Andy-Wolf-Brillen sind ganz groß angesagt. Sie sind die Designerin des Labels und flitzen von Hongkong bis Paris durch die Weltgeschichte. Ein Leben im schillernden Glanz der Designer. Läuft Ihr Leben derzeit wirklich so ab?

KATHARINA PLATTNER: (lacht) Es ist nicht ganz so glamourös. Ich fliege nach wie vor Economy-Class, aber ich fliege viel, ja. Die nächste große Reise geht zu einer Modemesse in Hongkong vom 3. bis 6. November. Aber ich versuche mir in diesen Städten immer Zeit zum Spazieren zu nehmen, denn die Leute von der Straße sind meine Inspirationsquelle. Die sind ja viel spannender als irgendwelche schönen Models in tollen Kleidern, mit Gucci und Prada und so. Ich schau mir die Menschen an, das sind die echten optischen Kunstwerke.

Gibt es da besondere Orte der Inspiration für Sie?

PLATTNER: Brighton zum Beispiel, ein Kurort in England. Dort boomt auch die Punkszene. Das taugt mir. Kopenhagen ist auch so ein Ort. London sowieso.

Zurück zu den Stars: Hugh Grant und Eric Clapton tragen Wolf-Brillen. Wie stolz macht einen das?

PLATTNER: Sehr stolz. Ich habe nicht das Geld wie andere Unternehmen, dass ich zum Beispiel eine Madonna dafür bezahle, damit sie meine Brillen trägt. Für mich war es total schön, als ich hörte, dass Hugh Grant, Eric Clapton und Eddie Irvine beim Optiker zu meinen Designs gegriffen haben. Clapton hat sich jetzt sogar schon die zweite Andy-Wolf-Brille gekauft. Schon schön.

Was macht Andy Wolf eigentlich so besonders?

PLATTNER: Wir sind ein siebenköpfiges Unternehmen mit Sitz in Hartberg. Wir legen Wert darauf, dass das Rohmaterial so weit wie möglich aus Österreich, zumindest aber aus Europa kommt. Ich will aber auch niemandem etwas vorspiegeln und von Dingen erzählen, die nicht so sind.

Der Erfolg ist bemerkenswert. Vor allem international ...

PLATTNER: Das hat einen einfachen Grund: Wir exportieren zu 95 Prozent. In jüngster Zeit vor allem nach Asien, wir arbeiten mit Agenturen in Singapur, Vietnam, Taiwan, Malaysia und China zusammen. Ich finde das ja lustig: Alle Welt spricht davon, wie Produkte aus China unseren Markt überschwemmen, wir gehen den umgekehrten Weg.

Wieso eigentlich der hohe Exportanteil? Ist das nicht komplizierter?

PLATTNER: Das hat viele Gründe. Einer davon ist, dass ich sehr viel auf Reisen bin. Da hole ich mir die Ideen. Und auch wenn das komisch klingt: Oft sind wir dadurch dem heimischen Markt ein bisserl voraus.

Inwiefern?

PLATTNER: Naja, vor vier Jahren haben alle gesagt, wir verkaufen Krankenkassen-Brillen. Ich nenne meinen Stil aber Avantgarde-Retro-Style. Heute sind wir damit erfolgreich. Mein Geheimnis ist, dass ich von den Farben auf einem Markt in Marrakesch lerne oder beim Rucksacktrampen durch Indien.

Sie haben kürzlich erstmals eine Sonnenbrillenkollektion präsentiert. Gibt's auch bald Taucher- oder Schibrillen von Andy Wolf?

PLATTNER: (lacht) Oh, das weiß ich nicht. Ich tauche selber nicht und finde Taucherbrillen nicht so schick. Aber wer weiß, vielleicht gibt's dafür sogar einen Markt. Schibrillen schon eher.

Wie viel Dioptrien haben Sie selbst?

PLATTNER: Gar keine. Ich sehe zum Glück sehr gut. Ich trage eigentlich nur Brillen ohne Brillenglas, aber auch nur auf Messen und wenn ich abends ausgehe. Für mich sind Brillen Mode-Accessoires.

Und es kommt bei Ihnen stets nur Selbstdesigntes auf die Nase?

PLATTNER: Das passt am besten zu mir, zu meinem ganzen Style.

Sie kommen viel herum. Graz will Design-Hochburg werden. Wie weit sind die Grazer?

PLATTNER: Das teilt sich hier in zwei Lager. Die Kreativwirtschaft ist aufgesprungen, die anderen rennen lieber mit rahmenlosen Brillen herum. Aber grundsätzlich finde ich Graz um Klassen mutiger als Salzburg, Linz oder Wien. In Graz sind Brillen oft ein Statement. Da ist Salzburg zu bieder und Wien zu spießig. Graz hat auf jeden Fall Potenzial für eine echte Designstadt.

Trotzdem ist Graz wohl nicht das beste Pflaster für Ihre Zunft. Sie bleiben dennoch hier, warum das?

PLATTNER: Viele resignieren. Die gehen dann nach Wien oder nach Berlin. Ich dagegen bin eine erdige Steirerin und für mich stellt sich die Frage überhaupt nicht. Ich finde, es ist für mich nicht wichtig, ob ich in einer Modemetropole wohne. Mailand und Berlin sind eh überschätzt, und Kopenhagen, London, da bin ich sowieso oft. In Graz aber, da tanke ich die Kraft.

Kraft für Kreativität: 2008 gab's ein Naschmarkt-Buch, im Vorjahr ein Imagebuch über das Vinzidorf, heuer ein Kochbuch ...

PLATTNER: Ja, mir taugt das. Da werden auf 64 Seiten Leute vorgestellt, Bekannte und Freunde, die alle meine Brillen tragen und kreativ sind. Eva Poleschinski zum Beispiel, eine Freundin von mir aus Hartberg, Eckstein-Sommelier Albert Kriwetz, DJ Yoshiva oder auch Andreas Gugumuck, ein Wiener, der für Top-Köche Schnecken züchtet.

Und wie geht's weiter?

PLATTNER: Zunächst einmal kommt die Messe in Hongkong. Dann schau ich weiter. Es bleibt jedenfalls spannend. Mit oder ohne Taucherbrillen.