„Steirische FPÖ sondiert ab Mittwoch mit ÖVP und SPÖ“, 26. 11.
Noch erstaunlicher als das Ergebnis der Wahlen sind für mich manche Reaktionen unserer ach so demokratieliebenden Mitbürger. Das Resultat dieser Wahl basiert auf einer demokratischen und freien Wahl, wo jeder unabhängig seines Standes, seines Geschlechts etc. seine Stimme abgeben konnte. Jetzt haben sich viele Wähler für etwas entschieden, was einigen nicht passt, teils, weil sie Veränderungen wünschen, oder weil sie Angst vor gewissen Entwicklungen haben, oder weil sie sich einfach nicht umerziehen lassen wollen, weil sie an andere Werte glauben; vielleicht waren sie einfach nur naiv, weil sie allen Ernstes glauben, die von ihnen Gewählten würden etwas besser machen.
Tatsache ist, dass es aber völlig egal ist. In einer Demokratie ist das Ergebnis zu akzeptieren und ich finde es höchst bedenklich, wenn die Menschen, welche uns glauben machen wollen, dass sie für Demokratie sind, am lautesten dafür eintreten, demokratiepolitische Verhältnisse irgendwie zu verändern, nur weil ihnen das Ergebnis nicht passt. Die Mehrheit der Bevölkerung, sowohl im Land als auch im Bund, hat Mitte-rechts gewählt, ob es den Linken nun passt oder nicht.
Es sei ihnen ins Stammbuch geschrieben, dass sie sich wie faire Verlierer verhalten sollten, das Ergebnis akzeptieren und sich für die nächste Chance in vier Jahren vorzubereiten. Dann wird wieder gewählt.
Heinz Jahrbacher, Graz
Leistung erwarten
Man kann das Wort Protestwähler nicht mehr hören. Dies ist eine Erfindung der Medien und Altparteien. Der moderne Wähler macht sein Kreuzerl dort, wo man Leistung erwartet. Die Zeiten von Stammwählern sind so gut wie vorbei. Und wenn die neue Regierung nicht funktioniert, ist sie so schnell wieder weg, wie sie gekommen ist. In der Steiermark ist es insofern leichter zu regieren, denn wir sind hier so schlau, dass wir mit- und nicht gegeneinander auftreten, um etwas weiterzubringen.
Und eines wird sich wirklich nie ändern: Eine Regierung, welche gut arbeitet, wird auch nicht abgewählt.
Gerald Neuhold, Weiz
Nur eine Vision?
Nach so einem Wahlergebnis könnten Verlierer theoretisch auch freiwillig in Opposition gehen, auch auf Bundesebene, weil es tatsächlich ein „Nicht-so-weiter-wie-bisher“ wäre und gute Oppositionsarbeit auch neue Perspektiven und Chancen öffnen kann. Aber Macht auf diese Weise loszulassen, ist eher Wunschtraum als Wirklichkeit. Oder mögliche Vision einer reiferen Demokratie?
Angelika Rupp, Wundschuh
Bittere Wahrheit
Wer von den Parteien (egal ob auf Bundes- oder Landesebene) jetzt den Führungsanspruch erhebt, strebt mit aller Kraft nach der Krone – blind für die bittere Wahrheit, dass der Thron nicht nur Macht bedeutet, sondern auch sein eigenes unheilvolles Urteil spricht. Schon vor der Bundes- und Landeswahl der Steiermark war klar, dass die neuen Regierungen ein leider wohl drastisches Sparpaket durchführen werden müssen.
Wer jetzt regiert und dabei durch möglichst fair verteilte Sparmaßnahmen seinen Job macht, wird als Dank vermutlich allgemein abgelehnt und wohl nicht mehr gewählt werden. Wer Sparmaßnahmen unterlässt, riskiert aufgrund der entsprechenden Finanzfolgen für unser Land seinen Kopf. Viel Spaß beim Regieren!
Werner Pregetter, Leoben
Wer regiert, verliert
Immer wieder kann man lesen, dass die Regierenden nicht zugehört hätten. Sei es die Gesundheitsreform mit dem der Entwicklung angepassten Spitalsystem oder eine dritte Autobahnspur. Logik: Jede zusätzliche Straße bringt zusätzlichen Verkehr? Im Umkehrschluss: Keine Straßen, kein Verkehr? Oder: Bei jedem Großprojekt gibt es ideologischen oder persönlichen Einwand. Fest steht, dass die Politik sich natürlich einer Drittel-Minorität zu beugen hätte, und wie man sieht, besser nichts tun sollte. Wer agiert (regiert), verliert!
Wenn eine Minderheit von einem Drittel der Wahlberechtigten auch bei so komplexen Themen wie der Spitalsreform alles blockieren kann und nur die persönliche Befindlichkeit zur Entscheidungsfindung herangezogen wird, zeigt das die Schwächen unseres demokratischen Systems auf. Ob unsere Demokratie bzw. unser Land das überleben kann, wird immer fragwürdiger.
Horst Höpfner, Trofaiach
Platz für Neues
Die Herren Drexler und Lang sind sicherlich verdiente Funktionäre ihrer Parteien. Auch wenn beiden das Vertrauen ihrer Gefolgschaft ausgesprochen wurde, spricht der Wahlausgang dafür, dass beide zurücktreten sollten. Mit dem gewaltigen ÖVP-Minus und dem schlechtesten SPÖ-Resultat bleibt eigentlich nur dieser Weg.
Wenn nunmehr beide als Chefverhandler ihrer Parteien eingesetzt werden, mag das aufgrund ihrer politischen Erfahrung gut sein, dennoch sollte Platz für Nachfolger*innen geschaffen werden. Für die Wählerschaft ist es kaum vorstellbar, dass Drexler als zweiter Mann hinter dem Wahlgewinner Kunasek weitermachen wird, und Lang steht für mich sein Alter im Weg. Eine Dreierkoalition würde das Fass zum Überlaufen bringen. Je schneller die Nachfolger*innen bekannt werden, desto glaubhafter wird die Sache sein.
Franz Strasser, Graz