Sie kitzeln an den Füßen. Das ist sehr ungewohnt, aber je länger man auf den Stufen steht, die in den Vouliagmeni-See führen, desto angenehmer wird das Gefühl, das kleine Putzerfische an den Füßen hinterlassen. Bei der ersten Schwimmbewegung sind sie weg und das Brackwasser mit wenig Salzgehalt legt sich samtig über die Haut. Die Entspannung tritt sofort ein und lässt die Gedanken ins 20 Kilometer entfernte Stadtzentrum von Athen schweifen.
Modernes bietet dort den Rahmen für Antikes und erleichtert das Eintauchen in Sagen, Mythen und reale griechische Geschichte, und das nur knapp zwei Flugstunden von Wien entfernt.
Athen lebt sein historisches Erbe und hat auch das Glück, dass große Reederfamilien sich mit ihren Stiftungen um den nötigen Rahmen dafür bemühen.
Das jüngste Kind diesbezüglich ist das Stavros Niarchos Foundation Cultural Center an der Bucht von Faliro etwa vier Kilometer südlich des Stadtzentrums mit Blick auf Piräus. Der italienische Architekt Renzo Piano zauberte eine neue Heimat für 750.000 Bücher in der Nationalbibliothek und die Nationaloper, deren Opernsaal 1400 Besuchern Platz bietet.
Bauliche Einheit
Faszinierend dabei ist die bauliche Einheit des Gebäudekomplexes. Vom Operndach ausgehend, erstreckt sich über die Bibliothek hinweg ein Park im Ausmaß von 30 Fußballfeldern – eine öffentlich zugängliche grüne Oase in der Großstadt. Seit der Eröffnung im Jahr 2016 ein beliebter Treffpunkt für Athener und Touristen.
Bei Letztgenannten ist ein Höhepunkt immer wieder die Akropolis mit dem berühmten Parthenon-Tempel. „Will man hinauf auf den Akropolis-Berg, ist es ratsam, sich anzuschauen, ob Kreuzfahrtschiffe in Piräus liegen. Sind es viele, ist auch die Akropolis überlaufen“, erklärt der promovierte Historiker Nikos Lanser, der einen Athen-Besuch als Guide zu einem nachhaltigen Erlebnis macht und Zeus, Poseidon und Athene erzählend Leben einhaucht.
Jahrtausende alte Handwerkskunst
Glück gehabt! Die Massen an Besuchern schieben sich diesmal nicht hinauf auf den Stadtberg mit 2500 Jahre alten steinernen Zeitzeugen. Berühren verboten, anschauen erwünscht. Am Fuße des Stadtberges im Akropolis-Museum werden, neben Ausgrabungsschätzen, Handwerkskünste erlebbar gemacht, mit denen vor Tausenden Jahren Großartiges geschaffen wurde.
Zeit, zurück in die Gegenwart zu reisen: Im Stadtteil Kolonaki, wo Lokale traditionelle griechische Küche neu definieren, pulsiert die Stadt. Jung und Alt genießt in Athen und an der Riviera südlich der Stadt auch in der „kalten“ Jahreszeit angenehme Temperaturen – in den Sitzgärten, in angesagten Läden, bei Wein junger griechischer Winzer oder beim entspannten Schwimmen mit den kleinen Putzerfischen.