Jetzt also Austin. Nach Seattle, Detroit und Baltimore haben die Amerikaner die texanische Metropole zu einem Hotspot erkoren, einem "place to be", wie sie gerne sagen, also einem Ort, an dem man sein sollte. Dabei brummt es in der Millionenstadt im Süden des ikonischen Bundesstaates nicht erst seit gestern. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Einwohnerzahl nahezu verdoppelt, aktuell wächst keine Großstadt der USA schneller als Austin. Den Boom wesentlich beschleunigt hat freilich die Tech-Industrie. Austin ist der neue Sehnsuchtsort für die digitale Elite, die zunehmend dem Silicon Valley den Rücken kehrt. Der glorifizierten Bay Area südlich von San Francisco, von der aus die IT-Giganten die Welt eroberten, scheinen die großen Spieler abhandenzukommen. Weil das Valley aus allen Nähten platzt und täglich im Stau erstickt, die Immobilienpreise explodieren und zudem die latenten Waldbrände zunehmend zur Bedrohung werden, vollziehen immer mehr Konzerne den Umzug vom liberalen Kalifornien in den konservativen Law-&-Order-Bundesstaat Texas. Was freilich nicht einer gewissen Pikanterie entbehrt.
Gerhard Nöhrer