Provokateur in neuen Kleidern“, 20. 8.

Kickl lachte fast nie, blieb ernst und bestimmt. Zynisch kanzelte er, bei unangenehmen Fragen, Thür des Öfteren als „unsauberen“ Journalisten ab. So wurde aus dem Sommergespräch „Aktenzeichen FP ungelöst”. Der blaue Parteiobmann inszenierte sich, wie immer, als System-Politiker- und System-Journalisten-Verächter. An allen von Kickl herbeigeredeten Katastrophen (die keine, sondern Probleme sind) haben die anderen, nämlich die „Systempolitiker”, und nicht das Weltgeschehen Schuld. 

Wenn Orbán, Putin oder AfDler über die Stränge hauen, bleibt Kickl eher unbeteiligt und leise und signalisiert so Verbundenheit. Und trotzdem, bei diesen Freunden, betitelte sich der Parteiobmann selbst als Politiker der Mitte, weil dort am meisten Wählerstimmen abzuholen sind. Er weiß, Extremismus wird in Österreich nicht gewählt. Kickl gab sich deshalb staatstragend kühl und nicht extrem. Alles bekannt verschwommen, aufgewärmt und irgendwie fad. Überschriftenpolitik und Vergangenheitspolitik eben! 
Egon Hofer, Maria Saal

Weitere Leserbriefe zum Thema

Wenig informativ

Ein ORF und seine Journalisten müssen aufpassen, dass sie die immer wieder besonders betonte ORF-Unabhängigkeit nicht verspielen. Herr Thür wollte Herrn Kickl mit alten Themen herausfordern und hat dabei auf die Zuseher vergessen, weil es seine Aufgabe ist, diese umfangreich über einen Politiker zu informieren. So gesehen haben oe24, Puls24 und ServusTV die Gespräche viel informativer geführt!

Herr Kickl muss Wähler ansprechen, die die FPÖ in der Vergangenheit als Regierungspartei abgelehnt haben. Dass hier Herr Thür und Frau Singer (ORF III) ihre alten Lieder aufgewärmt haben, hat nichts mit einem unabhängigen Journalismus zu tun und hilft keinem Wähler! Ob man Kickl eine Kanzlerschaft zutrauen kann, ist noch nicht ganz durch. Er bräuchte als Vizekanzler einen Kanzler, dem er als ehrlichen Partner vertrauen kann. Diesen Heros gibt es in der österreichischen Politik nicht!
Ing. Wolfgang Eberl, Graz

Konstruktive Ansätze

Inmitten der oft hitzigen Diskussionen in Österreich ist ein Aspekt hervorzuheben, der mir bei Kickl  positiv aufgefallen ist. Es ist wichtig, auch in einer Zeit intensiver politischer Auseinandersetzungen konstruktive Ansätze und Aussagen zu würdigen, unabhängig von der eigenen politischen Gesinnung. Kickl betonte in seiner jüngsten Aussagen die Bedeutung der Meinungsfreiheit als Grundpfeiler unserer Demokratie. Dieser Punkt ist in einer Zeit, in der die Grenzen des Sagbaren oft infrage gestellt werden, von zentraler Bedeutung. Ebenso hob Kickl die Wichtigkeit von Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit  hervor, die er als grundlegende Voraussetzungen für das Funktionieren unseres Gemeinwesens sieht.
Ernst Pitlik, Wien

Wie erwartet

Die anfangs geschauspielerte, politische Seriosität im Sommergespräch wich dann doch recht rasch dem zu erwartenden, mimosenhaften, aggressiven Verhalten bei kritischen Fragen zu seiner Person bzw. Politik. Dies mit „unsauberem“ Journalismus zu betiteln, damit der Frage selbst auszuweichen, den Fragesteller anzupatzen, den Spieß mittels Gegenfrage umzudrehen, zeugt von seiner Gesinnung, sich immer als Opfer durch die öffentlichen Medien zu fühlen.

Der Versuch, mittels Anlockung europäischer Arbeitsloser durch Senkung der Lohnnebenkosten und mehr Netto vom Brutto (...„die damit ja jetzt die islamistischen Extremisten im Sozialstaat querfinanzieren und daher nicht nach Österreich kommen“) das Fachkräfteproblem zu beheben, zeugt von einer sehr regen, unrealistischen Fantasterei, da doch die Problematik des Fachkräftemangels in allen EU-Ländern vorherrscht. Viele seiner Aussagen würden einem Fakten- bzw. Logik-Check nicht standhalten, aber wer will das schon von seiner Gefolgschaft hören, ist doch eh alles „Vernaderung“.
Reinhart Nunner, Semriach