Schule ohne Noten – vorerst für die ersten drei Volksschuljahre. Die Idee der persönlichen Beurteilungen existiert in Montessori-Volksschulen schon länger, doch der Schachzug, dieses Konzept nun zu generalisieren, ist meiner Meinung nach ein großer Schritt in die richtige Richtung. Durch solch ein Beurteilungsschema stärkt man nicht nur, schon sehr früh, das Selbstbewusstsein der Schüler und Schülerinnen, sondern fördert auch ihre Individualität und Stärken. Die Lehrer haben dadurch einen persönlicheren Bezug zu ihren Schulkindern und genau das fehlt einfach an zu vielen Schulen.
Früh genug wird in den nächsthöheren Schulen immer weniger auf die Individualität eines jeden Schülers und einer jeder Schülerin eingegangen. Früh genug werden wir durch ein Ziffernsystem in Schubladen gesteckt, aus denen wir leider nur sehr schwer wieder herauskommen. Früh genug wissen unsere Lehrer nicht mehr, wer wir eigentlich wirklich sind und daher verlieren diese früh genug den persönlichen Bezug zu ihren Jugendlichen.
Ich hoffe, dass auch weitere Schulen und Bildungssysteme auf diese Maßnahme aufmerksam werden und sich fragen, ob auch ihre Entscheidungen wirklich große Schritte waren oder ob man nicht doch mehr die Individualität und Stärken eines jeden fördern sollte.
Christina Willmann, Villach
Wertschätzung
Danke an alle LehrerInnen, die ihren Job ernst nehmen! Und hier ein kleiner Teil des Zeugnisses meiner Nichte (2. Klasse Volksschule in Wien), denn es ist nicht nur eine Leistungsbeurteilung, sondern eine Wertschätzung.
Liebe D., (...) Schreiben, lesen, 1,2,3, das ist keine Hexerei. Auch das Lernen von den Dingen, malen, zeichnen, turnen, singen, alles das und noch viel mehr kannst du lieber D.-Bär. Doch das ist’s noch nicht allein, denn du kannst so herzig sein. Lieb und herzig zu den Leuten, die dir immer wieder deuten: "Komm zu mir und zeig mal her, denn mir ist das viel zu schwer!" Und D. eilt im Sauseschritt. Schnell hilft sie bei allem mit. Sie lacht hinein in unsre Welt und hat uns jeden Tag erhellt. Du bist ein lieber Sonnenschein! Wir können niemals ohne sein. (...)
Irene Krones, Arnoldstein
Das ist Schulreform?
Seit über 20 Jahren haben wir Lehrerinnen uns für eine "Alternative Leistungsbeurteilung" in den ersten beiden Klassen der Volksschule entschieden, um den Kindern zu ermöglichen, sich an ihrem Potenzial zu messen und zu einer gesunden und eigenen Motivation für ihr Lernen zu kommen. Erziehungswissenschaftliche und pädagogische Studien zum Thema Leistungsbeurteilung belegen die Wichtigkeit dieser individuellen "Leistungs-be-Wertung" für die Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes.
In der direkten Leistungsvorlage präsentiert das Kind selbst im Rahmen eines Kind-Eltern-Lehrer-Gespräches (KEL) seinen Lernstand und dieser wird anschließend zusätzlich in einem drei- bis fünfseitigen Lernzielkatalog (je nach Schulstufe) für alle Teilkompetenzen des jeweiligen Unterrichtsgegenstandes schriftlich dokumentiert.
Nun ist diese sehr differenzierte Form der individuellen Leistungsfeststellung entsprechend einer Weisung des Ministeriums durch eine zusätzliche Skala zu ergänzen. Durch eingefügte Klauseln auf dem offiziellen Zeugnisformular muss nun für jeden Gegenstand nochmals eine Gesamt-Einstufung der Leistung des Kindes in drei Stufen erfolgen. Diese Bestimmung führt alles zuvor Gemachte ad absurdum.
"Ist Franzi in Deutsch schon in der Stufe 3 oder noch in der Stufe 2?", wird in Zukunft eine Frage der Eltern von Kindern mit Zeugnis ohne Noten sein. Ist dies wirklich ein Schritt in die richtige Richtung?
Doris Bayer, Klagenfurt