Leitartikel „Wahlen haben Folgen“, 25. 10. und „Das blaue Oberammergau“, 24. 10.
Es waren einmal Wahlen, nun sind sie vorüber. Kickl stand auf der Bühne. Seine Worte hatten im Wahlkampf gezündet wie nie zuvor. Mit brachialer Rhetorik hatte er den Menschen das Gefühl gegeben, gehört zu werden. Doch nun, da der Applaus verhallte, standen alle anderen Parteien stumm abseits. „Wir werden den Wandel bringen!“ hatte er verkündet. Doch niemand will sich ihm anschließen. Sie meiden seine ausgestreckte Hand, da er zu viel verbrannte Erde hinterlässt. Eine Koalition? Unmöglich. Die Brücken sind eingestürzt, die Gräben unüberwindbar. In der Einsamkeit seines Erfolgs begreift er sicherlich, dass Macht ohne Partner nur eine Illusion ist. In dem Fall kann man sagen: „Macht – nix!“
Reinhart Nunner, Semriach
Der Ruf in den Wald
Den selbst ernannten Volkskanzler darf es nicht wundern, dass keine der anderen im neu gewählten Parlament vertretenen Parteien mit ihm in eine Regierung wollen. Zu heftig waren seine zahlreichen beleidigenden verbalen Rundumschläge, die größtes Misstrauen hinterließen. Auch in der Politik gilt im Umgang miteinander: „Wie ich in den Wald hineinrufe, hallt es zurück“.
Gerald Meir, Krumpendorf
Aus dem Rennen
Dem Artikel von Stefan Winkler ist nichts mehr hinzuzufügen! Es ist auf den Punkt gebracht, warum Herbert Kickl sich aus dem Rennen gebracht hat. Jetzt müssen ÖVP, SPÖ, Neos und Grüne zeigen, ob sie den sprichwörtlichen Wahlausgang wirklich verstanden haben. Ich bin mir aber nicht sicher, ob Herr Nehammer wirklich erkannt hat, was in der nächsten Regierungsperiode zu tun wäre. Politiker sollten nicht nur auf ihre Parteisoldaten und parteitreuen Berater hören, sondern auch auf aufmerksame Politbeobachter, die von außen die Gegebenheiten beobachten und mögliche Strategien einschätzen können. Ein zukünftiger Koalitionsvertrag sollte auf die vielen bereits vorliegenden Notwendigkeiten, Ideen und Forderungen geprüft und entsprechend eingebracht werden.
Ing. Wolfgang Eberl, Graz
Tür geöffnet
Obwohl ich kein FPÖ-Wähler bin, kann ich über das Verhalten unseres Bundespräsidenten nur den Kopf schütteln. Wozu überhaupt zu einer Wahl gehen, wenn der Bundespräsident sich anmaßt, das Volk, welches er zu vertreten hat, einfach zu übergehen, einfach ein ungeschriebenes Gesetz, zumindest eine jahrzehntelange Tradition zu ignorieren und sich einbilden zu wissen, was gut für unser Land und seine Bürger sei? Und wenn ich dann höre, dass eh 70 Prozent der Wähler nicht blau gewählt haben, erhöht sich mein Unverständnis, denn wie sieht denn diese Regel bei den anderen Parteien aus?
Alexander Van der Bellen hat Herbert Kickl Tür und Tor für eine Absolute geöffnet. Land der Hämmer, zukunftsreich, armes armes Österreich.
Gerhard Thaler, Lieserbrücke
Ausreichend begründet
Allen, die sich nun über den Bundespräsidenten gar so echauffieren, sei eine Aussage der Politologin Katrin Praprotnik in Erinnerung gerufen: „Van der Bellen hat realpolitisch entschieden, um nicht weitere Zeit zu verlieren“. Zudem hat der Bundespräsident in seiner Rede ausführlich und für alle verständlich seine Gründe dargelegt. Außerdem hat sich Kickl durch sein ungebührliches Benehmen, seine Beleidigungen usw. schon vor der Wahl selbst aus dem Rennen genommen.
Von wegen Koalition der Verlierer: Ich kann mich gut erinnern, dass Kreisky nach der Zwentendorf-Abstimmung gesagt hat: Mehrheit ist Mehrheit. Punkt. Jedenfalls war die Entscheidung von Van der Bellen vollkommen richtig und von Unverantwortlichkeit kann keine Rede sein.
Gerhard Buchebner, Mariazell
Geteilte Meinung
Man kann über die Vorgehensweise des Bundespräsidenten durchaus geteilter Meinung sein. Ich, an seiner Stelle, hätte Folgendes gesagt: Sehr geehrter Herr Kickl, die „Mumie“ aus der Hofburg beauftragt Sie usancengemäß mit der Bildung einer tragfähigen Bundesregierung. Sie haben eine Woche Zeit, einen unterschriebenen Koalitionspakt mit der ÖVP, oder der SPÖ, mit Ihnen als Volkskanzler, zu präsentieren. Alles Gute, Ihr Bundespräsident.
Heinz Hartl, Pack