Ein zweites Leben für Handys, Kameras und Computer – dafür steht das österreichische Unternehmen Refurbed. Jetzt betreten die Gründer Peter Windischhofer und Kilian Kaminski neues Terrain und wollen nun mit "Refurbed Fashion" auch in der Modebranche Fuß fassen. Recycelten Stoffen und regionalen Marken will das Start-up, das im Elektronikbereich bereits über eine Million Kundinnen und Kunden bedient, eine Plattform bieten.

20 unterschiedliche nachhaltige Modemarken vertreibt das Unternehmen nun auf seiner Webseite, in Zukunft sollen mehr hinzukommen. "Das ist für uns erst der Anfang", sagt Windischhofer. "Die Modeindustrie erzeugt zehn Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen und da war für uns klar, dass wir dahingehend etwas beitragen wollen."

20 unterschiedliche, nachhaltige Marken

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Eine der vertretenen Marken: "Körbchen". Das Lingerie-Unternehmen von Elisabeth Leitner und Victoria Lohninger begann als Spaßprojekt. "Und wurde dann plötzlich mehr", so Lohninger. Handgeschneidert werden die Stücke noch immer, aber jetzt im größeren Team. Aus Überproduktionen und "Resten" der europäischen Lingerie-Industrie werden die einzelnen Produkte hergestellt, verwendete Spitzen und Bademodenstoffe bestehen aus recycelten Fasern.

Auch repariert werden die gekauften Teile im Atelier der gebürtigen Salzburgerin und Tirolerin. "Wir wollen, dass unsere Kundinnen und Kunden lange Freude an ihren Stücken haben, manchmal bekommen wir sogar noch Produkte aus unserer Anfangszeit 2017 vorbeigebracht", sagt Lohninger.

Reduce, Reuse, Recycle

Mit einem Podiumsgespräch wurde der Launch Anfang Mai zelebriert, zu Gast waren Autorin und Expertin für bewussten Modekonsum, Dominique Ellen van de Pol, und Content Creatorin Jana Heinisch, die in der neunten Staffel "Germany's Next Topmodel" mitwirkte und inzwischen in Berlin auch beim Radio arbeitet. "Laut Greenpeace macht das Mikroplastik, das aus unserer Kleidung gewaschen wird, rund ein Drittel der Menge aus, die in unseren Meeren schwimmt", so van de Pol.

Victoria Lohninger verkauft mit "Körbchen" nachhaltige Lingerie-Produkte
Victoria Lohninger verkauft mit "Körbchen" nachhaltige Lingerie-Produkte © Refurbed

Die Autorin setzt auf die drei "R" – Reduce, Reuse, Recycle (Reduzieren, Wiederverwenden und Recyceln). "Sich von seinem Zeug zu trennen und zu lernen, was man wirklich braucht, kann auch eine Form der Selbstfindung sein", sagt sie. Heinisch sieht unterdessen auch die Politik und Personen des öffentlichen Lebens in der Pflicht. "Es braucht zum einen Regularien, die eine nachhaltigere Produktion von Kleidung fördern. Derzeit werden die belohnt, die Klima und Umwelt keinen großen Stellenwert zuschreiben." Auf sozialen Plattformen wünscht sich die Content Creatorin ebenfalls einen verantwortungsbewussteren Umgang mit Mode. "Man hat eine Vorbildfunktion. Niemand muss perfekt sein, aber jede Woche einen Fast-Fashion-Haul zu machen, wird nie nachhaltig sein."

Das Refurbed-Fashion-Team
Das Refurbed-Fashion-Team © Refurbed

Recyceln stoppt den Überkonsum nicht

Greenpeace-Konsumexpertin Lisa Panhuber sieht die neue Richtung, die "Refurbed" einschlägt, unterdessen kritischer. "Ich habe den Aspekt der Wiederverwertung von elektronischen Geräten immer als sehr gut gefunden, denn schließlich wird etwas Bestehendem neues Leben geschenkt. Doch jetzt wird in dem Modesegment wieder Neues verkauft, wenn sich doch weltweit Kleidungsberge türmen." Da helfe auch das Recyceln nicht, denn nur ein Bruchteil der Materialien könne tatsächlich wiederverwertet werden. Auch den Überkonsum der Gesellschaft löse der Ansatz nicht, ist die Konsumexpertin überzeugt. "Konsumentinnen und Konsumenten müssen immer wieder klar darauf hingewiesen werden, wie wichtig es ist, Kleidung lange zu tragen und nicht so schnell auszuwechseln."

Windischhofer unterstreicht, dass jedes Produkt der auf "Refurbed" vertriebenen Marken aus mindestens 50 Prozent recyceltem Material bestehen muss, um in Betracht gezogen zu werden. "Das überprüfen wir genau", sagt der Unternehmer. "Noch immer ist es leider so, dass viele Menschen keine Second-Hand-Kleidung kaufen möchten, aber dafür zehn bis 15 Prozent mehr für nachhaltige, hochwertige Kleidung ausgeben würden."