Sie kommt auf erdölbasierten Sohlen und in Form von nicht abbaubaren Kunststoffen angerannt. Die Laufschuhindustrie mit ihren globalen Liefer-, Produktions- und Vertriebsketten ist zu einem veritablen Schadstoffemittenten geworden. Denn Schuhe mit entsprechend sportlicher Funktionalität sind meist zu einem erheblichen Teil aus erdölbasierten Materialien gefertigt. Es gibt Berechnungen der britischen Loughborough University, wonach die weltweite Sportschuhbranche – wäre sie ein Land – in der Liste der größten CO2-Verschmutzer der Welt auf Platz 17 liegen würde, mit annähernd gleich hohen Emissionen wie Großbritannien.

Das soll sich ändern. Immer mehr Marken setzen auf nachwachsende Rohstoffe oder recycelte Materialien – zumindest für manche der 65 Einzelteile, aus denen ein Laufschuh im Schnitt besteht, beziehungsweise für einzelne Vorzeigemodelle. Die Laufwege Richtung mehr Nachhaltigkeit sind dabei unterschiedlich.

Biobasierte Polymere, biologisch abbaubare Garne und Textilien: Fast jede Marke verarbeitet mittlerweile PET-Flaschen oder Ozeanplastikmüll zu Recyclingpolyester für das Obermaterial ihrer Schuhe.

Komplexer ist es bei Sohlen. Läufer wünschen sich bestmögliche Dämpfung, Stabilität und Federung. Kunststoffschaummixturen auf fossilen Rohstoffen liefern. Aber geht das auch „in Grün“? Immer öfter. So setzt die US-Marke Saucony auf Zwischensohlen, deren Material zu 55 Prozent aus Mais statt Erdöl gewonnen wird. Konkurrent New Balance greift auf Zuckerrohr als Substitut zurück. Der amerikanische Zulieferer Bloom nutzt Algen, die im Rahmen von Umweltsanierungs- und Umweltschutzprojekten geerntet werden und zu einem Kunstharzgranulat für Zwischensohlen verarbeitet werden.

All diese Bemühungen und Entwicklungen sollen zu einer grüneren Gesamtbilanz führen. Denn im Schnitt erzeugt ein Paar Laufschuhe laut dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) 14 Kilo CO2-Emissionen. Bei Allbirds unterläuft man diesen Wert bei einem zusammen mit Adidas entwickelten Schuh mit 2,94 Kilo signifikant. Auch Asics liegt bei der aktuellen Variante des Kultmodells „Kayano“ deutlich unter dem Branchenmedian. Die material- und herstellungsbedingten Kohlenstoffemissionen werden mit jeweils 4,7 Kilo CO2 pro Paar angegeben, dazu kommen noch Transport und Entsorgung – macht in Summe einen CO2-Fußabdruck von 10,7 Kilo über die gesamte Wertschöpfungskette.

Ein recycelbarer Schuh? Den gibt es bereits. Der „Index.03“ von Salomon wird aus lediglich zwei Schlüsselkomponenten hergestellt: thermoplastische Kunstharze (TPU) für den unteren Teil, Polyester für den oberen. Dieses simple Design ermöglicht eine einfache Demontage und einen Kreislaufansatz: Ist der Schuh „fertig gelaufen“, scannt man den QR-Code auf der Zunge des Schuhs, druckt ein Versandetikett aus und schickt das Paket kostenlos zurück. Die Schuhe werden gewaschen, zerlegt und wiederverwertet: das TPU für Skischuhe, das Polyester für Stoffe.

Der Schweizer Sportausstatter On hat diesem Rückgabemodell den Eigentumscharakter entzogen. Die Laufschuhe werden nicht mehr gekauft, sondern abonniert. In 33 Ländern weltweit kann man sich dafür beim Programm „Cyclon“ registrieren. Für eine monatliche Abogebühr von knapp 30 Euro erhält man, sobald der Schuh „abgelaufen“ ist (frühestens nach sechs Monaten), ein neues Paar des Modells „Cloudneo“, sofern man das alte zurückgeschickt hat. Bei On werden die Schuhe dann fachmännisch zerkleinert und wiederverwertet. Die Schuhe selbst sind recyclingoptimiert. So besteht der Oberteil aus einem Kunststoff aus Rizinusbohnenöl.

Noch mehr Nachhaltigkeit? Würde durch eine sorgsame Pflege (Schwamm statt Waschmaschine, richtige Laufsocken) funktionieren oder indem man Kompensationszahlungen leistet. Allerdings wird durch letztere nicht automatisch weniger CO2 freigesetzt, sondern nur der Status quo fortgeschrieben – zwar begleitet von Investitionen in ökofreundliche Ausgleichsprojekte, aber unterm Strich bleibt es ein verdünntes „Greenwashing“. 

Sohle verrät minimalen CO<sub>2</sub>-Fußabdruck
Asics will mit seinen Schuhen auch eine grünere Gesamtbilanz aufweisen
Asics will mit seinen Schuhen auch eine grünere Gesamtbilanz aufweisen © ALLE FOTOS: HERSTELLER
Vollständig recycelbarer Laufschuh von Salomon
Stirnlampen aus recyceltem Kunststoff. Die Lampeneinheit besteht aus Polymeren, die mit Pflanzenfasern aus Hanf gemischt werden
On-Abomodell: um monatlich 30 Euro laufend neue Schuhe
Odlo-Laufdress: leicht und vollständig aus Recyclingmaterial