Leserbrief zu: „Das erste ‚Opfer‘ der künstlichen Intelligenz“, 5. 6.
Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann? Niemand. Und wenn er kommt? Dann laufen wir davon.“ Ein Spruch aus Kindertagen drängte sich mir auf, als ich den Beitrag über das Aus für die vorwissenschaftliche Arbeit las. Es ist eine der typischen Reaktionen im von Schulversuchen zerstörten österreichischen Bildungssystem. Für das Gymnasium musste man in meiner Schulzeit eine Aufnahmeprüfung absolvieren. Manche Lehrer, Frauen gab es damals sehr wenige im Lehrerzimmer, litten noch an Phantomschmerzen. Sie zeigten Landkarten, auf denen Schlesien noch zu Deutschland gehörte. Wir lernten also einiges, das falsch war. Vieles, das uns bildete und weiter brachte. Deutschdiktate, ohne die Schüler Wochen im Voraus über Text und Termin zu unterrichten, waren Standard. Überprüfung der Grammatik ebenso. Es lag am einzelnen Schüler, ob er aus dem Angebot etwas machte oder nicht. Über meine eigene Schulkarriere breite ich den Mantel des Vergessens.

Wenn ich lese, dass beinahe jeder zweite Schüler Nachhilfe benötigt, dann ist das Ende der VWA ein Scheinargument. Es wird das Kernproblem unseres Bildungswesens nicht lösen. Das verpasste Ziel, kein Kind, keinen Jugendlichen zurückzulassen. Wenn jetzt der Unterrichtsminister aus Angst vor der künstlichen Intelligenz (KI) Teile der Ausbildung kippt, frage ich mich, was kommt als Nächstes? Kein Notensystem? Ein Schule-kann-aber-muss-nicht Gesetz? Oder der Lehrgang „Von der Schule ins AMS – ohne Stress“? Auch wenn diese Regierung bald Geschichte sein wird, gelernt werden ihre Nachfolger aus dieser nichts haben. Es steht nicht gut um unsere Kinder und Enkel.
Klaus Schauer, Klagenfurt

Vernünftig

Außensicht: „Falsches Signal der Mutlosigkeit“, 6. 6.
Wenn man neuen Technologien vorsichtig begegnet, ist das nicht, wie Klaus Tasch in seinem Gastkommentar schreibt, „mutlos“ – es ist vernünftig. Im Alltag mag die KI in vielen Situationen nützlich sein, in einer Lernsituation kann sie sich aber sehr nachteilig auswirken. Wir haben bereits durch den Taschenrechner das Kopfrechnen verlernt. Was wird passieren, wenn Schülerarbeiten von einem Programm geschrieben werden dürfen? Welche Kompetenzen werden hier erworben, außer, dass man die richtigen Prompts eingibt? Schreiben und forschen lernen mit KI, das ist wie ein Führerscheinkurs mit selbstfahrenden Autos. Könnte man machen, bringt aber nichts.
Mag. Markus Kerschbaumer, Graz