Nach negativen Reaktionen von Besuchern hat das Pariser Wachsfigurenkabinett die Figur von Schauspieler Gérard Depardieu entfernt. Die Figur wurde am Montag zurückgezogen, wie die Einrichtung der dpa bestätigte. Man habe die Entscheidung aufgrund von kritischen Bemerkungen in den sozialen Netzwerken und von Besuchern getroffen. Zu den Reaktionen hätten auch Beschimpfungen gehört. Man hoffe, dass damit im Museum wieder Ruhe einkehre, auch für das Personal.
Die kürzliche Ausstrahlung eines Berichts über den Schauspieler ("Cyrano de Bergerac"), die Aufnahmen zeigt, in denen er vulgäre und schockierende Kommentare über Frauen abgibt, hat für viel Aufsehen gesorgt. Vor wenigen Tagen wurde ihm der Nationalorden von Quebec und sein Titel als Ehrenbürger der belgischen Gemeinde Estaimpuis (Belgien) entzogen. Auch in Frankreich droht ihm der Verlust des Ordens der Ehrenlegion.
Spanische Journalistin: „Er hat mich vergewaltigt“
Nach Vergewaltigungs- und Missbrauchsvorwürfen in Frankreich wirft nun auch eine spanische Journalistin dem französischen Schauspielstar Gérard Depardieu Vergewaltigung vor. Sie habe bei der spanischen Polizei Anzeige gegen den 74-Jährigen eingereicht, sagte die Journalistin und Autorin Ruth Baza am Dienstag. Der 23 Jahre ältere Depardieu habe sie im Oktober 1995 in Paris vergewaltigt, als sie ihn für das Magazin „Cinemanía“ interviewt habe, schilderte sie.
Laut der heute 51 Jahre alten Baza soll der Vorfall sich auf dem Gelände der früheren Produktionsgesellschaft Roissy Films ereignet haben. Sie habe „zu keiner Zeit“ in Sex mit dem Schauspieler eingewilligt und sei „wie gelähmt“ gewesen, schilderte sie. Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten den Eingang einer Anzeige von Baza zunächst nicht.
Gegen Depardieu läuft bereits seit Ende 2020 in Frankreich ein Ermittlungsverfahren wegen Vergewaltigungsvorwürfen. Die Schauspielerin Charlotte Arnould wirft dem Schauspieler vor, sie 2018 in seiner Pariser Wohnung zweimal vergewaltigt zu haben.
Zahlreiche Vorwürfe sexueller Übergriffe
Anfang Dezember hatte ihn zudem die Schauspielerin Hélène Darras wegen sexueller Übergriffe bei Dreharbeiten 2007 angezeigt. Zahlreiche weitere Frauen hatten Depardieu in der Vergangenheit sexuelle Übergriffe vorgeworfen, erstatteten bisher jedoch keine Anzeige. Depardieu, der am 27. Dezember 75 wird, weist sämtliche Vorwürfe zurück.
Die französische Kulturministerin Rima Abdul Malak hatte Depardieus Verhalten gegenüber Frauen vor wenigen Tagen als „Schande für Frankreich“ bezeichnet und seinen Ausschluss aus der Ehrenlegion eingeleitet. Auslöser war ein Dokumentarfilm, in dem der Filmstar zu sehen ist, wie er auf einer Drehreise in Nordkorea zahlreiche vulgäre und sexistische Kommentare macht.
Kritik an Präsident Macron nach Äußerungen
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ist indes nach Äußerungen über den Schauspieler Gérard Depardieu in die Kritik geraten. Er sei ein großer Bewunderer Depardieus, sagte Macron am Mittwochabend im Fernsehsender France 5 über den Schauspieler, dem mehrere Frauen sexuelle Übergriffe vorwerfen. „Er macht Frankreich stolz“, fügte Macron hinzu. Auf die Vorwürfe gegen Depardieu angesprochen, sagte Macron, er glaube an die Justiz und die Unschuldsvermutung. „Sie werden mich niemals an einer Menschenjagd teilnehmen sehen“, sagte er. Der Präsident kritisierte auch die Entscheidung seiner Kulturministerin Rima Abdul-Malak, ein Disziplinarverfahren gegen den Schauspieler einzuleiten, an dessen Ende der Ausschluss aus dem Orden der Ehrenlegion stehen könnte. Abdul-Malak sei damit „ein bisschen zu weit gegangen“, sagte Macron.
Depardieu ist einer der bekanntesten französischen Schauspieler. Er arbeitete mit den bedeutendsten Regisseuren und Schauspielerinnen Frankreichs zusammen und kommt auf mehr als 200 Filme. Darin verkörperte er den wortgewandten Cyrano de Bergerac ebenso wie einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter, einen Alzheimer-Patienten oder Obelix.
Juristisch ist die Strafanzeige der spanischen Autorin Baza nahezu aussichtslos, da sich die Tat in Frankreich abgespielt haben soll und dort längst verjährt wäre. Die 51-Jährige hofft jedoch nach eigenen Worten, dass sie damit „anderen Personen helfen“ kann, es ihr gleichzutun.