Okay, ein James-Brown-Konzert ist nicht bloß ein Konzert. War es nie. Und war es also auch gestern, Freitag, abend in der ausverkauften BA-CA-Halle des Wiener Gasometers nicht. Ein James-Brown-Konzert ist vielmehr eine einzige Huldigung des Einen: eben James Brown himself, des "Godfather of Soul", des "King of Funk" etc. - der historischen Stilikone der afro-amerikanischen Machos. Und als solches war es gut.

Aller Anfang ist schwer. Dem üblichen, penetranten "Einpeitscher" am Anfang folgten allerdings zuerst eine volle Stunde lang heruntergenudelte "Funk"-Nummern, dem genügsamen Wiener Publikum lustlos serviert wie für eine der billigeren Dinnershows in Las Vegas. Drei Schlagzeuger, fünf (!) Gitarristen, drei Bläser, vier mehr oder weniger knackige Chorgirls, eine Gastsängerin und zwei Aerobic-Tussis als Umrahmung eines mittlerweile - je nach Quelle 73- bis 76-jährigen - Alt-Stars müssen eben nicht zwangsläufig einen knochentrockenen Funk-Sound erzeugen, der in die Glieder fährt. Nicht einmal das - ohnedies patriotisch-stupide - "Living in America" mochte da besonders aufzuwecken.

I feel good. Doch dann kam, worauf in Wahrheit alle gewartet hatten: das letzte Viertel des Konzertes, eingeläutet von einem unendlich gedehnten, paraphrasierten "It's A Man's Man's Man's World". Und plötzlich war James Brown, wie er kniend ins Mikro röhrte, zum Niederknien. Er schickte das großartig-schmissige "I Feel Good" nach, ehe der Auftritt mit einer - einmal mehr - sensationellen und mitreißenden Version der obligaten "Sex Machine" seinen Höhepunkt erlebte. Auf einmal war die gesamte Band (die "Soul Generals") "funky" bis zum Abwinken, so dass man sich wirklich fragte, was die vorher eigentlich so getan hatten.

Karrierepausen. Alles in allem ist die wiedergewonnene Form des Godfather of Whatever irgendwie doch bewundernswert, auch wenn er seit Jahr(zehnt)en die Selbstbeweihräucherung konserviert. Sein Bühnen-Arbeitspensum ist heute sicher höher als bei seinen Serien von Schongang-Auftritten vor rund 20 Jahren. Vielleicht ist er aber auch einfach nur gut erholt, schließlich war er ja in den vergangenen Jahren wieder einmal für einige Zeit aus dem Verkehr gezogen und hatte die bereits bestens bekannte gesiebte Luft geatmet. Seine mehr oder weniger regelmäßigen "Karrierepausen" in Haftanstalten verdankt Mr. Brown dem Umstand, dass er bei Frauen immer wieder in jeden Sinn des Wortes hingelangt hat, ebenso wie bei illegalen Waffen und Drogen. Dennoch steht jetzt sein neues - sage und schreibe 101. - Album ante portas ("World Against The Grain" mit der bereits als Podcast veröffentlichten Single "Gut Bucket").