Herr Direktor, Sie stehen kurz vor Ihrem ersten Opernball als Chef des Hauses. Nervös?

DOMINIQUE MEYER: Nein, nervös bin ich nie, grundsätzlich nicht. Ich bin nicht der Typ. Was überwiegt, das ist Freude. Freude auf einen Abend mit sehr hohem künstlerischen Niveau.

Aber Sie betreten doch absolutes Neuland?

MEYER: Nicht ganz. Ich war schon 2010 als designierter Direktor der Staatsoper auf dem Ball und habe im Vorfeld die ganzen Arbeiten ein wenig mitverfolgen können. Ich habe mich also informieren können und wusste heuer, was mich erwartet.

Welche Bedeutung hat der Ball für Sie?

MEYER: Ich muss gestehen, dass ich bis zum Jahr 2007, bis klar war, dass ich Chef des Hauses werden würde, keine Ahnung von diesem Ball hatte. Man kennt den Opernball in Frankreich nicht, er war also auch mir fremd. Was man in Frankreich kennt, das sind das Haus als solches, natürlich die Wiener Philharmoniker und das Neujahrskonzert. Aber nicht den Opernball. Es gibt in Frankreich übrigens auch nichts Vergleichbares. Und was der Ball für mich persönlich bedeutet, das ist nicht so relevant. Aber wie gesagt, ich freue mich auf ihn und werde den Abend so gut es geht genießen.

Wie hat Ihnen der Ball 2010 denn gefallen?

MEYER: Gut, aber ein klein wenig chaotisch war es schon. Der Rummel ist unglaublich.

Und was bedeutet der Ball für die Oper? Für die ist er vermutlich sehr relevant.

MEYER: Natürlich. Zum einen vom wirtschaftlichen Standpunkt her, weil wir sehr gute Einnahmen machen. Zum anderen natürlich auch aus künstlerischer Sicht. Der Ball hat enorm hohe Einschaltziffern im Fernsehen, also wollen und müssen wir Werbung in eigener Sache für das Opernhaus machen und unsere Stärken zeigen. Daher legen wir heuer auch so großen Wert auf die Kunst, daher spielen heuer auch erstmals die Philharmoniker. Und die sind nur ein Beispiel.

Wie werden Sie persönlich den Abend erleben?

MEYER: Es wird hektisch werden, denn für mich läuft alles streng nach Plan. Leider. Da bleibt keine Zeit für einen spontanen Besuch in irgendeiner Loge, bei mir ist quasi jeder Weg schon im Vorfeld fixiert. Fast auf die Minute. Aber ein Koch in einem Lokal ist ja auch nicht dazu da, sein eigenes Essen in aller Ruhe zu genießen.

Ein spontaner Besuch in der Loge von Richard Lugner wäre aber nicht in Betracht gekommen?

MEYER: Nicht unbedingt.

Würden Sie ihn grüßen, wenn er Ihnen irgendwo im Haus über den Weg liefe?

MEYER: Auch diese Frage wird sich wohl nicht stellen.

Wie beurteilen Sie denn den ganzen medialen Zirkus um den Herrn Baumeister?

MEYER: Grundsätzlich finde ich es unglaublich, welch mediales Echo der Ball als solcher schon im Vorfeld genießt, wie wichtig er also für das Land und all die Menschen zu sein scheint. Was nun den Herrn Lugner betrifft: Ich mag es nicht, wenn sich einer mit allen Mitteln derart in den Vordergrund drängt und nicht merkt, dass er das Image des Balls damit beschädigt. Der Herr hat scheinbar auch nicht sehr viel Respekt vor der Kunst, vor den Künstlern und vor den Politikern, vom Bundespräsidenten abwärts. Das hat jetzt aber nichts mit seinem heurigen Gast zu tun, das scheint mir, wie ich höre, ein Dauerzustand zu sein.

Wie läuft denn die Zusammenarbeit mit der Ball-Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh?

MEYER: Hervorragend. Sie ist eine wunderbare Partnerin und eine bemerkenswerte Frau. Sie hat viel Kraft und ganz tolle Ideen. Ich hoffe, wir werden den Ball noch einige Male gemeinsam in Angriff nehmen können.