In den sozialen Medien wird es nicht ruhig um ihn: Nachdem der weltweit größte Content-Creator „MrBeast“ auf schwere Vorwürfe gegen sein ehemaliges Teammitglied Ava Kris Tyson reagieren musste, gerät er nun selbst ins Kreuzfeuer. Der 26-jährige YouTuber, dem 307 Millionen Menschen auf der Plattform folgen, soll viele seiner Videos „gefaked“ und seine junge Fanbase immer wieder betrogen haben. Das geht aus einem etwa einstündigen Video eines Ex-Mitarbeiters hervor, der die Anschuldigungen unter dem Usernamen „DogPack404“ auf YouTube veröffentlicht hatte.

Hinweise auf „gescriptete“, also gestellte Videos, soll es viele geben. So hätte „MrBeast“, der bürgerlich James Stephen Donaldson heißt, im Video „7 Days Stranded At Sea“ vorgegeben, bei Wind und Wetter auf hoher See in einem improvisierten Unterschlupf auf einem Floß gelebt zu haben. Stattdessen soll das Team die Nächte aber in einer Yacht der Produktion verbracht haben.

Mutmaßliche Manipulation bei Wettbewerben

In einem Video mit dem Titel „100 Boys Vs 100 Girls For $500,000“, in dem ein weibliches und ein männliches Team gegeneinander antreten, sollen Teile des „MrBeast“-Teams und sogar die Freundin des YouTubers unter den Teilnehmenden gewesen sein, obwohl Donaldson immer wieder betone, dass er für solche Wettkämpfe zufällige Abonnentinnen und Abonnenten auswähle. Zudem sollen die Ergebnisse mancher Wettkämpfe durch Regieanweisungen oder nachträgliche Bearbeitungen manipuliert worden sein. Die YouTuberin und Autorin Rosanna Pansino gab an, dass sie bei einem Wettbewerb eigentlich unter den besten drei Teilnehmenden war – im Video ging ihre Platzierung jedoch an den bekannten Influencer Logan Paul. Regelverstöße würden außerdem nur selektiv geahndet werden.

Als wäre das nicht genug, gibt es in sozialen Medien Meldungen über gefährliche Zustände bei Donaldsons Realityshow „Beast Games“, die auf Amazon Prime Video läuft. Darüber berichtet nicht nur der Ex-Mitarbeiter von „MrBeast“, sondern auch Rosanna Pansino. Teilnehmende sollen keinen Zugang zu ihren Medikamenten gehabt und Frauen sollen bei Spielen Knochenbrüche und andere Verletzungen erlitten haben, nachdem sie von Männern gerammt und geschlagen worden wären. Die Versorgung mit Lebensmitteln sei so schlecht gewesen, dass Menschen um Nahrung gekämpft und andere bestohlen hätten. Angeblich durften die Kandidatinnen und Kandidaten nur drei bis vier Stunden schlafen. Zudem sei versucht worden, Teilnehmende von der Beteiligung an einer Sammelklage abzuhalten.

Illegales Glücksspiel für junges Publikum?

Besonders heikel sind auch die Vorwürfe, dass „MrBeast“ illegales Glücksspiel betreibe. Um an einigen Gewinnspielen des Creators teilnehmen zu können, sollen Follower Merchandise-Artikel kaufen. Die Kombination aus Gewinn, Zufall und einer finanziellen Leistung durch Fans sollen den Tatbestand der „illegal lottery“ erfüllen.

In vielen Fällen sollen Gewinnerinnen und Gewinner ihre Preise nie erhalten haben, außerdem hätte „MrBeast“ gewonnene Produkte in manchen Fällen gar nicht selbst signiert – ein Ausschnitt im Video von „DogPack404“ zeigt, dass das wohl in mindestens einem Fall tatsächlich so geschehen ist. Donaldsons Gewinnspiele und die mutmaßlich unlauteren Praktiken sollen besonders problematisch sein, weil der 26-Jährige eine sehr junge Fanbase habe.

Mitarbeiter dementiert Vorwürfe

Donaldson äußerte sich zu den schweren Vorwürfen bislang nicht, auf X reagierte jedoch ein Mitarbeiter des YouTubers. „chucky“, so sein Username, dementierte die Vorwürfe und gab an, dass „DogPack404“ lediglich einen Monat Teil des „MrBeast“-Teams und an den meisten Videos, die er kritisiert hatte, gar nicht beteiligt war. Teilnehmerinnen und Teilnehmer würden sehr wohl zufällig ausgewählt werden, „MrBeast“ kenne lediglich „ein Dutzend“ persönlich.

Das Video „100 Boys Vs 100 Girls For $500,000“ sei nicht gestellt, Mitarbeiter seien lediglich als Teilnehmende eingesprungen, da einige ursprüngliche Kandidatinnen und Kandidaten positiv auf COVID-19 getestet worden wären. An Gewinnspielen sei „chucky“ selbst beteiligt gewesen und könne somit garantieren, dass kein Betrug stattgefunden habe. Zu dem Vorwurf des illegalen Glücksspiels äußerte er sich nicht. „DogPack404“ reagierte darauf selbst mit einem Tweet, indem er seinen Standpunkt verteidigte. Der Schlagabtausch und die Debatte um die Authentizität von „MrBeast“ dürfte damit noch lange nicht zu Ende sein – „DogPack404“ kündigte bereits weitere Videos an.