Leserbriefe zu „Offene Spiele mit vielen Zäunen“, 26. 7. und „Das erste Gold geht an Paris“, 27. 7.

Mit dem Start der Olympischen Spiele erleben nun 81 österreichische SpitzensportlerInnen das größte sportliche Event ihrer Karriere, auf das sie sich vier Jahre lang vorbereitet haben. Den Erfolg einer Nation, was die Sportpolitik betrifft, bemisst man jedoch nicht in Olympia-Medaillen, sondern an der Anzahl von Kindern und Jugendlichen in Bewegung und daran, wie viele Menschen Sport machen.

Die Situation ist allerdings alarmierend: Zwei von drei ÖsterreicherInnen bewegen sich nicht ausreichend. Und trotz steigender Lebenserwartung stagnieren die Lebensjahre, die wir in Gesundheit verbringen – Österreich ist mittlerweile sogar im letzten Drittel Europas angekommen: Eine Österreicherin hat 57 gesunde Jahre, während es Schweden auf durchschnittlich 71 bringen. Das ist nicht nur volkswirtschaftlich verheerend. Müsste nicht eines der obersten Ziele einer künftigen Bundesregierung sein, ihren WählerInnen ein möglichst langes gesundes Leben zu ermöglichen?

Sport ist die beste präventive Maßnahme für längere Gesundheit. Regelmäßige Bewegung reduziert die Notwendigkeit von direkten Behandlungen, Krankenständen sowie krankheitsbedingten Pensionierungen. Sport und Bewegung müssen in einer künftigen Bundesregierung als Schlüsselthemen erkannt und so auch behandelt werden. Ein nationaler Aktionsplan sollte ausgeklügelt dazu führen, mehr Menschen in Sport und Bewegung zu bringen, sodass Verhaltensänderungen dies im Alltag zu einer Selbstverständlichkeit machen.

Wenn die Spitze einer künftigen Bundesregierung die Bedeutung von mehr gesunden Lebensjahren für die ÖsterreicherInnen erkennt und sich dessen disruptiv annimmt, dann würden auch unsere Ergebnisse im Spitzensport verbessert werden, da die Basis ja in Wettkämpfen im Kindesalter im Sportverein geschaffen wird. Und wir könnten wohl schon bei den künftigen Spielen über noch mehr olympische Erfolge jubeln.

Peter McDonald, Präsident der Sportunion

Alles erlaubt?
Die Eröffnung der Olympischen Spiele zeichnete sich durch eine verstörende Symbolik aus. Eine geköpfte, sprechende Marie Antoinette, ein apokalyptischer Reiter, blutroter Regen und als „Krönung“ eine Parodie des letzten Abendmahles. Wäre der Islam so verhöhnt worden, hätte Paris gebrannt und die Medien würden sich überschlagen vor Entrüstung. Mit dem Christentum hingegen darf man offenbar alles machen.
Dr. Ralf Blaha, Friesach

Friedliche Spiele
„Olympischer Friede“ bedeutete schon vor 2000 Jahren, dass während der Olympischen Spiele nicht nur keine Kriege geführt wurden, sondern auch alle teilnehmenden Sportler gewaltfrei nach Olympia und wieder nach Hause reisen durften, und das, obwohl die damaligen griechischen Stämme nicht selten gegeneinander kämpften und nicht immer Freunde waren.

Es wäre schön, wenn der Mensch hier aus der Vergangenheit lernen könnte und es in den nächsten Wochen vor allem zu keinen (!) gewaltsamen politischen Kämpfen käme, denn sonst müssten sich die „Täter“ wohl die Frage gefallen lassen: Habt ihr aus den letzten 2000 Jahren noch immer nichts gelernt? Dr. Kurt Stoschitzky, Gleisdorf

Keine „Olympiade“
Hoffen wir auf gute und vor allem friedliche Spiele! Leider aber taucht schon wieder dort und da das fälschlich verwendete Wort „Olympiade“ dafür auf. Richtig ist, dass eine Olympiade seit jeher der Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen ist (also vier Jahre). Man kann ja als Eselsbrücke in dem Zusammenhang z. B. an eine Dekade (zehn Jahre) denken. So, und jetzt hoffen wir, dass unsere Olympioniken möglichst viele glänzende Medaillen mit nach Hause bringen. Werner Hardt-Stremayr, Annenheim

Schaler Beigeschmack
18.000 sollen es gewesen sein. Achtzehntausend Menschen, die man nicht bei den Olympischen Spielen haben wollte. Weil obdachlos, weil Gefahrenpotenzial, weil ungustiös, weil man den Teilnehmern der angeblich größten Friedensveranstaltung ihren zerlumpten und erbarmungswürdigen Anblick nicht zumuten will. Die sozialromantisch verklärt als Clochards bezeichneten Mitmenschen werden von einer Veranstaltung ausgeschlossen, deren finanzielle Profiteure in der Schweiz sitzen und sich wie Staatsoberhäupter hofieren lassen.

Den Athleten gibt man Almosen in Form von Goldmünzen, den Verbänden die Millionen, die sich der Veranstalter durch Steuerfreiheit erspart. Die Ärmsten jedoch werden in Bussen außer Sichtweite gekarrt und ihrem Schicksal überlassen. Es bleibt ein mehr als schaler Beigeschmack. Klaus Schauer, Klagenfurt