Er hat „Star Wars“ in die Kinos gebracht und sich mit beeindruckenden Trickeffekten und Lichtschwertern in das kollektive Bewusstsein gebrannt: Am Dienstag (14. Mai) wird Kinolegende George Lucas 80 Jahre alt – und das ist nicht der einzige Grund zum Feiern. Nur wenige Tage danach soll er bei den 77. Filmfestspielen von Cannes an der französischen Mittelmeerküste die Goldene Ehrenpalme für sein Lebenswerk erhalten.

Der untrennbar mit „Star Wars“ und „Indiana Jones“ verbundene Hollywoodstar habe Blockbusterfilmen für immer eine „glanzvolle Geschichte“ und Zuschauern in aller Welt ein „einzigartiges Vergnügen“ bereitet, zollten die Veranstalter bei der Bekanntgabe der Auszeichnung Tribut. Die Ehrung für den Regisseur, Drehbuchautor und Produzenten ist als krönender Abschluss des Festivals am 25. Mai geplant.

George-Lucas-Museum geplant

Im Rampenlicht steht der Filmemacher nur noch selten. Seine legendäre Produktionsfirma Lucasfilm hatte der „Star Wars“-Schöpfer 2012 für rund vier Milliarden Dollar an Disney verkauft. Aus dem Filmgeschäft zog er sich danach weitgehend zurück. Lucas würde seinen Ruhestand genießen und sich zudem auf den Bau seines Museums konzentrieren, so sein Sprecherteam.

2018 wurde für das lange geplante Projekt in Los Angeles der Grundstein gelegt. Lucas, seine Frau Mellody Hobson und die Regisseure Steven Spielberg und Francis Ford Coppola waren damals bei der Zeremonie dabei. Das Museum solle die Fantasie der Besucher beflügeln und sie zum Träumen inspirieren „über das hinweg, was für möglich gehalten wird“, sagte Lucas laut einer Mitteilung des „Lucas Museum of Narrative Art“.

Der Kern der Kunstsammlung stammt aus seinem Privatbesitz. Nach eigenen Angaben interessierte sich Lucas seit seiner Jugend für Malerei, Zeichnungen, Comics und später digitale Kunst und sammelte viele Werke – neben Filmkunst-Objekten auch Gemälde von Edgar Degas, Pierre-Auguste Renoir und Norman Rockwell. Das futuristische Gebäude nach dem Entwurf des chinesischen Architekten Ma Yansong soll 2025 fertig sein. Lucas will die Bau- und Betriebskosten von mehr als einer Milliarde Dollar aus eigener Tasche finanzieren.

Das dürfte für Lucas kein Problem sein, glaubt man den Zahlen des Wirtschaftsmagazins „Forbes“. Auf der im April veröffentlichten Rangliste der reichsten Stars thronte der Filmemacher auf dem ersten Platz – mit einem geschätzten Vermögen von 5,5 Milliarden Dollar (4,64 Mrd. Euro), gefolgt von Steven Spielberg mit 4,8 Milliarden Dollar.

Auf Skywalker Ranch aufgewachsen

Lucas wuchs als Sohn eines Schreibwarenverkäufers mit drei Schwestern im ländlichen Modesto, fernab von Hollywood, auf. Auch später hielt er von der Filmmetropole Abstand. Sein Zuhause ist die Skywalker Ranch im ländlichen Marin County, nördlich von San Francisco. Mit 18 Jahren träumte Lucas von einer Karriere als Rennfahrer, schraubte leidenschaftlich gerne selbst an Autos. Am 12. Juni 1962 änderte sich schlagartig Lucas’ Zukunftsplan: Bei einem riskanten Überholmanöver eines Klassenkameraden prallte dessen Auto mit dem von Lucas zusammen.

Lucas wurde aus seinem Wagen geschleudert, er erlitt mehrere Knochenbrüche und lag sogar kurzzeitig im Koma – er überdenkt eine Karriere als Rennfahrer. Bei der Suche nach seiner wahren Bestimmung musste er jedoch nicht lange in sich kehren.

Vom Filmstudenten zur Filmlegende

Lucas, der sich als Filmstudent in Los Angeles mit Francis Ford Coppola anfreundete, hatte früh einen Riecher für Storys und Talente. Für seinen ersten Regieerfolg „American Graffiti“ (1973) heuerte er die damals unbekannten Jungschauspieler Ron Howard, Richard Dreyfuss und Harrison Ford an. Der Teenagerfilm drehte sich um High-School-Schüler in einer kalifornischen Kleinstadt. Als Drehbuchautor und Regisseur wurde Lucas damals für zwei Oscars nominiert.

Seinen ersten „Star Wars“-Film bastelte Lucas noch mit einem kleinen Team in einer Garage in einem Vorort von Los Angeles, wenig später gründete er nahe San Francisco das Spezial-Effekt-Imperium Industrial Light & Magic (ILM). Sein Weltraum-Märchen „Krieg der Sterne“ sahnte bei der Oscarverleihung 1978 sechs Trophäen ab, darunter für Musik, Sound und Spezialeffekte. Lucas selbst war als Regisseur und als Drehbuchautor nominiert. Im Gegensatz zu seinem guten Freund Spielberg, dem er später mit Ideen und als Produzent bei der legendären Abenteuerfilmreihe „Indiana Jones“ zur Seite stand, hat Lucas aber nie einen Oscar gewonnen. Die Film-Akademie gab ihm lediglich 1992 den Irving-Thalberg-Ehrenpreis für seine Verdienste als Produzent.

Sein Leben heute

Es ist nun fast 20 Jahre her, dass Lucas als Regisseur bei „Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith“ (2005) zum letzten Mal hinter der Kamera stand. 2012 kam der milliardenschwere Schlussstrich, als er sein „Star Wars“-Universum mitsamt der Firma Lucasfilm an den Unterhaltungsriesen Disney verkaufte. Drei Jahre später kam mit „Das Erwachen der Macht“ (2015) unter der Regie von J.J. Abrams der siebente „Star Wars“-Film auf die Leinwand. Lucas reagierte melancholisch – und auch kritisch. Herausgekommen sei ein „Retro“-Film, statt mit neuen Planeten und Raumschiffen ein wirklich neues Werk zu schaffen, klagte er 2015 im Interview mit PBS-Journalist Charlie Rose.

Nichtsdestotrotz: George Lucas hat ein Lebenswerk hinterlassen, welches über Generationen hinweg begeistert. Wohl beinahe jedes Kind, dem man ein Bild eines vorlauten, goldenen Droiden hinhält, könnte dessen Seriennummer aufsagen. Und auch die Erwachsenen freuen sich bis heute, dass das Star-Wars-Imperium mit Serien wie „The Mandalorian“ oder „Andor“ weitergeht.