Weiter können Wassertropfen in der Steiermark nicht nach unten fallen. Mit einer Höhe von 65 Metern stürzen sie beim Günster Wasserfall - dem höchsten Wasserfall des Landes - in die Tiefe. 250 bis 300 Liter pro Sekunde rauschen über die zwei ausgeschliffenen Kessel und drei imposante Kaskaden hinab. Knapp drei Kilometer davor hätte man es geruhsamer haben können: am idyllischen Badesee Krakaudorf. Der zwischen 1100 und 1400 Metern gelegene Ort im Hochtal der Krakau firmiert als eines von 20 Bergsteigerdörfern in Österreich. Die Kulisse verrät, warum: Von Norden her münden mehrere große Trogtäler ein. Die umgebenden Gebirgskämme steigen mit ihren Hauptgipfeln bis über 2700 Meter in den Himmel.
Nicht nur optisch, auch witterungsmäßig gilt die Region als attraktiv. Aufgrund der gut durchlüfteten Ost-West-Ausrichtung des Tals sind Nebel selten. Dadurch gibt es auch wenig Niederschlag, dafür viel Sonnenschein.
Optimale Wanderbedingungen also - auch im Hinblick auf die kulinarische Grundversorgung. Denn auf vielen der typischen Almhütten, die man allerorts in den Niederen Tauern vorfindet, wird das Essen noch auf traditionelle Weise zubereitet. Das zwingt zur Differenzierung: Den auf der Nordseite der Tauern servierten, im Geschmack etwas eigenwilligen „Steirerkas“ sollte man auf keinen Fall mit dem „Steirerkas“ auf der Südseite verwechseln. Die Murtaler Variante ist nämlich ein schnittfester Kochkäse aus gereiftem Topfen, dem Kümmel, Pfeffer sowie Kochsalz und Milch beigemengt werden. Anschließend wird er durch Erhitzung geschmolzen und schmeckt völlig anders als sein Namensvetter im Norden.
Im Heimrevier des Murauer Bieres erübrigt sich zumindest die Frage, was es dazu zu trinken gibt. Gebraut wird es in der gleichnamigen Bezirkshauptstadt, die man nach einem knackigen Aufstieg und einem ebenso ausgedehnten Abstieg über die Stolzalpe erreicht, bevor es wieder eine Geländeterrasse höher zum Benediktinerstift St. Lambrecht und damit dem Eingangstor zum Naturpark Grebenzen geht.
Hier hat man dann die Wahl: entweder ein „Gipfelsieg“ auf der 1865 Meter hohen Grebenzen - mit Rastmöglichkeiten bei der Dreiwiesenhütte und dem Grebenzenhaus. Oder die gemütlichere Variante: den alten Pilgerweg hinauf zur Wallfahrtskirche Maria Schönanger. Die Tour endet, wie sie begonnen hat: bei einem Wasserfall. In diesem Fall in der Graggerschlucht.
Herbert Raffalt wandert mit Klaus Höfler