Leserbrief zu „Ein Affront als Strategie“, 5. 9.

Ein Affront als Strategie‘ stimmt so nicht. Die Strategie heißt Antifaschismus. Aber der Reihe nach: Die Idee der Bundesländer-Zeitungen, mehrmals die Spitzenkandidat:innen aller im Parlament vertretenen Parteien zusammen auf die Bühne zu bringen, ist wirklich gut. Die Zuseher:innen können sich so unmittelbar ein Bild von den Menschen machen, die sich für dieses wichtige Amt bewerben. Beate Meinl-Reisinger von den Neos ist mir als Erste aufgefallen, als sie monierte, Politik sei kein Spiel, in dem man in zwei Minuten komplexe Themen abhandeln könne.

Dass bei der Schlussrunde etwas Nettes über den jeweiligen Nachbarn gesagt werden solle, kenne ich aus diversen Teambuilding-Seminaren. Das funktioniert so bei politischen Kontrahenten nicht. Andreas Babler spielte das Spiel nicht mit. Ich war wirklich überrascht, als er nicht die hübsche Jacke lobte, sondern ehrlich sagte, was er über den Vorsitzenden der FPÖ denkt. Es braucht schon wirkliche Überzeugung und Standhaftigkeit, seine Worte so klar zu formulieren. Babler zeigte sich in seiner ehrlichen Antwort als wahrer Antifaschist. Diese Haltung zu vertreten, stünde uns allen gut an nach dem, was der Faschismus auch in Österreich im letzten Jahrhundert angerichtet hat. Die Zeichen an der Wand erkennen alle von uns. Erika Beaudin, Gratwein-Straßengel

Unter Druck

Die Attacke des Andreas Babler zeigt einmal mehr, wie der SPÖ-Kandidat unter Druck steht. Von Teilen der eigenen Partei abgelehnt, zielt Babler unter die Gürtellinie. Der Konter von Kickl: Souverän! Man muss weder Kickl noch die FPÖ goutieren, aber die zunehmenden Attacken, in denen man immer mehr den politischen Gegner zum „Ungeheuer“ macht, ängstigen. Ein Satz zu Babler nach verlorener Wahl wird bleiben: „Aber a Goschn hat er“. Zu wenig für eine Kanzlerfunktion! Rudolf Prill, Köttmannsdorf

Nicht beschwichtigen

Aus der Zivilgesellschaft häufen sich die Initiativen, die auf die Gefahr einer FPÖ-Regierungsbeteiligung hinweisen. Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur warnen vor einer Partei, die in ihrer Programmatik völkische Züge trägt und radikale Eingriffe in unseren Sozial- und Rechtsstaat vorsieht. Letztes Wochenende hat in Deutschland, im Bundesland Thüringen, eine Partei die Landtagswahl gewonnen, die vom deutschen Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wird. Die FPÖ hat dieser einen Partei unverhohlen zum Wahlsieg gratuliert.

Und daher wundere ich mich sehr,dass ich lesen muss, dass die wichtige und demokratische Warnung von Andreas Babler als „Affront oder persönlicher Frontalangriff“ beschrieben wird.

Bei der Gründung unserer zweiten Republik war Antifaschismus der Konsens, und wenn wir jetzt die Republik schützen wollen, wenn wir die Warnung „Nie Wieder!“ ernst nehmen, sollten wir den Worten von Andreas Babler mehr Beachtung schenken und sie nicht beschwichtigen. José Curado, Klosterneuburg

Rote Karte

Die Elefantenrunde endete knapp vor „Schlusspfiff“ mit einem Foul, gerade von jenem, der über weite Strecken bemüht war, die Menschlichkeit in der Genetik seiner Partei hervorzuheben. Es ging Herrn Babler um die Schlagzeile oder den Lucky Punch und nicht um den Menschen, denn das war das Ansinnen der beiden Chefredakteure! Ich bin mir gar nicht sicher, ob die gesamte österreichische Sozialdemokratie von Eisenstadt bis Bregenz diese Rote Karte riskiert hätte. Über jemanden nichts Gutes sagen zu wollen, sich über diese Aufgabe noch lustig zu machen, ist weder fair noch mitmenschlich.

Vielleicht fragt der Bundesvorsitzende der SPÖ die Generation, deren Erbe er sich nicht „zusammenschießen“ lassen will, warum sie nach dem Kriegsende miteinander und nicht gegeneinander gearbeitet hat. Vielleicht war es auch deshalb, weil dieses Gegeneinander in die Schützengräben geführt hat, aus denen heraus alles zusammengeschossen wurde, was Mitmenschlichkeit ausmacht. Die Feuerpause beginnt dort, wo ich im Gegenüber oder auch links von mir den Menschen zu sehen bereit bin, das kann anstrengend sein, aber friedvoll.

Diese Aggression, Herr Babler, hat keinen Platz in einer Demokratie, über den ganzen ideologischen Spannbogen des Podiums nicht, von Bundeskanzler Karl Nehammer bis Beate Meinl-Reisinger. Um das auch so sehen zu können, muss man jetzt weder FPÖ-Wähler sein oder werden. Jakob Kabas, MBA, Liezen

Was wir brauchen

Die Politik braucht problembewusste und lösungsorientierte Macher, sie braucht keine Schein-Aktivisten, keine Panik-Erzeuger, keine Dämonisierer, keine Diffamierer.

Sie braucht das aufeinander Zugehen auf Augenhöhe. Sich einzementieren ist keine Stärke. Sie braucht konstruktive Zusammenarbeit, also „Zusammen“-Arbeiter, vor allem für die Jugend, fürs Land, je mehr es davon gibt, umso besser. Sie braucht das gute, freundliche Vorwärts im Denken und Handeln und nicht das ständig blockierende und bösartige Gegeneinander. Karl Brunner, Klagenfurt

Punktuelle Taktik

Andreas Bablers Angriff war meines Erachtens eher punktuelle Taktik, nicht Strategie.

Angriff als durchgehende Strategie ist eher die Sache Herbert Kickls. Dieter Kordik, Übelbach