Leserbriefe zu: Pro & Kontra: „Soll man ein Lied verbieten können?“, 2. 6.

Um die Verbreitung von ausländerfeindlichen Parolen zu verhindern, wird nun bei Großevents wie der Fußball-EM und dem Oktoberfest Gigi D’Agostinos Lied „L’Amour toujours“ nicht mehr gespielt. Ich bin zwar kein großer Fan seiner Musik, aber diese Entscheidung ist absolut nicht nachvollziehbar. Ein völlig harmloses und unverdächtiges Musikstück, das bereits seit Jahrzehnten für viele Menschen ein wahrer Ohrwurm ist, zu canceln, nur weil ihn ein paar Vollidioten missbrauchen, sendet meiner Meinung nach eine völlig falsche Botschaft. Außerdem löst man damit nicht das Problem. Man kann zu jedem x-beliebigen Song einen rassistischen Text erfinden. Wir sollten uns durch Hass und Hetze nicht die Musik nehmen lassen. 
Ingo Fischer, Lavamünd

Weitere Leserbriefe zum Thema

Gegen Rechtsrock

Zu Verboten gibt es ein treffendes Bonmot von Wolf Biermann: „Was verboten ist, macht uns gerade scharf.“ Was hat man nicht alles schon zu verachten versucht? Immer mit Bezug auf „Wiederbetätigung“. Da gab und gibt es ein bestimmtes Polohemd oder eine bestimmte Schuhmarke, deren TrägerInnen man der Nazisympathie bezichtigte. Was für ein Schwachsinn! Warum, Thomas Golser weist darauf hin, geht man nicht radikal gegen Rechtsrock-Bands vor, die unverblümt Nazi-Ramsch von sich geben? Die wunderbare Ute Baumhackl hat sich hier meiner Meinung nach verrannt.
Rudolf Prill, Köttmannsdorf

Deutschnational

Das eigentlich Befremdliche an diesem umgetexteten Lied für mich – das ohnehin unerträglich ist – ist, dass man auch in Österreich „Deutschland den Deutschen“ grölt. Dieser verdammte Deutschnationalismus ist offenbar nicht umzubringen.  
Matthias Urban

Menschenverachtend

Die Aktionen, die auf Sylt vorgefallen sind, sind ein Zeichen, wie sich unsere Gesellschaft verändert hat. Viele Menschen können sich vielleicht noch erinnern, als von den Jungen bis in die 90er-Jahre hinein in Bezug auf das Hitler-Regime die Frage gestellt wurde: „Wie konntet ihr es nur so weit kommen lassen?“ Nun, diese Frage stellt heute kaum jemand mehr, obwohl sie gerade jetzt unglaublich wichtig ist. Vorfälle wie auf Sylt sind jeder für sich ein Puzzleteil zu einem großen Ganzen, das menschenverachtendes Verhalten verharmlost und nicht mehr verurteilt. Und anscheinend befinden wir uns bereits in einer Gesellschaft, die derlei Aktionen teilweise billigt, als „b’soffene G’schicht“ oder nichtig abtut.

Ich befürchte, wenn wir diese Zeichen heute übersehen, wird sich die Gesellschaftsfähigkeit von demokratie- und menschenfeindlichem Handeln weiter fortsetzen und immer unkontrollierbarer werden.
Katharina Mayer, Weiz