: "Sharon Scheißschüssel".

Kampagne gekappt. Die US-Schauspielerin hat sich für ihre Bemerkung sofort entschuldigt, offenbar auf Geheiß ihres Werbepartners Dior, der mit der schriftlichen Abbitte die Wogen zu glätten versuchte. Der Basic-Instinkt-Star sprach von "unangemessenen Worten" und verwies auf ihr 20-jähriges Engagement bei Hilfsorganisationen. Auch die chinesischen Erdbebenopfer wolle sie gerne unterstützen, erklärte sie. Doch diese wollen ihr Gesicht nicht mehr sehen und den Rest von ihr genauso wenig. Auch Dior China lässt Stones Entschuldigung kalt: Die Luxusmarke teilte mit, dass die Werbekampagne mit dem Hollywoodstar eingestellt wurde.