Blitzblauer Himmel, frischer Pulverschnee und das Geräusch von Ski- und Snowboardkanten, die sich gegen den Hang in den Schnee drücken – in den Wintermonaten zieht es Sportbegeisterte hinauf in die Berge, ausgestattet mit wasserabweisender Ausrüstung, die selbst bei Minusgraden warm hält.

Während sich Wintersportler hoch über der Baumgrenze mit der Natur verwurzelt fühlen, bewirkt die Kleidung am Körper häufig unsichtbar das genaue Gegenteil – und schadet dem Ökosystem. Um Ski- und Snowboardbekleidung wasserabweisend und somit widerstandsfähig gegen die extremen, winterlichen Witterungen zu machen, werden in der Herstellung der Ausrüstung häufig Chemikalien wie PFC (Perfluorcarbone) verwendet. "Diese Chemikalien wurden vom Menschen geschaffen, daran ist nichts Natürliches", sagt Florian Palluel, Sustainability Manager bei Picture, einer französischen, nachhaltigen Marke für Outdoorbekleidung. "Wird PFC in der Natur freigesetzt, bleibt es dort – für immer."

Schädlicher als CO₂-Ausstoß

Der schädliche Effekt der Chemikalie übersteige jenen von Kohlendioxid, weiß Palluel. Aus diesem Grund entscheiden sich immer mehr Hersteller für Outdoorbekleidung dafür, auf Alternativen zu der wasserabweisenden Chemikalie zurückzugreifen. Neben dem Label Patagonia, das sich seit Jahren in der Herstellung ökologischerer Sportwaren engagiert, zählt auch Picture zu einem nachhaltigen Vorreiter. "Seit 2017 nutzen wir 'Teflon EcoElite', das zwar weniger kraftvoll ist als PFC, aber dennoch eine sehr gute Performance in Sachen Wasserfestigkeit liefert", erklärt Palluel. Der biobasierte, fluorfreie Stoff ist nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch atmungsaktiv. Ein wichtiger Faktor bei Outdoorbekleidung, weiß Palluel. "Die Produkte sollen gut für die Umwelt sein und Kundinnen und Kunden dennoch vor Nässe und Kälte schützen, das ist unser Anspruch."

Dieses Video könnte Sie auch interessieren
Picture bietet einen Leihservice für Outdoorbekleidung an
Picture bietet einen Leihservice für Outdoorbekleidung an © David Malacrida

Nicht nur hinsichtlich der Beschichtung setzt sich das Unternehmen für einen grüneren Fußabdruck ein. Für die Herstellung der zwei jährlichen Kollektionen kommen unter anderem Bio-Baumwolle und recycelter Polyester zum Einsatz, auch das aus Holz gewonnene Material Tencel findet sich in den Produkten.

Besseres Recycling

Auch Patagonia setzt sich aktiv für die Entwicklung neuer Materialien für den Outdoorbereich ein. Unter anderem kommt seit Kurzem die von Gore-Tex entwickelte PFC-freie ePE-Membrane zum Einsatz. "Die Ursprungsmembran, mit der Gore-Tex arbeitete, enthielt Fluorcarbon, wir haben das Unternehmen angeregt, mit uns auch in Zukunft zusammenzuarbeiten, um an noch mehr umweltfreundlicheren Lösungen zu arbeiten", sagt Patagonia-Produktmanager Dominik Martin.

Fleece aus recycelten Materialien wie Flaschen hat das Unternehmen ebenso im Portfolio wie sogenannte Mono-Materialen. Mit Letzterem bewegt sich das Unternehmen weg von drei Lagen aus verschiedenen Stoffen. "Durch den Kleber können die unterschiedlichen Schichten schlecht bis kaum voneinander getrennt werden, bestehen die Lagen allerdings nur aus einem Material, können sie viel leichter recycelt werden", so Martin.

Am nachhaltigsten sind die Produkte, die repariert und lange getragen werden, sagt Patagonia
Am nachhaltigsten sind die Produkte, die repariert und lange getragen werden, sagt Patagonia © Julian Rohn

17.000 Reparaturen im Jahr

In Feldversuchen unterzieht das Unternehmen neue Materialien gemeinsam mit Sportlerinnen und Sportlern dem Härtetest. "Vor allem im Winter ist Hypothermie ein großes Risiko, da muss einfach alles passen. Deswegen schaffen es meist nur zwei von zehn Materialien dann tatsächlich auf den Markt", so Martin. Fünf bis zehn Jahre feilt das Team durchschnittlich an Innovationen. Zusätzlich unterstützt Patagonia Organisationen wie Bureo, die in Zusammenarbeit mit Fischern in Südamerika das Material NetPlus aus ausrangierten Netzen herstellt, bei der Entwicklung klimaschonender Prozesse.

Die Zukunft sehen sowohl Patagonia als auch Picture allerdings in der stärker werdenden Reparaturkultur, die die Unternehmen aktiv forcieren. 17.000 Teile pro Jahr werden bei Patagonia allein in Europa jährlich repariert. "Kundinnen und Kunden können uns ihre kaputten Teile schicken und wir reparieren sie, wir zeigen allerdings auch, wie man Dinge wie lose Nahtschlingen und Reißverschlüsse einfach selbst reparieren kann", sagt Martin. Dafür hat das Unternehmen ein eigenes DIY-Portal auf seiner Webseite ins Leben gerufen.

Solarstrom für den Energiegewinn

Auch der hohe Stromverbrauch, der zur Herstellung von Outdoorprodukten benötigt wird, belastet die Umwelt. Gemeinsam mit der European Outdoor Group, in der neben Marken wie Mammut und Burton auch Picture und Patagonia Mitglied sind, wird an nachhaltigeren Wegen der Energiegewinnung während der Produktion gearbeitet. "Derzeit werden Audits durchgeführt, die den Energieverbrauch in den Produktionsstätten prüfen, sodass in Zukunft dementsprechend Solarpaneele installiert werden können", so Palluel.