Gestreiftes, Gepunktetes, Geblümtes oder Kariertes: Das darf bei einem derzeit angesagten Modetrend getrost im Schrank bleiben. Color Blocking ist zurück - „und das big time“, schreibt das Modemagazin „Glamour“.

Statt Mustern haben klar definierte Farben ihren großen Auftritt, pur, schnörkellos, kräftig und ohne Schnickschnack - zu sehen etwa bei Marc Jacobs (gelbe Jacke, lila Rock) oder Philosophy di Lorenzo Serafini (rosa Bluse, grüner Rock). „Color Blocking ist das bewusste Kombinieren von mindestens zwei kontrastreichen, großflächigen Farbtönen“, erklärt die Farb- und Stilberaterin Jasmin Link.

Drei Farben mixen, das ist das Motto beim Color Blocking. Hier gesehen bei Oui (Mantel ca. 250 Euro, Blazer je 250 Euro)
Drei Farben mixen, das ist das Motto beim Color Blocking. Hier gesehen bei Oui (Mantel ca. 250 Euro, Blazer je 250 Euro) © Oui

Die wichtigste Regel ihr zufolge: „Unifarbene Kleidungsstücke spielen die Hauptrolle.“ Bei den Schnitten sollte man hingegen etwas Zurückhaltung zeigen. Schlichte, klare Linien lassen die Farben besser zur Geltung kommen. Beim Color Blocking geht es darum, allein mit Farbe ein visuelles Statement zu setzen.

Kleiner Farbklecks, große Wirkung

Ein Styling-Tipp für Einsteigerinnen ins Farbspiel: „Grätschen Sie einfach mit einer krassen Farbe in Ihr Outfit rein“, sagt Personal Shopperin Andrea Lakeberg. Das könne ein gelber Pullover zu einer dunklen Jeans und einem dunkelblauen Wollmantel sein. „Das Grundoutfit Ton in Ton und dann ein farbiger Kracher, das wirkt gleich viel spannender.“

Doch der Modetrend ist der „Glamour“ zufolge nicht nur etwas „für Maximalisten“. Er lässt sich demnach auch dezent stylen - je nach Auswahl der Farben. Und man kann auch erst mal klein anfangen - mit Accessoires und Make-up etwa. „Eine knallige Baseballkappe und ein auffälliger Lippenstift sind ein guter Anfang“, sagt Andrea Lakeberg. Von da an gilt es, immer mehr Farbe ins Outfit zu bringen. Das kann eine sahnefarbene Hose zum knallroten Rollkragenpullover sein. Ein Look, der laut der Personal Shopperin „sogar businesstauglich“ ist.

Color Blocking-Neulinge: Farbliche Hingucker mit Schwarz kombinieren. Hier mit violettfarbenem Kleid von Marc Cain (Kleid ca. 399 Euro, Jacke ca. 349 Euro, Stiefelette ca. 249 Euro, Tasche ca. 329 Euro).
Color Blocking-Neulinge: Farbliche Hingucker mit Schwarz kombinieren. Hier mit violettfarbenem Kleid von Marc Cain (Kleid ca. 399 Euro, Jacke ca. 349 Euro, Stiefelette ca. 249 Euro, Tasche ca. 329 Euro). © Marc Cain

Und auch maritime Outfits eignen sich für Experimente mit Color Blocking. Hier sind sogar Pastellfarben ideal: Hellblaue Bootsschuhe, vanillegelbe Shorts und ein rosafarbenes Poloshirt. „Fertig ist der Miami-Vice-Look“, sagt Lakeberg. Wichtig ist ihr zufolge allerdings dabei auf hochwertige Materialien zu achten: „Schöner Strick, schwere Baumwolle oder fließende Stoffe wie Viskose.“

Spiel mit Komplementärfarben

Color Blocking ist eine Kunstform, die Kreativität und Mut erfordert. Es darf leuchten. Viel hilft in diesem Fall viel. Auffällig sind Jasmin Link zufolge etwa Orange und Rot mit Pink. „Gerne auch in Kombination mit Lila, Grün oder Neonblau.“ Der Kontrast zwischen Komplementärfarben ist ein Blickfang.

Wer mutig ist, kombiniert mindestens drei Farben miteinander, aber das sei schon die Königsdisziplin, sagt Lakeberg. „Ein pinkfarbener Pullover mit orangefarbenen Ärmeln, dazu schwarze Jeans sind toll.“ Oder wie wäre es mit einer fliederfarbenen Hose? Erlaubt ist, was Spaß macht. Hauptsache, es sieht nicht zusammengewürfelt aus.

Perfect Match: Ein strahlendes Gelb und ein kräftiges Blau spielen gut zusammen, wie bei diesem Look von TwoThirds (Jacke ca. 319 Euro, Mütze ca. 45 Euro)
Perfect Match: Ein strahlendes Gelb und ein kräftiges Blau spielen gut zusammen, wie bei diesem Look von TwoThirds (Jacke ca. 319 Euro, Mütze ca. 45 Euro) © TwoThirds

Gut für ein Zusammenspiel eignen sich Lakeberg zufolge etwa auch ein strahlendes Gelb und ein kräftiges Blau. „Neongelb finde ich im Alltag eher schwierig, es sei denn, man ist mit sonnengebräunter Haut gesegnet.“

Das Praktische am Color Blocking: Man muss nicht alles neu kaufen. Klassiker aus dem eigenen Kleiderschrank eignen sich oft gut als Leinwand für farbige Akzente. „Nehmen Sie, was Sie haben, und gönnen Sie sich ein neues buntes Piece dazu“, sagt Lakeberg.

Auch Link rät: „Kombinieren Sie Outfits und Farben aus Ihrem Fundus, die Sie vorher nie miteinander getragen hätten.“ Accessoires sollten dazu aber eher schlicht sein. Wenn schon Farbe, dann am besten aus dem Outfit aufgegriffen. Grüne Tasche zur grünen Hose oder pinke Sonnenbrille zu pinken Schuhen. Wem das zu viel ist: „Metallic-Töne oder Basisfarben wie Schwarz, Weiß oder Dunkelblau neutralisieren den Farbeindruck und beruhigen“, sagt Lakeberg.

Dass Color Blocking wieder angesagt ist, ist übrigens kein Zufall: Designerlegenden wie Yves Saint Laurent brachten den Trend in den 1960er Jahren erstmals auf die Laufstege. Heute scheint es wieder ein Bedürfnis zu geben, der Tristesse zu entfliehen. Mehr noch, sagt Lakeberg: „Die Menschen haben wieder Lust, sich hübsch zu machen. Sei es ein Restaurant- oder Theaterbesuch, das will zelebriert werden. Nach Corona, Inflation und Co. sind solche Anlässe wieder etwas Besonderes geworden.“ Aber auch alltagstauglich müssen die Outfits sein. Color Blocking ist dafür die farbenfrohe Antwort.