Man sollte Trump nicht an seinen Worten, sondern an seinen Taten messen. Durch seine unkonventionelle Art und Weise, gepaart mit seiner Brachialrhetorik, verstößt er bewusst gegen die Political Correctness und polarisiert wie kaum ein anderer. Sein ultrakonservatives Kabinett, welches sich hauptsächlich aus Generälen, loyalen Weggefährten sowie Multimillionären mit besten Verbindungen zur Wall Street zusammensetzt, gegen die er im Wahlkampf noch heftig gewettert und sie gebetsmühlenartig als Establishment gebrandmarkt hat, ist eigentlich der völlige Widerspruch zu dem, was er während seiner Wahlkampftour stets gepriesen hat. Wahlversprechen sind das eine, das Umsetzen derer eine andere. Deshalb sollte man auch nicht alles Gesagte für bare Münze nehmen.

Auch der scheidende US-Präsident Obama konnte viele seiner zentralen Wahlversprechen, etwa die Schließung des Gefangenenlagers Guantanamo, nicht umsetzen und ist bei vielen Vorhaben am Widerstand eines republikanisch dominierten Kongresses gescheitert. Er ist im Laufe seiner Amtszeit vom Messias zum Mechaniker der Macht geworden. Obwohl die Republikaner aktuell eine Mehrheit in beiden Kammern stellen, wird auch Trump bald in den Mühen der Realpolitik angekommen sein.

Ingo Fischer, Lavamünd