Leserbrief zum Leitartikel „Der Keil ist eingeschlagen“ und zu „Kanzler: Tabubruch, aber kein Boykott“, 17. 7.

Und nun sind wieder einmal die Sandkastenspiele eröffnet. Unser Kanzler kann jetzt der EU endlich zeigen, dass er auch gegen EU-Willen agieren kann. Das ist wirkliche Stärke eines Politikers! Egal, was Herr Orbán im Bereich der Kriegstreiber macht, um seine Freunde zu befriedigen, es wird gegen die EU gekämpft.

Ja glaubt denn wirklich irgendwer, dass Herr Orbán an einem Frieden interessiert ist? Diktatoren können nur Krieg spielen, vom Frieden haben sie keine Ahnung, weil das ihre Handlungsfähigkeiten einschränkt.
Ing. Wolfgang Eberl, Graz

Weitere Leserbriefe zum Thema

Machtanspruch der EU

Die EU boykottiert Ungarn, weil sich der Ministerpräsident des Landes mit Putin, Xi Jinping und Trump getroffen hat. Ich erinnere mich noch an das Jahr 2000, in dem 14 EU-Staaten Österreich wegen der Bildung einer demokratisch gewählten Regierung boykottiert haben. Vor den sogenannten „drei Weisen“ musste unsere Regierung damals untertänigst Rechenschaft ablegen, um ein Ende der willkürlichen Sanktionen zu erreichen. Jetzt trifft es Ungarn, das sich nicht dem Diktat aus Brüssel beugt und einen eigenen Weg versucht.

Noch ist die EU ein Bund unabhängiger Staaten und kein von Brüssel aus dirigierter Zentralstaat. Erfreulich ist, dass sich Österreich an diesem EU-Boykott nicht beteiligt. Es bleibt zu hoffen, dass Ungarn dem EU-Machtanspruch nicht nachgibt.
Heinz Schreiber, St. Georgen am Längsee

Was kann er vorweisen?

Ich wäre sehr wohl dafür, dass sich auch Österreich am Ministerboykott beteiligt. Herr Orbán soll wissen, dass die EU eine „Union“, eine Gemeinschaft ist und kein „Orbán-Finanzierungsverein“! Seine angeblichen Friedensbemühungen bei den größten „Kriegstreibern“ wie Putin und Xi Jinping stellen eine Verhöhnung aller friedlich gesinnten Menschen dar. Und was kann er diesbezüglich vorweisen? Hat Putin seine verbrecherischen Angriffe gegen die ukrainische Zivilbevölkerung eingestellt?

Wenn Außenminister Schallenberg (den ich sehr schätze) meint, Herr Orbán wird sich „erklären“ müssen: Ja, dies wird er sicher tun, aber in seiner gewohnt präpotenten, provokanten Art über die kalte Schulter.
Peter Rudolf Hager, Graz

Keine Gesprächsbasis

Der österreichische Bundeskanzler hat seinen Ministern befohlen, an den Ratssitzungen unter der Führung von Viktor Orbán teilzunehmen. Obwohl Orbán die EU ständig vor sich hertreibt, diese nach Strich und Faden erpresst, die österreichischen Handelspartner benachteiligt, den russischen Präsidenten hofiert, die Waffenlieferungen an die Ukraine sabotiert, hält Nehammer an Orbán fest. Vielen Staaten in der EU reicht es und sie setzen ein Zeichen. Statt sich mit diesen Staaten zu solidarisieren, stellt sich Nehammer hinter Orbán. Schön langsam müsste es auch dem Bundeskanzler dämmern, dass es mit Orbán keine Gesprächsbasis gibt. Aber vielleicht erinnern wir uns daran, dass Herr Nehammer auch eine völlig sinnlose Reise zu Putin gemacht hat und das auch ohne EU-Mandat.
Oswald Gandler, Seeboden

Regeln brechen

Nachdem Orbán und Ungarn sich laufend nicht an die gemeinschaftlichen Regelungen halten (zum Beispiel bei den Themen Flüchtlinge, Rechtsstaatlichkeit, Medienfreiheit) und Orbán bewiesen hat, kein Teamplayer zu sein, würde sich ein Austritt von Ungarn aus der EU empfehlen.

Nur das Geld der EU zu nehmen, aber nichts für die Gemeinschaft zu tun, geht sich irgendwann nicht mehr aus.
Martin Tabuk, Graz

Menschlichkeit

Heutzutage ist es Usus geworden, über Krieg zu reden, ohne dass man eine wirkliche Ahnung hat. Natürlich weiß jeder, was Krieg ist. Wie sich ein Krieg wirklich anfühlt und was er einer Gesellschaft abverlangt, kann sich in Wahrheit niemand wirklich vorstellen. Ansonsten würde man nicht so leichtfertig damit umgehen.

Kriege werden immer von Politikern begonnen, und die ersten Leidtragenden sind die Soldaten, die von ihren Familien betrauert werden. Danach folgen die sogenannten Kollateralschäden, wo Zivilisten einfach so „versehentlich“ getötet werden und die gegnerischen Lager die Schuld auf den jeweils anderen abwälzen. Eine Propaganda folgt der anderen, um die jeweilige Bevölkerung auf die eine oder andere Seite zu ziehen, um die sinnlosen Toten zu rechtfertigen. Es gibt keinen einzigen Grund, einen Krieg zu rechtfertigen, weil jeder Versuch nur eine Tarnung der eigenen Hilflosigkeit und Schwäche ist. Eine lebendige und aufrechte Beziehung kann nur über ständige Kommunikation aufblühen, das weiß jeder, der seinen eigenen Partner wertschätzt. Und wie im Kleinen, so geschieht es auch im Großen.

Vielleicht wäre es hilfreich, die Flüchtlinge, die ja hauptsächlich aus Ländern kommen, wo es Kriege gegeben hat oder noch immer gibt, ihre Geschichten erzählen zu lassen. Damit könnte präventiv ein friedliches Miteinander kreiert werden, weil man den Flüchtlingen damit Respekt und Wertschätzung vermittelt und sie nicht nur als Ware oder Probleme sieht. Die einzige Lösung für diese Welt ist, die verloren gegangene Menschlichkeit und Einfühlsamkeit wieder lebendig werden zu lassen. So schaffen wir gemeinsam ein Paradies, nachdem sich unsere Kinder so sehnen.
Arnold Petutschnig Spittal