Eine besondere Ära geht zu Ende: Dieser Tage wurde die letzte Boeing 747, "die Königin der Lüfte", an die Atlas Air Worldwide ausgeliefert. Damit endet nach 54 Jahren die ruhmreiche Epoche der "Jumbo-Jets". Es ist bezeichnend, dass dieser Riesenvogel einen so liebevollen Spitznamen – Jumbo in Anlehnung an den Elefanten "Jumbo" – als er am 9. Februar 1969 seinen Jungfernflug antrat. Die Concorde, die ein paar Tage später als Überschallflugzeug ihren Erstflug hatte, schaffte es nie zu einem derartigen Kosenamen.

Die B 747 war eben nicht nur für die Reichen und Superreichen. Sie entpuppte sich als Arbeitspferd für den "kleinen Mann", unerwartet selbst für Konstrukteure. Bis 2005, als der Airbus 380 startete, war die B 747 die unerreichte Königin der Lüfte – mit Platz für 500 Fluggäste und mit dem unverwechselbaren Höcker und mit den eleganten vier Triebwerken.

Der Autor dieser Zeilen selbst flog 1972 als Kind in einem Air-France-Jumbo mit. Das mächtige Fluggerät, das sich so elegant in die Luft erhob, löste eine lebenslange Faszination und Begeisterung für das Fliegen aus.

54 Jahre in den Lüften
54 Jahre in den Lüften © Günter Pichler/Katherina Maitz

Wenige Jahre später flogen Millionen Menschen mit der B 747 nach Südostasien (Stichwort Sextourismus), der Jumbo dominierte über dem Atlantik und war Vorzeigeflugzeug auf den Prestigestrecken der Luftlinien.

Die B 747 war ein Riesen-Geschäft: Irgendwer vermerkte einmal, dass sie eine fliegende Fabrik sei: Rund 500 Mitarbeiter können von einem einzigen Flugzeug leben: als Besatzung, in der Wartung, in den Flughäfen und in der Produktion. Ein Fluggerät dürfte etwa 50 bis 100 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaften. Der Listenpreis liegt bei rund 300 Millionen Euro. Zum Vergleich: Zwei Jumbos kosten in etwa so viel, wie die gesamte neue Med Uni in Graz.

Das legendäre Flugzeug war zu Beginn oft Terrorziel. Doch auch die schlimmsten Unglücke überlebte der "Jumbo" in der Wahrnehmung der Menschen unbeschadet – anders als bei seinen Konkurrenten DC-10 und Lockheed L-1011 TriStar, die nach einigen Vorkommnissen von der Bildfläche verschwanden.

Ein Flugzeug der Sonderklasse
Ein Flugzeug der Sonderklasse © Günter Pichler/Katharina Maitz

Doch jetzt ist auch die Boeing 747 aus ökonomischen Gründen ein Auslaufmodell. Vier Triebwerke erweisen sich heute als ineffizient, bessere Flugzeuggeometrien und neue Materialien machen die Konkurrenz effizienter. Erhalten bleiben die besondere Silhouette der B 747 noch lange, denn Flugzeuge sind dank Wartung fast "unsterblich". Zwar wird man den Jumbo seltener im Passagierverkehr sehen, aber er bleibt ein wichtiges Frachtflugzeug und Sonderträger.