Leserbrief zu „Corona: Ein kritischer Blick auf die Kleine Zeitung“, Morgenpost „Auf dem Prüfstand“, 6. 7.

Sehr geehrter Herr Chefredakteur, es ehrt Sie und die Kleine Zeitung, dass Sie so selbstkritisch ihre Berichterstattung zu Corona betrachten! Allerdings erscheint mir diese – momentan auch anderswo zu beobachtende – Selbstkritik beinahe schon masochistisch. Und ich fürchte, sie wird bei denen gar nicht ankommen, die der Grund für diese Selbstkritik sind – denen, die gegen die Corona-Politik gehetzt haben und noch immer (!) hetzen. Die wenigen Leute in meinem Umfeld, die gemeint haben, „man will uns ja nur einsperren, das ist Diktatur ...“ , die hätten das bei jeder anderen passenden Gelegenheit auch gerufen. Und werden es wieder rufen. 

Ich fürchte, diese Leute kann man mit gutgemeinter Selbstkritik nicht erreichen. Die werden sich bloß lustig machen darüber. Das stärkt sie bloß. Ich meine, die Demokratie müsste diesen Leuten gegenüber endlich mit der gebotenen Härte entgegentreten. Nur das verstehen sie, fürchten sie und „akzeptieren“ sie. Diesen Leuten sollte man meiner Meinung nach in Zukunft bei solchen Gelegenheiten etwa sagen: „Gut, lieber Freund, du willst dich nicht impfen lassen. Das ist okay, aber dann wirst du auch nicht behandelt werden, wenn du daran erkrankst“.

Als ehemaliger Assistent am Institut für Verfassungsrecht in Wien weiß ich natürlich, dass das nicht geht, rechtlich nicht möglich ist etc. Aber wir sollten uns dringend überlegen, was möglich ist, und manches überdenken, ansonsten werden uns diese Leute noch zeigen, „was alles möglich ist“.
Prof. (FH) em. DDr. Alois Böhm, Wien

Weitere Leserbriefe zum Thema

Neutral und kritisch

Gratulation! Sehr neutral und kritisch, nicht einseitig, selbstreflektiert. Hohes Lob an das Team. Sehr hohe Professionalität und Objektivität! Ich liebe meine Kleine Zeitung.
Josef Pallanits, Draßmarkt

Bruchlinien

Besonders im Hinblick auf die Situation pflegender Angehöriger wurden Leserbriefe der Kleinen Zeitung im Jahr 2020 auch aus psychotherapeutischer Sicht untersucht: „finden und loslassen. Angehörige, Demenzkranke und ein Psychotherapeut im Gespräch. Facultas Verlag Wien, 2021“. Die anfängliche Ratlosigkeit wurde hier deutlich, und es zeigten sich schon früh gesellschaftliche Bruchlinien zwischen gesund und krank, Jung und Alt, stark und schwach etc.

Die Auswahl der Leserbriefe durch die Redaktion schien ausgewogen, redaktionelle Kommentare waren von Beginn an darauf bedacht, Orientierung an Werten zu geben, auf die Gefahr von Spaltung der Menschen aufmerksam zu machen und das Gespräch der Meinungsträger untereinander zu fördern.
Dr. P. C. Endler, Psychotherapeut, Graz

Alleinstellungsmerkmal

Sehr geehrter Herr Patterer, Gratulation zu dieser Untersuchung, ein Alleinstellungsmerkmal in unserer Zeit. Ich hoffe, dass ein zweiter Schritt folgt, nämlich eine daraus resultierende Empfehlung für das Tagesgeschäft und zukünftige Herausforderungen …
DI (TU) Dr. Werner Kurzreiter, Gablitz