Eines hat das erste Treffen des Leserbeirats am Freitag gezeigt: Egal, ob App oder Online, E-Paper oder Printausgabe: Die Kleine Zeitung wird von ihren Leserinnen und Lesern auf allen Plattformen breit genutzt. Auch Vorschläge zur Weiterentwicklung gab es entsprechend viele.
Wichtiges Gesprächsfeld der ersten Themensammlung: das reformierte Layout der gedruckten Zeitung, das anfangs für viele gewöhnungsbedürftig war. "Inzwischen wäre eine Rückkehr zum alten Erscheinungsbild genauso irritierend", merkt Caroline Rodlauer an. Gernot Ruprechter, Hans Werner Gangl und Werner Grüner raten, an Lesbarkeit und Methodik der Schriften nachzujustieren, Sabrina Lerch wünscht sich mehr Übersichtlichkeit bei den Serviceseiten, Maria Jandl eine klarere Gewichtung der Meinungselemente. "Daran wird gearbeitet", bestätigte Chefredakteur Hubert Patterer dem Plenum, man werde das Thema bei der nächsten Sitzung im September aufgreifen.
Kritische Rückfragen gab es zur Vergebührung der digitalen Inhalte und zu massierter Online-Werbung. Skepsis und Ablehnung wichen einem gewissen Verständnis, nachdem die Geschäftsführung dargelegt hatte, welcher immense zusätzliche Aufwand mit der Bespielung der Online-Plattformen verbunden ist, der finanziert werden muss. Dennoch will man bis zum Herbsttreffen Vorschläge für eine behutsamere Einbettung von digitaler Werbung erarbeiten.
Naturgemäß war vor allem den jüngeren Leserparlamentarierinnen die Berücksichtigung ihrer Generation ein Anliegen: Chiara Brunner, Maria Pachernegg, Barbara Siegl und Ludmilla Reisinger hoffen auf verstärkte Einbindung jugendlicher Autoren und die zielgruppengerechte Aufbereitung junger Themen - vom Kino bis zur High Society. "Die junge Leserschaft ist für uns von außerordentlicher Bedeutung", lud Redaktionsmanager Bernd Olbrich die jungen Mandatarinnen gleich zu einem redaktionsinternen Termin ein: "Besuchen Sie unser 'Sounding Board' - unsere Gruppe junger, kreativer Journalisten, die Angebote für junge Leser entwickeln."
Der Umgangsstil bei via Facebook verbreiteten Artikeln ist Claus Hardt-Stremayr ein Anliegen. "Ein wunder Punkt", konzedierte Chefredakteur Hubert Patterer. "In den eigenen Foren kennen wir die Identität der Teilnehmer und können sie bei wiederholten Übergriffen sperren. Auf Facebook haben wir diese Handhabe nicht" - Aufklärung und Bewusstseinsarbeit auf redaktioneller Ebene, wie zuletzt mit der umfassenden #Respekt-Serie, seien daher umso wichtiger.
Mehr Regionalität in der Berichterstattung, die "den Informationswert der eigenen Lebensumgebung hebt", wünscht sich Margit Nöhrer. Theresa Niederl und Karin Zeni plädieren für mehr hintergrundorientierte Internationalität. Angelika Schmidt möchte in der Sportberichterstattung Randsportarten stärker berücksichtigt sehen. "Das sind Balanceakte, bei dem wir jeden Tag aufs Neue sorgfältig nachjustieren", verspricht der Chefredakteur.
Anna Hörzer formuliert ein Anliegen vieler Leser: mehr positive und ermutigende Nachrichten. "Formate wie die neue Kolumne 'Lichtblick' oder unsere 'Steirer des Tages' versuchen dem bereits Rechnung zu tragen", berichtet Patterer, "aber wir wissen, dass sich die Leser eine noch bessere Ausgewogenheit von Schreckensmeldungen und positiven Berichten, die Mut machen, erwarten."
Die Rückmeldungen aus dem Leserforum werden im Newsroom ausgehängt. Sie sollen bei der täglichen Arbeit gegenwärtig bleiben. Der inhaltliche Schwerpunkt beim nächsten Treffen im September im Vorfeld der Wahlen wird auf dem Spannungsverhältnis zwischen Politik und Medien liegen. Auch sollen Verbesserungen in Reaktion auf die Vorschläge des Leserforums vorgestellt werden. Ein journalistisches Grundprinzip gilt hier nämlich auch als Versprechen: Wir bleiben dran.