Diva heißt "die Göttliche", und das britische Model Naomi Campbell wird sicher zu Recht so tituliert: Schön ist sie, unnahbar, elegant, entrückt - aber auch verwöhnt, anmaßend und nicht selten unbeherrscht, ja hysterisch. Statt auf dem Laufsteg erscheint Campbell in letzter Zeit immer öfter in den Klatschzeitungen und hin und wieder auch vor Gericht. Am 22. Mai wird das Model 40 Jahre alt.

Als verwöhnte Göre ist Naomi in dem Londoner Stadtteil Lambeth bestimmt nicht aufgewachsen. Ihre Mutter war eine Tänzerin aus Jamaika, ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Die Schule brach sie ab, eine Berufsausbildung machte sie nie. Doch schon früh steckte offenbar das Talent in ihr, zu präsentieren, sich darzustellen.

So war sie noch nicht einmal acht, als sie im Video "Is this love?" von Bob Marley mitspielte. Zusammen mit dem berühmten Landsmann ihrer Mutter und einem guten Dutzend anderer Kinder tanzte sie durch einen Kindergarten und dann durch die Straßen. Sechs Jahre später tauschte sie die Schule gegen Schauspielunterricht.

Mit 16 in der "Elle", mit 18 auf der "Vogue"

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Nach einem Jahr wurde sie als Model entdeckt. Die Karriere verläuft rasend, Campbell hielt ihr junges Gesicht für große Marken hin und mit 16 sah man sie schon in der britischen "Elle". Der "Ritterschlag" kam mit 18 Jahren: Im August 1988 erschien ihr Gesicht - das erste eines schwarzen Model überhaupt - auf der "Vogue". In der Zeit, in der die Laufstegmädchen plötzlich zu Persönlichkeiten wurden und Namen wie Cindy Crawford, Tatjana Patitz, Claudia Schiffer und Linda Evangelista so bekannt wie die von Sängern und Schauspielern, wurde auch Campbell eines der neuen Supermodels.

Campbell gibt sich vielseitig. In vielen Videos spielt sie mit und sogar, wenn auch wenig ergiebig, in Nebenrollen von Kinofilmen. Erfolgreicher war da schon eine Sangeskarriere, ihre CD "Baby Woman" verkauft sich gar nicht schlecht. Sogar ein Buch brachte sie heraus, doch schnell wird klar, dass Campbell kaum ein Wort von "Swan" selbst geschrieben hat. Mit einem "Fashion Cafe" in New York und mehr als einem halben Dutzend Parfums verdient sie ebenfalls Geld.

Schön, erfolgreich, wohltätig

Das Model hält sein Gesicht nicht nur für Magazintitel und Geld hin. Mit Nelson Mandela traf sich Campbell mehrmals und unterstützte seine Hilfsprojekte. Für Somalia spendete sie ebenso wie für Jamaika, die Heimat ihrer Mutter. Und bei der UNESCO ist sie gern gesehener Gast, um Geld für die Kinder der Welt einzuwerben. Schön, erfolgreich, wohltätig - aus dem kleinen schwarzen Mädchen aus London ist ein Star geworden.

Doch ein Star mit Allüren. Mal zertrümmert Campbell das Mobiliar einer Jacht, weil der Koch die Pasta nicht richtig zubereitet. Mal berichten Zeitungen, dass sie auf einen Chauffeur eingedroschen habe, weil der über ein Privatgespräch ihres Freundes nicht petzen wollte. Mal rennt sie schreiend aus einem Fernsehstudio, weil ihr die Fragen nicht passen. Und dann keift sie Verkäuferinnen so an, dass sie Hausverbot in einer Luxusboutique bekommt. Und immer wieder hört man von Mobiltelefonen, die sie Angestellten an den Kopf wirft - kaum zu glauben, dass "Naomi" vom Hebräischen "angenehm" und "freundlich" kommt.

Die Ausbrüche haben Campbell mehrfach in Therapien und vor Gericht geführt. So waren im Juni 2008 gerichtlich 200 Stunden Sozialdienst fällig, nachdem sie in einem Flugzeug ausgerastet war. Als der Pilot sie persönlich informierte, dass sich der Abflug etwas verzögere, hatte sie ihm vorgeworfen, Rassist zu sein. "Sie würden das nicht tun, wenn ich weiß wäre." Ins Telefon schrie sie "holt die Presse!" und trat Polizisten mit ihren spitzen Stilettos. Ein Jahr zuvor hatte sie schon als Strafe mit den New Yorker Stadtreinigern Toiletten putzen müssen. Gekommen war die Laufsteg-Diva dabei im Pelz, abfahren sah man sie im Rolls Royce.