Geräuschlos setzt er ein mächtiges Bein vor das andere. Seine großen ledernen Ohren schlackern bei jeder Bewegung und mit seinen langen seidigen Wimpern blinzelt er ins Sonnenlicht. So imposant seine Erscheinung auch ist, so friedfertig ist er. Neugierige Kinder wagen sich immer wieder aufs Neue bis auf wenige Meter an ihn heran und springen kreischend zu Seite, wenn er sie mit Wasser aus seinem langen Rüssel erwischt. Das Konstrukt aus Stahl und Holz ist aber mehr als eine bloße Kunstinstallation, es ist der Elefant von Nantes.

Trotz der stolzen 48,4 Tonnen, die der Dickhäuter auf die Waage bringt, bewegt er sich mit seinen Gästen auf dem Rücken grazil über das Areal der „Machines de l’île“. Hier am ehemaligen Werftgelände an der Loire wird man in eine fremde Welt entführt. Mechanische Objekte prägen das Bild und lassen die Besucher von einer imaginären Welt träumen. Angelehnt an Ideen von Jules Vernes und Leonardo da Vinci entstehen in den Ausstellungshallen ständig neue Kreaturen.

Im Freien vor der Fertigungshalle führt eine zarte leuchtend grüne Linie den Besucher weiter in Richtung Norden, hinein in die Altstadt von Nantes. „Die Linie heißt ,Voyage à Nantes‘. Das ist ein Parcours der Kunst. Wenn man der Linie folgt, lernt man die junge, spritzige Seite von Nantes kennen“, erklärt Agnès Poras. Sie ist Fremdenführerin in der Stadt im Westen Frankreichs und versucht, Menschen zu zeigen, was sie hier zwischen moderner Ästhetik und historischen Bauwerken so wunderbar findet.

Während man Schritt für Schritt dem Zentrum näher kommt, geht man vorbei an den 18 Ringen von Daniel Buren und einem knallig gelben Kran, dem „Gure Titan“. „Der Kran war früher ein wichtiger Teil des Hafens. Er ist ein Relikt der alten Zeit und ist jetzt Teil der Kunstszene“, sagt Poras.

Imposante Häuser aus der Kolonialzeit mit prächtigen Fassaden reihen sich im Stadtinneren aneinander und lassen die Fußgänger verschwindend klein wirken. Unweit der historischen Einkaufspassage „Pommeraye“ liegt unscheinbar an der Ecke der Süßwarenladen „Les Rigolettes nantaises“. Die blauen Mosaiksteine leuchten im Sonnenlicht und die bunte Auslage lädt zum Verkosten der traditionellen Rigolettes oder klassischen Berlingots ein. Verkäuferin Céline erklärt: „Die Rigolette ist eine süße Spezialität mit einer Schale aus hartem Zucker und einer Füllung aus Marmelade. Der Berlingot hat vier dreieckige Flächen und schmeckt nach Himbeere, Zitrone und Pfefferminz.“

Je später es wird, desto lebendiger wird die Stadt. Das überrascht nicht, denn in der Nacht vom 21. Juni, dem ersten Tag des Sommers, wird in ganz Frankreich die „Fête de la Musique“ gefeiert. Ausgelassen zelebrieren Musikgruppen, Künstler und DJs an jeder Ecke der Stadt den Sommer. Es mischt sich Salsasound mit dem einen tiefen Bass und den Klängen von Trompeten. Das bunte Durcheinander an Melodien trägt die Besucher bis zum Morgengrauen.

Wenn es zwischendurch aber Zeit für eine Verschnaufpause und eine Stärkung wird, kann man sich im „La Cigale“, einer Brasserie, dem Genuss hingeben. Das Lokal mit dem üppigen Golddekor wurde 1865 eröffnet und zieht mit der französischen Küche in seinen Bann.

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