Einst zog ich als Kabarettist durchs Land und meldete zwar nicht die Gags, aber die Gagen dem Finanzamt. Das war fatal. Die kleinkunstsinnige Behörde stellt mir seither nach und wurde auf charmante Art zum treuesten Fan meines künstlerischen Schaffens. Obwohl die Scheinwerfer längst erloschen sind, glüht noch immer das vitale Verlangen der Finanz-Connaisseure nach Auskünften über mein Bühnenleben. Jahr für Jahr füge ich mich dieser Fügung und fülle abendfüllend Steuerformulare aus. Vermutlich lebenslang. Man kann nämlich eine begonnene Erwerbstätigkeit offenbar nicht gültig beenden. Vielleicht geben deshalb so viele Bühnenstars im Greisenalter ihre 40. Abschiedstournee.
Auf „Finanz Online“ gibt es zwar ein gut getarntes Abmeldungs-Feld, aber das funktioniert nur, wenn alle Rechtsmittelfristen aller Bescheide verstrichen sind. Also nie. Einfacher ist es, jahrzehntelang dieselbe Null-Euro-Erklärung abzugeben. Selbstverständlich doppelt, denn wer nichts einnimmt, muss extra enthüllen, dass er auch keinen Umsatz hatte. Meine Firlefinanz-Groupies reißen sich um Details: Sie fragen, wie die Ziffer Null ermittelt wurde (Brutto- oder Nettosystem) und – fast noch wichtiger – in welcher Branche die Nichttätigkeit erfolgte. Dazu dient ein Formular mit vielen exotischen Berufen (etwa: Anbau von Zuckerrohr, Herstellung von Besen, Raumtransport). Ich wähle stets per Würfel. Zum Schluss gewähre ich gnädig ein Autogramm. Für so anhängliche Anhänger tut man alles!