Die EU hat seinerzeit beim Balkankrieg tatenlos zugesehen und auf das Eingreifen der USA und Nato gewartet – bis es zu spät war. Wir machen uns mitschuldig am Untergang einer ganzen Nation. Wir dürfen uns nicht von den Drohungen des größenwahnsinnigen Putin, der schon wieder mit dem Einsatz von Atomwaffen droht, einschüchtern lassen. Falls wir uns nicht jetzt mit der Ukraine, auch mit aktivem militärischem Beistand, solidarisch erklären, hat Putin gewonnen und wird seinen Krieg gegen die ehemaligen Mitgliedsstaaten und Europa ausweiten.

Die Geschichte wiederholt sich immer wieder auf grausame Art und Weise! Ich habe als Kind den Einmarsch der russischen „Befreiungstruppen“ nach dem Kriegsende erlebt und den damit verbundenen Terror zu spüren bekommen. Deshalb kann ich mir auch die jetzige Not der ukrainischen Familien gut vorstellen. Hermann Wellisch, Kapfenberg

Weitere Leserbriefe zum Thema

Kante zeigen

Zu löblichen Wünschen nach umgehenden Friedensgesprächen möchte ich anmerken, dass verständlicherweise fast alle ihre Suppe ungestört in aller Ruhe löffeln wollen, aber ein bekanntes Sprichwort lautet: Es kann der Beste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Daher heißt es Kante zeigen, wenn mit der Vernunft nichts auszurichten ist. Manfred Hold, Bruck

EU als Rettungsanker

Den Putin-Verstehern geistert immer wieder die Idee einer europäisch-russischen Großkooperation durch die Köpfe. Sozusagen einer politisch-wirtschaftlichen Großmacht. In Europa das Hirn und in Russland die Rohstoffe … nur die bösen Amerikaner wollen das nicht und haben daher den Ukraine-Krieg angezettelt …

So weit, so logisch? Dass die USA ihre geostrategischen Interessen verfolgen, ist logisch und legitim. Dass ein Interesse an einer starken transatlantischen Beziehung besteht, steht auch außer Zweifel. Dass Westeuropa eine noch nie dagewesene Friedensepoche erleben durfte, ist fast ein Wunder! Die osteuropäischen Staaten haben in diesen Jahrzehnten die Segnungen dieser europäisch-russischen „Zusammenarbeit“ erlebt.

Die heute von Russland bedrohten Gebiete dürften sich eine „transasiatische“ Union auch anders vorstellen und sehen in der Europäischen Union ein Rettungsanker. Das alles genügt unseren begeisterten Antieuropäern und EU-Gegnern nicht. Der „postsowjetische“ Propagandaapparat arbeitet auf vollen Touren. Viel Geld wird investiert und es gibt dankbare Nehmer! Auch dort, wo man es nicht vermuten würde. Horst Höpfner, Trofaiach

Recht des Stärkeren?

Natürlich wäre der Ukraine-Krieg zu Ende, wenn das überfallene Land keine Waffen mehr zur Verfügung hätte. „Zu Ende“ wäre allerdings auch die Ukraine. Russland hingegen könnte in den besetzten Gebieten mit der Russifizierung weitermachen. Für viele andere Länder auf dieser Welt wäre dies die Bestätigung dafür, dass ein stärkerer Staat nun einmal das Recht hat, einen schwächeren militärisch zu unterwerfen und dem eigenen Imperium einzuverleiben. Gerfried Schmidt, Wies

Realitätsverweigerung

Nachdem die EU Ende Jänner 2024 ein weiteres Hilfspake über 50 Milliarden Euro sowie die USA vor kurzem eine weitere Finanzspritze von knapp 60 Milliarden Euro beschlossen haben, bricht der Westen in Jubelstimmung aus und träumt vom Sieg über Russland. Faktum ist, dass der Krieg gegen Russland niemals zu gewinnen ist, außer die Nato greift ein, mit all den verheerenden Folgen für Europa. Fakt ist, dass der Ukraine, wenn nicht die Munition, die SoldatInnen ausgehen werden. Fakt ist, dass die Sanktionen, gepaart mit Finanzspritzen, nur Europa schaden. Fakt ist auch, dass die Ukraine unter diesen Voraussetzungen niemals der Nato und der EU beitreten wird können.

Daher ist es an der Zeit, abzuwägen: Wollen wir das Zerstören der Ukraine, das Töten von unschuldigen SoldatInnen sowie weitere Finanzspritzen prolongieren, oder ist es nicht an der Zeit, die gleichen Anstrengungen in eine für alle akzeptable und friedliche Beilegung dieses Konfliktes zu legen? Denn, wie immer der Konflikt ausgeht, die Ukraine (nebst Europa) wird immer, so ungerecht und schrecklich das ist, der Verlierer sein. Walter Gitschthaler, St. Jakob