Leserbrief zu „Ein Badehaus neben Domenigs Steinhaus“, 7. 5.
Nun musste ich lesen, dass das Land Kärnten ein Seegrundstück am Ossiacher See erwerben konnte, dort aber ein neues Badehaus entstehen soll. Warum in aller Welt muss der Kärntner Bürger immer ein Konsument sein? Warum kann diese Fläche nicht einfach nur mit einer Toilette und einem Mülleimer ausgerüstet und frei zugänglich sein? Ist die derzeit regierende sozialistische Partei bereits so stark in den Kapitalismus integriert, dass sie in den Menschen nur mehr lebenslang zahlende Konsumenten sieht?
Vor drei Jahren wurde, trotz zahlreicher bürokratischer Hürden, das bisher mit Abstand erfolgreichste Volksbegehren Kärntens, das Seenvolksbegehren, in das Landesgesetz implementiert. Bisher geschah gar nichts, während weiterhin die Immobilienpreise, wegen ausländischer Investoren und der Errichtung von Zweitwohnsitzen, explodieren und dieses wunderschöne Land unter einer Betondecke verschwindet.
Dr. Sebastian Rapf, Klagenfurt
Weitere Leserbriefe zum Thema
Bevölkerung profitiert?
Das betroffene Grundstück hat in seinem jetzigen Zustand vielen Menschen – sowohl Einheimischen als auch Touristen – Freude bereitet. Zahllose Menschen schätzen es, auf dieser Fläche entlang des Wassers zu spazieren, die Sitzmöglichkeiten zu nutzen und die Natur zu genießen. Laut Landeshauptmannstellvertreter Gruber soll durch die Verbauung „vor allem die Bevölkerung profitieren“. Die Bevölkerung profitiert aber jetzt schon – vor allem, weil es noch ein Stückchen freien Seezugang gibt. Mit der Realisierung des geplanten Bauprojekts kämen klarerweise Parkplätze, vermutlich eine Verbreiterung der Zufahrtsstraße etc., was sich eindeutig negativ auf das Ortsbild auswirken würde. Auch wenn „der öffentliche Seezugang erhalten bleiben soll“, ist das nur ein schwacher Trost, im Vergleich zur riesigen Grünfläche direkt am See, die verschwinden würde.
Ob es aus touristischer Sicht eine gute Idee ist, die letzten freien Meter Seeufer zwischen Steindorf und Bodensdorf zu verbauen, darf ebenfalls bezweifelt werden. Bereits jetzt ist es für viele Touristen befremdlich, dass man an einem Ort direkt am See Urlaub macht, den See selbst aber kaum zu sehen bekommt. Und zum Thema Wellness: Wenige Meter entfernt gibt es – auch für Tagesgäste – jetzt schon die Möglichkeit, einen Wellnessbereich zu nutzen.
Zuletzt noch: Österreich ist bekanntlich Europameister im Versiegeln von Boden! Vielleicht sollten wir irgendwann beginnen, die Grünflächen, die wir noch haben, zu schützen, vor allem, wenn sie an einem so wunderbaren Ort liegen wie genanntes Grundstück.
Mag. Manfred Zniva, Steindorf am Ossiacher See
Nicht nachvollziehbar
Ein Ergebnis des Kärntner Seenvolksbegehrens war die Änderung der Kärntner Landesverfassung mit Ergänzungen zum Artikel 7a, in welchem unter anderem Forderungen zum Schutz der Lebensgrundlagen, Umwelt usw., aber auch „die Eigenart und die Schönheit der Kärntner Landschaft zu erhalten“, festgeschrieben sind.
Dem Artikel ist zu entnehmen, dass das letzte große frei zugängliche Grundstück am Ossiacher See verbaut werden soll. Damit ist dieser Ufertyp am Ossiacher See „ausgestorben“. Ein vorgeschobenes Argument ist die Belebung des Fremdenverkehrs in den Nebensaisonen. Zum Nachdenken: Welche auswärtigen Gäste werden im Spätherbst, Winter oder Frühling wegen eines Badehauses an den Ossiacher See strömen? Es gibt aber genügend Studien (auch vom Land Kärnten beauftragt), die aufzeigen, dass großer Frust unserer Gäste durch die fehlenden freien Seezugänge und die Verbauungen gegeben ist.
Der Drang der Politik, immer mehr Seeuferbereiche weiter zu verbauen und damit die Grundlagen unseres Rufes als Land der Seen und der schönen Landschaft zu zerstören, ist einfach nicht mehr nachvollziehbar.
Ing. Walter Polesnik, Mitinitiator des Kärntner Seenvolksbegehrens, Rosegg
Sebastian Rapf, Klagenfurt