Leserbriefe zu „Alle Forstwege für die Biker öffnen“, 9. 9.

Zum Thema Benützung von Forststraßen wird geflissentlich auf das gravierendste Hindernis einer Öffnung vergessen: Wegerhalter haften laut Gesetz für Ihre Wege. Das heißt, sie müssen Schäden und Gefahren in zumutbaren Zeitabständen beheben bzw. beseitigen. Wenn da ein Radfahrer nach einem Sturz infolge schlechten Straßenzustands den Wegerhalter verklagt, steht dieser zumindest einmal vor dem Kadi. Als leidenschaftlicher Radfahrer kann ich da Besitzer verstehen, die sich dies keinesfalls antun wollen. Wenn diese Haftung beseitigt ist, wird es seitens der Wegerhalter wohl wesentlich weniger Vorbehalte geben.

Übrigens hätte ich kein Problem damit, ein Ticket für Wegbenützung zu bezahlen. Gibt es ja zum Beispiel schon im Wechselgebiet. Wenn Leute 5000 Euro und mehr für ihr Bike ausgeben können, wird es wohl nicht an ein paar Euro mehr scheitern. Harald Schallerl, Preßguts

Heuchlerisch

Das ist eine jahrelange Diskussion, welche dem Tourismusland Österreich immer mehr Schaden zufügt. In den Nachbarländern gibt es großzügige Regelungen und man sieht auch, wie diese von den Sportlern angenommen werden. Unter dem nicht nachvollziehbaren Argument des Respekts vor persönlichem Eigentum entgehen Beherbergungsbetrieben, Hütten und der Wirtschaft Unsummen an Einnahmen. Wie heuchlerisch diese Argumentation ist, sieht man daran, dass ein Großteil dieser Forstwege durch die öffentliche Hand finanziert und gefördert wurde. All jene, die sich weigern, diese Wege nicht freizugeben, würde ich auffordern, die Gelder, die sie für den Bau bekommen haben, wieder zurückzuzahlen, dann könnten sie von einem Eigentum sprechen.

Was die Haftung anbelangt, ist das ganz einfach: Benutzung auf eigene Gefahr und damit ist die Sache auch schon geregelt, wie auf jedem Wanderweg, Klettersteig, Bikepark oder Spielplatz. Klaus Bäumel, Althofen

Keine Erholung

SPÖ und Naturfreunde wollen in unseren Wäldern Tür und Tor für Mountainbiker öffnen. Ein weit über das Ziel hinausgehendes Vorhaben, unter dem Wald, Tier und Mensch leiden würden. Mehr als 80 Prozent des österreichischen Waldes sind Privatbesitz, 140.000 Familienbetriebe für dessen Pflege verantwortlich. Unsere Waldbauern sind jene, die dafür sorgen, dass unsere grüne Lunge sich laufend verjüngt und ausweitet. Ein Kubikmeter Holz wächst pro Sekunde nach, genug, um eine Tonne CO₂ zu binden. Die Bewirtschaftung des heimischen Waldes ist aktiver Klimaschutz, eine Aufgabe, die in den Händen unserer bestens ausgebildeten Forstwirte richtig aufgehoben ist.

Laut Forstgesetz, das eines der strengsten weltweit ist, darf der Wald in Österreich von jedermann zu Erholungszwecken genutzt werden. Dürfen allerdings sämtliche Waldwege ungehindert von Mountainbikern befahren werden, dann kann von Erholung keine Rede mehr sein. Weder für den Wald, der etwa durch rücksichtsloses Verhalten oder zu starke Nutzung Gefahr läuft, dass seine Erholungsfunktion stark eingeschränkt wird, noch für die Tiere, deren Brut-, Balz- oder Ruheplätze durch den Menschen bedroht sind. Das gilt genauso für die Waldbesitzer, die zusätzlichem Druck durch mehr Wildverbiss ausgesetzt sind und bei ihrer Arbeit gefährdet werden. Und letztlich auch für die Mountainbiker, die sich auf möglicherweise unübersichtlichen Wegen in erhöhte Gefahr begeben.

Die Grundbesitzer kennen ihren Wald in- und auswendig. Ein ungehinderter Eingriff in fremdes Eigentum darf nicht dazu führen, dass die Belastung für den Wald, die Tiere, die darin leben, und insbesondere die Waldbauern ins Unermessliche steigt. Stattdessen braucht es Vertragslösungen für die Nutzung des Waldes zu Sport- und Freizeitzwecken, um ein gutes Miteinander zu ermöglichen. Ing. Mag. David Süß (Direktor des Österreichischen Bauernbundes)

Unhöflichkeiten

Kürzlich saßen wir mit unserem Almbauern zusammen vor der Almhütte. Plötzlich bog ein Biker von der offiziellen Strecke ab und nahm den Privatweg zur Hütte. Auf den freundlichen Hinweis, dass es hier aber nicht weitergehe, brüllte er zurück: „Die Bauern sind verdammte Figuren!“. Nun frage ich mich schon, woher mancher Unmut zwischen Bauern und Bikern kommt? Ein nettes „Grüß Gott!“ und eventuell eine Entschuldigung vonseiten des Bikers wären wohl angebrachter gewesen – wenn man sich schon auf ein Privatgrundstück verirrt! Schade, dass Fahrräder keine Nummerntafeln haben. Mit einem lieben Gruß an alle netten und bedächtigen Radfahrer:innen. Marlies Sulle, Himmelberg