In der (Profi-)Sportwelt ist es noch immer ein Tabu, das für viel Aufmerksamkeit sorgt. Doch am Sonntag hat Ralf Schumacher dieses Tabu gebrochen und die Aufmerksamkeit in Kauf genommen: „Das Schönste im Leben ist wenn man den richtigen Partner an seiner Seite hat, mit dem man alles teilen kann“, postet der ehemalige Rennfahrer unter ein Foto von sich und seinem Freund Étienne auf Instagram  - und ist damit der erste deutsche Rennfahrer, der sich outet.

Schumachers Bekenntnis folgt 17 Jahre nach dem Ende seiner Formel-1-Karriere - und sorgt international für Aufsehen. Denn Profisportler halten ihre (Homo-)Sexualität zumeist unter Verschluss.  „Coming-outs“ sind die Ausnahme - vor allem in Sportarten, die als besonders „männlich“ gelten.

Neben der sogenannten Königsklasse zählt dazu auch der Fußball. Während bei den Frauen gleichgeschlechtliche Partnerschaften viel leichter akzeptiert werden und mittlerweile fast schon zur Normalität gehören (in Österreich haben sich etwa ÖFB-Torfrau Manuela Zinsberger, aber auch die Spielerinnen Sarah Puntigam und Viktoria Schnaderbeck bereits geoutet), scheint Homosexualität im Männerfußball quasi nicht zu existieren. Ein Thema, das zuletzt auch die sehenswerte Amazon-Doku „Das letzte Tabu“ aufgriff:

Nur eine Handvoll aktiver Profis hat sich bisher geoutet, in Deutschland etwa Thomas Hitzlsperger, allerdings ebenso wie Schumacher erst nach dem Ende seiner Laufbahn. „Ich wollte eine Diskussion voranbringen über Homosexualität in der Gesellschaft [...] Ich wollte klarmachen: Man kann Homosexualität und Profi-Fußball zusammenbringen, ich bin ein Beispiel dafür. Und im besten Fall gibt es Nachahmer, Leute, die sagen: Wenn der sich traut, dann traue ich mich auch“ erklärte der ehemalige Profi der „Tageschau“ seine Beweggründe.

In dieselbe Kerbe schlug auch bereits der steirische Unterhaus-Kicker Oliver Egger. Der Verteidiger vom FC Gratkorn ist der erste und nach wie vor einzige österreichische Fußballer, der sich geoutet hat. Warum?  „Damit es normal wird“, so der heute 31-Jährige, der mittlerweile auch die ÖFB-Ombudsstelle für Homophobie leitet, gegenüber der Kleinen Zeitung.

Oliver Egger wird Ombudsmann
Oliver Egger wird Ombudsmann © BALLGUIDE/PAJMAN

Doch was ist mit anderen Sportarten? Ebenfalls vergebens sucht man nach offen homosexuellen Tennisspielern, bei den Athletinnen sind dagegen seit Jahrzehnten bekennend lesbische Frauen im Wettbewerb –zuletzt outete sich die Russin Darja Kassatkina.

Diese bekannten Sportler haben sich geoutet: 

Im Skisport wagte die Schwedin Anja Pärson den Schritt an die Öffentlichkeit, mit ihrer Partnerin hat sie mittlerweile zwei gemeinsame Kinder. Als erster und bisher einziger männlicher Spitzenfahrer hat sich der US-Amerikaner Hig Roberts geoutet. Dies sei in dem „sehr maskulinen, aggressiven und auf körperlicher Stärke basierenden Sport“ wie Ski-Alpin nicht einfach gewesen, so Roberts in einem Interview mit der New York Times.

Nach dem Ende seiner Karriere outete sich mit Hig Roberts, ein männlicher Profi aus dem alpinen Skisport – eine Premiere
Nach dem Ende seiner Karriere outete sich mit Hig Roberts, ein männlicher Profi aus dem alpinen Skisport – eine Premiere © imago sportfoto

Outing mit Vorbildfunktion

Um so wichtiger sind Outings wie das von Ralf Schumacher einzuordnen. Sein Schritt an die Öffentlichkeit hat Vorbildfunktion. Und auch die durchweg positiven Reaktionen (innerhalb von rund 24 Stunden sammelte sein Instagram-Beitrag mehr als 450.000 Likes. ) können anderen Betroffenen Mut machen, sich ebenfalls für den Gang in die Öffentlichkeit zu entscheiden - sofern sie das möchten.

Und Schumacher selbst? Der freut sich über die positiven Nachrichten. „Herzlichen Dank für die zahlreichen Glückwünsche und Kommentare. Wir sind sehr glücklich und danken euch allen“, schrieb er bei Instagram. Alles Weitere sei „Privatsache“, lässt er ausrichten. „Weder sein Partner Étienne, noch Ralf und sein Sohn David werden sich über das Gesagte hinaus derzeit weiter äußern. Wir bitten, die Privatsphäre aller auch weiterhin zu respektieren“, so ein Sprecher der Familie.