Leserbriefe zu „Ausgleich für Inflation ist nicht genug“, 8. 10.

Nach den wirtschaftlichen „Segnungen“ der Pandemie sind wir bekanntlich unmittelbar in eine veritable Wirtschaftskrise geschlittert. Vorsitzende aller Parteien überbieten einander in praxisfremden Lösungsversprechen, aber niemand hat den Mut zum einzig wirksamen Lösungsvorschlag: Statt immer weniger zu arbeiten, müssen wir wieder mehr arbeiten, mit steuerfreien Überstunden, auf 25 Prozent herabgesetztem Überstundenzuschlag und kontrollierter Zuwanderung von Fachkräften, die diese Bezeichnung auch verdienen. Als Begleitmaßnahme sind vernünftige Energiekosten unerlässlich. Solche Maßnahmen würden die Konkurrenzfähigkeit unserer Wirtschaft signifikant verbessern, den Wohlstand wirklich sichern und den Arbeitskräftemangel abfedern.

Jedem ist zuzumuten, täglich neun statt nur acht Stunden zu arbeiten. „Work-Life-Balance“ ist grundsätzlich gut, aber mit zu wenig „Work“ wird das „Life“ nicht mehr leistbar sein und die „Balance“ geht verloren. Schließlich ist der heutige Wohlstand jenen Generationen zu verdanken, die das Land nach dem Krieg aufgebaut haben und auch jenen, die danach das Wirtschaftswunder geschafft und sich ins Zeug gelegt haben. Sie haben die Basis für den heutigen Wohlstand und Sozialstaat geschaffen, doch das funktionierte beileibe nicht mit 38 Stunden pro Woche. Und: Diese Menschen hatten Freude an ihrer Tätigkeit und an Leistung. Wenn nun aber sogar seitens diverser, vollkommen praxisfremder Institutionen und Herrschaften auch noch über immer weniger Arbeit auch nur nachgedacht wird, dann gute Nacht.
Mag. Ernst Karner, Graz

Generationenvertrag

Generationenvertrag nannte man das, was uns früher ungefragt auferlegt wurde. Inzwischen wollen Jüngere weniger arbeiten, mehr Freizeit, mehr Reisen, sich möglichst alles leisten können, jedoch teils mit opulenteren Finanzierungs- und Allgemeinhilfemöglichkeiten. Viele genießen all das, samt künstlicher Intelligenz mit wachsendem Energieverbrauch, fortschrittlicheren technischen Möglichkeiten. Bei geringerer Arbeitszeit, gegebenenfalls auch weniger Leistung als früher, bauen modernste Villen, wollen möglichst früher in Pension gehen, und das alles soll finanzierbar sein?

Einerseits wollen wir unseren Wohlstand in vollen Zügen genießen, übersehen jedoch die katastrophale, weltweite Ausbeutung durch Industriestaaten. In Brasilien wird Urwaldflächenbrandrodung großen Ausmaßes betrieben, um für China, aber auch Europa Lebensmittel zu produzieren. Man zwingt die Menschen dort zu immer weiteren Brandrodungen, um sich kümmerlich ernähren zu können. Was passiert wohl, wenn die Weltbevölkerung weiter so wächst und zu verhungern beginnt?
Kurt Höfferer, Hörbranz

Babyboomer

Die Babyboomer gehen in Pension. Sie haben wesentlich zum Wohlstand Österreichs beigetragen. Bestens diszipliniert fügten sie sich willig dem „Hamsterrad der Kapitalvermehrung“. Vertrauensvoll dienten sie unserem Sozialsystem, um sich nach 40 bzw. 45 Arbeitsjahren des wohlverdienten Ruhestands zu erfreuen.

Die Realität verheißt jedoch anderes. Arzttermine (ein begründetes Bedürfnis der abgekämpften Generation) mit unter drei Monaten Wartezeit gleichen einem Glücksfall. Die horrende Inflation der letzten Jahre ließ die sauer verdienten Ersparnisse schrumpfen, Reiseabsichten ins Reich der Träume verfrachten, und die zunehmende digitale Versklavung lassen die in Freiheit und Selbstverantwortung gereiften Babyboomer verzweifeln. Zu guter Letzt wird durch akuten Personalnotstand („Work-Life-Balance-Virus“) in beinahe sämtlichen Sparten die Inanspruchnahme diverser Dienstleistungen zur echten Herausforderung.
Alfons Kohlbacher, Seiersberg-Pirka

Was nun?

Während die Politgranden sich um den Machterhalt matchen, plagen die ÖsterreicherInnen ganz andere Sorgen: die anhaltende Rezession der Wirtschaft bei gleichzeitiger Explosion der Staatsschulden, damit verbunden der Verlust von Arbeitsplätzen, des Einkommens und des Wohlstands, steigende Lebenshaltungskosten durch die Inflation und Einbußen bei der Kaufkraft, was zu Existenzängsten führt, weil man nicht weiß, wie man sich das Wohnen, Heizen, Essen etc. leisten wird können. Hinzu kommen eine Erosion bei der kulturellen Identität und Irritationen bei den traditionellen Werten, Umweltprobleme und die Gefahr sich ausweitender kriegerischer Auseinandersetzungen, die Ungewissheit der Finanzierung unserer Sozial- und Pensionssysteme, des Bildungssystems, der ärztlichen, medizinischen und pflegerischen Versorgung und vieles mehr.

Es stellt sich nun die berechtigte Frage, welchen Proponenten zuzumuten ist, diese Fülle von Problemen zu stemmen, und wem die Verantwortung dafür in die Hände gelegt werden soll? Wer, beziehungsweise welche Koalition wird es schaffen, die anstehenden Probleme ernsthaft zu lösen und gleichzeitig auch Stabilität und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen, und wie kann dabei noch dem ursprünglichen Wählerwillen entsprochen werden? Ich bin sehr gespannt darauf.
RR Berndt Stoisser, Graz