Songtexte drücken aus, was oft nicht auszusprechen gewagt wird. Ein Ventil für Emotionen aller Art, von jauchzender Glückseligkeit bis hin zu den tiefsten Abgründen der Trauer. Musik verbindet, durchbricht Grenzen und macht Mut - eine Kraft, der sich Ramona Kandinger und Christian Stiegler bewusst sind, und die sie nun für einen guten Zweck nutzen. "#bravehood" nennt sich die Kampagne der beiden Österreicher, die sie in Zusammenarbeit mit Unicef aus der Taufe gehoben haben, um Kindern in der Ukraine zu helfen. Mit der Unterstützung von internationalen Musikerinnen und Musikern kreierte das Duo eine Kollektion aus T-Shirts, Pullovern, Tote-Bags und Kappen, geziert mit Songtexten voller Tapferkeit, Hoffnung und Willenskraft.
Purer Zufall sollte der Auslöser für die internationale Initiative sein, mit der Kinder in der Ukraine unterstützt werden. "Wir betreiben gemeinsam die Non-Profit-Organisation Guiding Light, mit der wir Aufklärungsarbeit hinsichtlich digitaler Technologien bei der breiten Bevölkerung leisten", erklärt Kandinger, die sich vor allem im Bereich digitale Ethik engagiert. "Guiding Light hilft Menschen dabei, sich in der digitalen Welt zu orientieren sowie auch dafür zu sensibilisieren." Um die Organisation bekannter zu machen, sei die Überlegung für eigenes Merch in den Köpfen der beiden gewachsen. Der Grundstein für "#bravehood" war gelegt.
Musik mit Herz
Ein Gespräch mit dem Manager der Band R.E.M. habe den Stein schlussendlich ins Rollen gebracht, erzählt Stiegler. "Ich bin seit langer Zeit großer Fan der Band R.E.M. und auch mit ihrem Manager gut befreundet. Bei einem unserer gemeinsamen Gespräche hat er vorgeschlagen, Guiding Light könne doch gemeinsam mit R.E.M. und anderen Künstlerinnen und Künstlern den Menschen in der Ukraine helfen. Als wir nach einiger Recherchearbeit realisierten, dass seit Beginn des Krieges die Unterstützung von Kindern in den betroffenen Gebieten wenig im Fokus steht, war für uns klar: Wir müssen etwas tun."
Neben R.E.M. holten Kandinger und Stiegler in weiterer Folge eine Vielzahl internationaler Künstler an Bord - von Coldplay über Nick Cave bis hin zu Oscar-Gewinner Glen Hansard und den Rolling Stones, die gebürtige Grazerin und der Wiener wuchsen in der Umsetzung über sich selbst hinaus. "Wir wollten Musikerinnen und Musiker ins Boot holen, von denen wir wussten, dass sie sich bereits seit Langem für soziale Zwecke engagieren und das Herz am rechten Fleck haben. Der Bekanntheitsgrad spielte keine Rolle", so Stiegler. Glen Hansard hatte unter anderem in der Vergangenheit gemeinsam mit Flüchtlingen, die seine Familie in Irland aufgenommen hatte, einen Song aufgenommen und mit Bono auf den Straßen Dublins für den guten Zweck gespielt.
Emotionale Geschichten
Die Künstlerkommunikation übernahm das Duo selbst. "Jede neue Zusage hat uns Gänsehaut bereitet", erinnert sich Kandinger. "Es war für uns nicht selbstverständlich, dass sie uns ihr Vertrauen schenken würden, aber wir waren sehr glücklich, dass sie es getan haben. Viele Gespräche waren sehr emotional", ergänzt Stiegler, und erzählt von dem engen Kontakt, den er mit der Familie der 2018 verstorbenen The Cranberries-Sängerin Dolores O’Riordan hatte. "Als ihr Bruder uns dann ausgerechnet ihren größten Hit 'Zombie' angeboten hat, hat mich das sprachlos gemacht. Es war für uns auch selbstverständlich, dass wir ihre Lieblingslieder in dieser Kampagne verwenden würden, um ihr nachträglich unseren Respekt zu zollen." Auch Coldplay stellten unter anderem den Song "Fix You" zur Verfügung, der für viele den Inbegriff der Hoffnung darstellt.
Die Kraft der Lyrics, die das Duo verwendet, ist zeitlos, sagen die beiden Initiatoren. "Songtexte haben über ihre Zeit hinaus Bestand und '#bravehood' soll genau das verkörpern. Jeder geht einmal durch schwierige Zeiten, in denen es heißt, tapfer zu sein. Deswegen sind die Produkte auch so gestaltet, dass sie für sich sprechen, unabhängig von globalen Ereignissen."
Vom Merch zur globalen Charity-Aktion
Dass aus einer kleinen Merch-Idee eine globale Charity-Aktion werden könnte, hätten sich die beiden Guiding Light-Direktoren nicht erwartet. "Das zeigt uns wieder, dass man alles schaffen kann", sagt Kandinger. Bis 28. Februar sind die Produkte, die aus nachhaltigem Material ökologisch hergestellt werden, noch erhältlich. "Wir haben einen hohen Anspruch an uns selbst, deswegen war es uns wichtig, auch bei den Produkten die möglichst besten Entscheidungen zu treffen." Bedruckt werden die Produkte bei Printful, ein Unternehmen in Lettlands, das nur auf Bestellung produziert, so solle Überproduktion vermieden werden. "Das Konzept von Printful fanden wir schön, denn falls doch etwas zurückgesendet wird, werden die Dinge nicht wie bei vielen Unternehmen entsorgt, sondern gespendet oder an die Mitarbeitenden verschenkt."
Ob es in Zukunft weitere solcher Aktionen geben wird, können Kandinger und Stiegler noch nicht sagen. "Wenn wir etwas machen, dann sind wir mit ganzem Herzen dabei", so Kandinger.