Innerhalb eines Jahres spülte Teil eins knapp über 600 Millionen Dollar in die Kassen. Jetzt, zehn Jahre später, hat die riesige Fangemeinde Grund zum Jubeln: Ab Donnerstag gibt es in unseren Kinos den zweiten Teil. In „Mamma Mia! Here We Go Again“ sind wieder sämtliche Stars von damals dabei. Drei von ihnen brachte der neue Regisseur (und Drehbuchautor) Ol Parker zur Vorpremiere an die Alster: Pierce Brosnan, Amanda Seyfried und Lily James.

Für die neue Story hat sich Parker eine ungewöhnliche Variante ausgedacht, sie ist ein Mix aus Prequel und Sequel. Zunächst erleben wir, wie und warum Donna (Meryl Streep) eigentlich auf der schönen griechischen Insel Kalokairi (in Wirklichkeit wurde auf einer Insel in Kroatien gedreht) landete, warum sie blieb und wie ihre Tochter Sophie zu drei Vätern kam. Dann pendelt der Film zwischen Vergangenheit und Gegenwart, in der Sophie im Begriff ist, die alte Herberge ihrer Mutter zu sanieren und in ein Luxushotel umzuwandeln. Ob und wie Donna im Film zu sehen ist – schon nach dem ersten Trailer wurde über die Abwesenheit von Donna gerätselt – wollen wir hier nicht verraten. Sagen wir so: Ol Parker hat einen schlauen Weg gefunden, sie auf die Leinwand zu bringen.


Die Neue im Team ist Lily James, bekannt etwa als Rose MacClare aus der TV-Serie „Downton Abbey“ oder als Disneys „Cinderella“ in der Verfilmung von Kenneth Branagh. Lily verkörpert die junge Donna und steigt mit dem Song „When I Kissed the Teacher“ fulminant ins Geschehen ein. Fast schicksalhaft, wie sie zu dieser Rolle kam: „Wir feierten den Geburtstag meiner Mutter. Ich hatte wohl schon einen kleinen Schwips, als ich plötzlich auf den Tisch sprang und einen ABBA-Song anstimmte. Vier Monate später bat man mich zum Casting für ‚Mamma Mia 2‘, ich erhielt die Rolle und gleich zu Beginn des Drehs musste ich wieder auf einen Tisch hüpfen und ABBA singen …“ Ihr Resümee: „Ich durfte Meryl Streep begegnen, allein das war wie ein Segen des Himmels, und ich wurde Mitglied eines tollen Teams. Die bisher schönste Zeit meines Lebens.“

Lily James als Donna bei ihrer Ankunft auf der Insel Kalokairi
Lily James als Donna bei ihrer Ankunft auf der Insel Kalokairi © Jonathan Prime/Universal Pictures


Amanda Seyfried erreichte die Anfrage just zu einem Zeitpunkt, als sie gerade aus dem Krankenhaus gekommen war, wo sie eine Tochter zur Welt gebracht hatte. „Es ging mir noch nicht sehr gut“, erzählt sie, „und die Nachricht war Schock und Freude zugleich. Denn: Ich konnte doch mein Kind nicht so schnell allein lassen. Die Lösung war schließlich: Obwohl sie noch sehr klein war, nahm ich sie mit und stillte sie an den Drehorten.“ „Und ich“, lacht Ol Parker, „wurde zum Regisseur und Babysitter.“ Dafür durfte er sich einen Besetzungstraum erfüllen: „Ich wollte unbedingt Cher einbauen und wurde bei ihr zum Bettler. Wenn sie es befohlen hätte, hätte ich auch nackt gebettelt. Doch so weit ließ sie es nicht kommen. Im Film ist sie nun die Mutter von Meryl Streep. In Wirklichkeit ist sie nur drei Jahre älter als Meryl, aber: Macht nix, Hauptsache, sie hat Ja gesagt. Und wie sie dann im Film ‚Fernando‘ singt, muss man erlebt haben. Zum Niederknien!“

Wo ist Donna geblieben? In „Mamma Mia 2“ singt Sophie statt Donna mit Rosie (Julie Walters) und Tanya (Christine Baranski)
Wo ist Donna geblieben? In „Mamma Mia 2“ singt Sophie statt Donna mit Rosie (Julie Walters) und Tanya (Christine Baranski) © Jonathan Prime/Universal Pictures

Als die Produktion bei Pierce Brosnan anklopfte, um ihm wieder die Rolle des Sam anzubieten, stellte er nur eine Frage: „Ist Meryl dabei? Dann komme ich auch.“ Denn, so sagt er: „Sie ist eine bemerkenswerte Schauspielerin u n d eine bemerkenswerte Frau. Es ist leicht, mit ihr zu arbeiten, und ebenso leicht, sie zu lieben. Das ist die besondere Freude an diesem Beruf: dass man solche Freundschaften schließen kann. Dazu kommen die Songs von ABBA, mit denen sie meiner Meinung nach einen Wandteppich der Liebe geknüpft haben. Diese Lieder, glaube ich, wurden deshalb solche Welterfolge, weil sie meist auch ein bisschen Melancholie in sich tragen, Freude und Melancholie perfekt miteinander verbinden.“

Wieder mit dabei: Harry Bright (Colin Firth), Bill Anderson (Stellan Skarsgård) und  Sam Carmichael (Pierce Brosnan)
Wieder mit dabei: Harry Bright (Colin Firth), Bill Anderson (Stellan Skarsgård) und Sam Carmichael (Pierce Brosnan) © Jonathan Prime/Universal Pictures



Ob Brosnan große Angst hatte, als er seinerzeit für die Musikaufnahmen ins Tonstudio musste? „Colin Firth hat das sehr schön erzählt. Ihm ging es ähnlich wie Stellan Skarsgård und mir. Er zitterte vor Angst, als wir dort erstmals Benny Andersson gegenüberstanden, um die Songs aufzunehmen. In Colins Worten: ‚Ich war nicht gerade optimistisch, was mein Talent als Sänger betraf, also hatte sich Angst eingestellt, fürchterliche Angst. Ich sah den beiden in die Augen und konnte die gleiche Panik erkennen wie bei mir. Doch ein paar Augenblicke später standen wir vor dem Mikrophon und versuchten, ‚Su-pa-pa Trou-pa-pa‘ über die Runden zu bringen.‘ Ein solches Erlebnis kann eine Beziehung zerstören oder unzertrennbar machen. Uns hat es unzertrennbar gemacht.“ Auf die Frage, ob er diesen oder jenen ABBA-Song mit seinem Leben in Verbindung bringen kann, antwortet er: „Schon. Wenn ich an ‚I Have a Dream‘ denke, erinnere ich mich an die Zeit, als ich meine ersten paar Dollar zusammengekratzt hatte, um nach Hollywood zu gehen und mein Glück zu suchen.“



Welche Wünsche hat er, nachdem er am 16. Mai 65 wurde? „Es wäre schön, wenn ich in der nächsten Dekade meines Lebens als Schauspieler noch eine Überraschung liefern könnte. Ich habe mit meiner Frau eine Produktionsfirma gegründet und will meinen nächsten Film in Paris drehen. Dort möchte ich mich auch meinem Lieblingshobby, der Malerei, widmen, möglichst viele Wände bemalen, jeden Tag ein Lied aus ‚Mamma Mia‘ singen und ein paar Flaschen Schampus köpfen.“